Freitag, 5. November 2010

Jungen- und Männer-Genderindex für Deutschland 2010.

Die 2004 gegründete Initiative MannDAT e.versteht sich als „unabhängige, überparteiliche Interessenvertretung für männliche Bürger“. Die Zielsetzung des Vereins besteht darin, vermeintlichen rechtlichen Benachteiligungen und öffentlichen Diskriminierungen von Männern zu beseitigen. Der Verein sieht sich als feminismuskritisch, jedoch nicht als Gegenbewegung zum Feminismus.

Der Verein gibt einen jährlichen Jungen- und Männer Genderindex heraus. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie, die sich auf Deutschland bezieht. Dieser Index fußt auf Daten des "Statistischen Bundesamtes der Länder" der "Bundesagentur für Arbeit" oder anderen offiziellen Statistiken. Im Vorwort der Studie heißt es, dass "die vorliegenden Zahlen (...) umso brisanter [sind], da sie von der deutschen Geschlechterpolitik gewöhnlich ignoriert oder verharmlost werden." Leider geht die Studie nicht die Methodik ein nach der gearbeitet wurde. Erst aus den Schautafeln und den Fußnoten lässt sich erschließen, auf welches Material die Autoren zurück greifen. Das ist eine Frage des wissenschaftlichen Stils.

Dafür werden die Ergebnisse bereits auf den ersten Studien säuberlich zusammen gefasst und den Leser*innen präsentiert. Das Hauptergebnis der Studie ist, dass Männer und Jungen in den östlichen Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland mehr an Diskriminierungen zu leiden haben als in den westlichen.

Die Studie erscheint mir jedoch mit Vorsicht zu genießen, weil z.B. das Kapitel Gesundheit im Wesentlichen mit der unterschiedlichen Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen operiert, ohne Gründe zu nennen. Ansonsten werden nur ein paar Zitate angefügt, die natürlich willkürlich durch ihre Auswahl sind. Tatsachen und Ergebnisse der Gender Medizin - beispielsweise, dass Männer wesentlich öfter einen Herzinfarkt erleiden, während Frauen ein größeres Brustkrebsrisiko haben, werden nicht einmal erwähnt. Neben der Gesundheit werden auch die Themen Bildung, Arbeit etc. besprochen. Natürlich werden auch die "heißen" Themen Sorgerecht für Väter und Gewalt an Männern (eventuell durch Frauen) statistisch ausgewertet. Aber auch hier fehlen Interpretationen und Gründe respektive Verbesserungsvorschläge.

Dieses Prozedere wirkt durch den gesamten Index. Es werden Zahlen verglichen und ein paar Zitate angefügt. Das Aufbereiten der Zahlen ist natürlich eine wichtige Sache. Jedoch werden kaum versucht Erklärungsmodelle für die Unterschiede zu generieren. Stattdessen werden Zitate unter dem Stichwort "Das sagt die Politik..." hinzugefügt. Insofern bietet dieser Index wenig Neues und kaum eine wirkliche Analyse. Dies ist bedauerlich.

Link zur Studie:

Mittwoch, 3. November 2010

Wissenschaft und Gender

Die österreichische Tageszeitung "die Presse" macht in letzter Zeit verstärkt mit Gender Mainstreaming-Berichten auf sich aufmerksam. Am 02. November 2010 veröffentlichte Thomas Kramar unter dem Titel Geschlechterklischees schaden auch Buben einen Artikel zum jährlichen Wissenschaftstag, der dieses Jahr unter dem Thema "Wissenschaft und Gender" abgehalten wurde.

Lesen Sie den Artikel auf die Presse und diskutieren Sie ihn...

Dienstag, 26. Oktober 2010

Halloween nach Geschlechtern

Der aus den Vereinigten Staaten von Amerika importierte Feiertag "Halloween" steht im wahrsten Sinne des Wortes vor der Tür und er darf als Vorverlegung des offiziellen Faschingsbeginns vom 11. 11. auf dem 31. Oktober betrachtet werden. Zudem bringt er dem Einzelhandel zusätzliche Einnahmen, was ja nicht unerfreulich ist - zumindest aus Volxwirtschaftlicher sicht.

Es ist natürlich auch ein Gesetz dieses inoffiziellen Feiertags, sich zu verkleiden. Die lieben Kleinen gehen von Tür zu Tür und die Erwachsenen nehmen an Halloween-Partys teil. Die Köstüme orientieren sich dabei natürlich stark an u.s.-amerikanischen Vorbildern und so stehen Horrorfiguren und Trickfilmbösewichte natürlich auf dem Programm.

Ein kleiner Check bei 2 bis 3 Anbieter*innen von Kostümen ergab doch ein interessantes Bild. Ein Wiener Anbieter betreibt schon bei den Kinderkostümen eine Unterteilung nach Geschlecht. Mädchen sind natürlich Hexen und Burschen dürfen sich als Dracula/Vampir verkleiden. Auch ist für die Burschen die wunderbare Scream-Maske reserviert. Bei den Frauen und Männerkostümen, die gesondert aufgeführt werden, sticht ein Trend hervor. Die Kostüme für Frauen sind tailliert, dekolltiert und haben eine große Beinfreiheit - mit anderen Worten sie sind sehr sexy. Ob Hexen, Spinnenfrau oder Teufelin, das Repertoire ist klassisch. Bei den Herren haben wir den Bereich des Horros. Die Kostüme zeigen kaum Haut, sondern verhüllen sehr stark. Es geht ums Verkleiden im ursprünglichen Sinn; nämlich eine andere Person sein zu dürfen. Dass diese Personen meist "böse" sind - ist teil des Festkultes. Rot und Schwarz dominieren als Farben und auch die Insignen sind eher im Totenkopfbereich zu Hause.

Bei einem anderen Online-Anbieter haben wir eine ähnliche Rollenverteilung. Männerkostüme sind böse und kraftvoll, oft an Superhelden und Horrorfiguren aus Comics angelehnt, Frauenkostüme sind eher sexy. Männerkostüme verkleiden im wahrsten Sinne des Wortes, Frauenkostüme betonen. Es lebe die Zweiteilung. Paarkostüme gibt es jedoch auch. Es handetl sich hier meist um Teufelskostüme.

Frauenbericht im Parlament

Der von SPÖ-Frauenministerin Heinisch-Hosek vorgelegte Frauenbericht erschien zwar schon vor eine Weile, doch wurde er erst am 22. Oktober im Parlament diskutiert. Der Antrag für diese Diskussion wurde von den „Grünen“ eingebracht.

Die ÖVP-Frauensprecherin Schittenheim präsentiert sich in ihrer OTS-Aussendung bereits vor der eigentlichen Plenarsitzung als Vorreiterin im Kampf gegen die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern. Sie verteidigt im Wesentlichen die anonymen Einkommensberichte, die ab 2011 kommen sollen. Der Bericht beinhalte die Anzahl der Frauen und Männer in den jeweiligen Verwendungsgruppen (Kollektivvertrag) und deren durchschnittliches Entgelt im Kalenderjahr. Das Einkommen von Teilzeitbeschäftigten soll auf ein Vollzeiteinkommen und jenes von zeitweilig Beschäftigten auf eine Jahresbeschäftigung hoch gerechnet werden.

Die Geschäftsleitung des jeweiligen Betriebs habe den Bericht dem Zentralbetriebsrat, den Betriebsausschüssen oder den Betriebsräten im ersten Quartal des darauffolgenden Jahres zu übermitteln – mit anderen Worten: Der Bericht für 2011 erfolgt dann im ersten Quartal 2012. Der Einkommensbericht unterliegt der Verschwiegenheitspflicht. Bei Nichteinhaltung kann mit bis zu 1500 Euro bestraft werden.

Die Grünen können weder diesem Berichtswesen, noch der allgemeinen Situation viel Positives abgewinnen. "Die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt ist noch genau so beschämend wie vor 15 Jahren. Obwohl Frauen bei den Bildungsabschlüssen enorm aufgeholt haben, werden Männer beim Einkommen und bei den Chefsesseln konsequent bevorzugt. Eigentlich kein Wunder, denn ernsthafte Maßnahmen der Regierung, um der Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken, fehlen komplett", kritisiert Abgeordnete Judith Schwentner,
Frauensprecherin der Grünen.

Frau Schwentner lässt dabei kein gutes Haar an der von Heinisch-Hosek inspirierten und von Schittenheim verteidigten Einkommenstransparenz, die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen erkennen lassen und vermindern soll. Die Grünen sehen die Gefahr, dass diese Maßnahme in ihr Gegenteil umschlägt – Arbeitnehmer*innen könnten durch die Androhung von Strafen seitens des Betriebes dazu veranlasst werden ihre Gehälter nicht preis zu geben.

Weiters verweist Schwentner auf den „Global Gender Gap Report“ 2010 vom Weltwirtschaftsforum. Beim Thema Einkommensgerechtigkeit zwischen Frauen und Männer käme Österreich in einem Ranking von 134 Ländern auf Platz 126 platziert. Die Grünen fordern erneut die Umsetzung eines gesetzlichen Mindestlohns in der Höhe von 1.300 Euro oder der Durchforstung der Kollektivverträge auf diskriminierende Bestimmungen.

Das BZÖ lässt durch seine Frauensprecherin Martina Schenk ausrichten, dass "der Frauenbericht nicht viel Neues auf[zeige]. Er [sei]aber ein umfassendes Nachschlagewerk und es [sei]gut und richtig, dass es diesen Bericht gibt". Weiters kritisiert das BZÖ, dass Österreich in der Einkommensgerechtigkeit zwischen Mann und Frau im EU-Vergleich an vorletzter Stelle liege.

Schenk fordert ein Aufbrechen der Klischees vom typischen Frauenberufen, die schlecht bezahlt seien etc. Leider handelt es sich dabei nicht um ein Klischee, sondern um eine Realität. In diesem Zusammenhang ist es spannend, dass das BZÖ das Thema Pflege auf den Tisch bringt. "82 Prozent der in Pflegeberufen tätigen Personen sind Frauen.“ so Schenk. Weiters seien „79 Prozent der pflegenden Angehörigen […] ebenfalls Frauen. Wenn man sich das Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen ansieht, soll man diesen Umstand nicht außer Acht lassen", so Schenk weiter. Angesichts der von der Regierung aufgebrachten Erhöhung der Pflegestufen gewinnt dieses Thema neue Brisanz. Es wäre interessant zu sehen, ob nach Einführung der neuen Pflegestufen noch mehr Frauen „freiwillig“ ihre Angehörigen pflegen werden.

Wie nicht wirklich anders zu erwarten hat die FPÖ wenig Freude mit dem Frauenbericht. "Beim vorliegenden Frauenbericht handelt es sich um ein ideologisches Machwerk und nicht um einen objektiven Bericht. Es wurde einmal mehr eine Chance vergeben, echte Verbesserungen für österreichische Frauen auf den Weg zu bringen", stellte FPÖ-Frauensprecherin NAbg. Carmen Gartelgruber in der Nationalratsdebatte zum 10. Frauenbericht fest. In der OTS-Aussendung heißt es weiter: „Die linke Stoßrichtung des Berichts zeige sich besonders in den bösartigen Unterstellungen, die Freiheitlichen würden Frauen auf ihre "reproduktiven Fähigkeiten" reduzieren und "ausländerinnenfeindliche Politik" betreiben.“

Frau Gartelgruber lässt Kritik an der meist weiblichen Teilzeitarbeit nicht gelten. Viele Frauen wünschten sich Teilzeitarbeit um ihre Kinder versorgen zu können. Die Frage ist in dieser Hinsicht eine Frage nach der Henne und dem Ei. Es mag schon richtig sein, dass viele Frauen Teilzeitarbeit bevorzugen, um sich um die Kinder zu kümmern. Nur dies ist oft nicht ein freier Wunsch, sondern Zwang, da die Kinderbetreuungsangebote nicht so gestaltet sind, dass Kinder einen gesamten Erwerbstag betreut werden – also zwischen 8 und 19 Uhr. Frau Gartelbauer bezeichnet den Bericht als „Pflichtübung in Gender Mainstreaming“. Interessant der Hinweis von Frau Gartelbauer, die sich um das Los junger Migrantinnen zu Sorgen scheint, indem sie fragt: "Wohin verschwinden all die jungen Frauen mitMigrationshintergund, die nach dem Pflichtschulabschluss weder zu arbeiten beginnen noch eine weiterführende Bildung absolvieren?"

Montag, 18. Oktober 2010

Geschlechtssensible Pädagogik

In der Presse online wurde am 18. Oktober ein Interview mit Cornelia Wustmann veröffentlicht. Sie ist Österreichs erste Professorin für Frühkindpädagogik. Laut Presse möchte Wustmann an der Uni Graz unter anderem in Zusammenarbeit mit einem Kindergarten das neue Bildungsverständnis erforschen und eine Plattform zur Professionalisierung der PädagogInnen aufbauen.

Das Interview ist in einigen Punkten sehr aufschlussreich. Es verdeutlicht noch einmal wie gewichtig Genderzuschreibungen sind. Das Interview kreist jedoch auch stark um den Einsatz von Männern in der frühkindlichen Pädagogik.

Das ganze Interview lesen sie: hier

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Obsorge der Kinder: Betätigungsfeld der FPÖ

Die Männerpartei-FPÖ betätigt sich seit einiger Zeit im Sinne der Kinderobsorge. Vereinfacht gesagt wird die Meinung vertreten, dass Väter bei der Obsorge für ihre Kinder diskriminiert werden.

Am 12. Oktober wurde Nationalsratspräsidentin Barbara Prammer eine Unterschriftenliste verschiedener Vereine (angeblich 2400 Unterschriften) überreicht. Die Forderung der Petition: Eine automatische Obsorge für beide Elternteile.

Laut FPÖ war die Reaktion von Barbara Prammer folgende:

"Als erste Reaktion auf die vielen Unterschriften engagierter Eltern, verkündete Prammer in ihrem Büro, dass sie in Zukunft Väter, die ihrer Obsorgepflicht nicht nachkommen, finanziell bestrafen wolle. In einem darauffolgenden kurzen Streitgespräch, erwies sich Barbara Prammer einmal mehr als brave Dohnal Schülerin. Fossile links-ideologische Schreckensgespenster kamen ans Tageslicht, alte Fronten verhärteten sich, orthodoxer Staatsfeminismus versus modern gelebte Demokratie. Auch den von Ing. Hofer eingebrachten Einwand, bezüglich der missbräuchlichen Verwendung des Wegweiserechts, wehrte
die Nationalratspräsidentin mit einer Verharmlosung der leicht
belegbaren Missstände reflexartig ab. "Kinderrechte spielen
anscheinend noch immer keine Rolle für die Nationalratspräsidentin. Alles außer - Väter als die Bösewichte schlechthin zu sehen - passt anscheinend nicht in ihr eng gestricktes Weltbild", so Hofer."


Die Entgegenung aus dem Büro der Nationalratspräsidentin ließ nicht lange auf sich warten.

Die heute von Abgeordnetem Norbert Hofer (FPÖ) in einer
Aussendung aufgestellte Behauptung, wonach Kinderrechte für
Prammer "keine Rolle spielen" würden, sei darum schlichtweg
falsch, so Marschall. Es habe auch keinesfalls ein Streitgespräch
stattgefunden, wie von Hofer dargestellt, sondern ein
Meinungstausch, wie er im Parlament üblich ist. Dabei habe
Prammer auch der Darstellung Hofers widersprochen, Frauen würden das Wegweiserecht missbräuchlich einsetzen. Das Wegweiserecht ist für Prammer ein eminent wichtiges Instrument für Frauen, um Konflikten zu entkommen und sich vor Gewalt in Schutz zu bringen.
Die NR-Präsidentin nimmt jede Petition entgegen und führt sie dem in der Geschäftsordnung vorgesehenen parlamentarischen Prozess zu, unberührt davon, ob sie sich mit der jeweiligen Sache
identifiziert oder nicht.


Bahnt sich hier eine neue Front zwischen SPÖ und FPÖ an. Eines ist klar. Ein heikles Feld, auf dem sich ein Kampf zwischen Mann und Frau auch politisch abspielt. Die Diktion der FPÖ ist ideologisch interessant. Jede feministische Position wird diskursiv auch als ewiggestrig dargestellt. Mit anderen Worten: die Aussendung von Herrn Hofer zeigt einmal mehr, dass die FPÖ gar nicht daran interessiert ist, das Thema gemeinsame Obsorge konstruktiv zu lösen und z.B. im Falle einer Scheidung eine verpflichtende Mediation einzufordern. Es geht vielmehr darum, ein durchaus berechtigtes Thema, das zudem kaum pauschal diskutiert werden kann (jeder Obsorgefall stellt sich anders dar und das Wohl der Kinder steht immer im Vordergrund) als ideologischen Spielball zu nehmen. Auch wenn Barbara Prammer sich auf einen - wie sie es meint Meinungsaustausch mit Herrn Hofer - einließ, ist die Reaktion von Hofer einfach eine Diffamierung.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Werbung ersetzt Gender Mainstreaming

"Die Freie Welt" ist durchaus eine lesenswerte Sache. Vor allem empfinde ich es als wichtig nicht immer Dinge zu lesen, die die eigene Meinung bestätigen. Auch Kontroverses kann durchaus den Geist stärken und bisweilen die eigene Position ergänzen.

Frau Kelle vertritt so eine Meinung. Sie wehrt sich offensichtlich gegen den "Gender-Wahn", was mich in meiner Vorurteilshaftigkeit immer an irgendwelche Rechtsaußenpositionen denken lässt.

Der von ihr verfasste Beitrag aus "Die Freie Welt" trägt den sicherlich reißerischen Titel: "Die Männer sind die neuen Frauen." Die These, die Frau Kelle vertritt, ist eine relativ einfache. Durch Werbung kann mensch sehen, dass sich die Rollenbilder verändert haben. Die Männer würden ihre weibliche Seite annehmen und leben. Sie geht sogar so weit, den Wahlkampf zwischen Obama und Clinton als einen Kampf zwischen zwei Frauen zu bezeichnen. Clinton nämlich als Frau, die unbedingt ihren Mann stehen wollte und dementsprechend tough auftrat und Obama, der seine "weibliche" Seite in den Vordergrund stellte und nicht starre Männlichkeitsphantasien eines Commander in Chief.

Aber das Stichwort ist ja die Werbung und der Markt. Frau Kelle referiet, dass jene Brands am wertvollsten seien, die als "Humine" gesehen werden würden; also Marken, die sowohl "human" als auch "feminine" seien. Es würden eben heute in der Werbung andere Maßstäbe gesetzt. Der Marlboro Man sei definitiv out. Die Entdeckung von Frauen als bestimmende Käuferschicht in vielen männlichen Bereichen und die Männer als potentielle Zielgruppe für klassisch weibliche Produkte haben dies sicherlich noch befördert. Dem kann eigentlich nicht wirklich widersprochen werden. Gender Mainstreaming also Hand in Hand mit einer Konsumideologie. Ein sehr amerikanisches Denken. Zuerst kommt der Erfolg, dann die Ideologie. Um Frau Kelle einmal selbst zu Wort kommen zu lassen:

Und diese Annäherung des typisch Männlichen an das – bislang - typisch Weibliche lässt sich an unzähligen Beispielen beobachten. Männer und rosa Hemden ist eines davon. Heute in allen Farbnuancen auch bei gehobenen Herrenaustattern zu haben, waren sie noch vor zehn Jahren höchstens für schräge Vögel oder vielleicht homosexuelle Männer öffentlich tragbar. Heute ist die Farbe bis in die Chefetagen etabliert und Mode ist generell keine Frauendomäne mehr. Jogi Löw trägt taillierte Hemden und blaßblaue Seidenpullöverchen am Spielfeldrand. Die Männer respektieren ihn, manche kopieren ihn und die Frauen finden ihn irgendwie niedlich. Da ist er wieder: Der „Ach-wie-ist-der-süß-Effekt“– irgendwie stereotyp aber offenbar wahr und überraschend: Er schreckt Männer nicht ab.


Aber geht es wirklich darum, massenkompatibel zu sein und sowohl Männer und Frauen für sich zu begeistern? Oder ist es doch noch immer so, dass die Unterschiede, die bestehen und die nicht erklärbar sind nach wie vor durch Gender Mainstreaming angekreidet werden müssen. Wenn die Werbung und der Konsum so wirklich die Annäherung der Geschlechter betreibe und die Rollenverteilung aufweichen würde, warum werden Frisörleistungen für Männer und Frauen noch immer so unterschiedlich berechnet? Wieso ist die Gehaltsschere zwischen Mann und Frau nicht geschlossen? Und nicht zuletzt: Wieso gehen Männer nicht in Karenz, wenn sie die neuen Frauen sind. Und schließlich muss Frau Kelle sich den Einwand gefallen lassen, dass die Welt die sie kennt, von der sie berichtet, in der Männer die neuen Frauen sind, eine Welt der Besserverdienenden ist, eine Welt in der rosa Hemden für Männer und Kosmetika durchaus eine Rolle spielen können...Dadurch, dass Werbung jedoch per se Massenkommunikation ist und auch Sehnsüchte definiert, könnte an ihrer These etwas dran sein

Auf jeden Fall ein interessanter Beitrag, der weiter diskutiert werden sollte.

Beitrag von Birgit Kelle

Dienstag, 5. Oktober 2010

Woman ohne FPÖ

Wie die Wiener Wochenzeitung "Der Falter" in einer OTS-Aussendung meldet, hat die Chefredaktion der Frauenzeitschrift "Woman" beschlossen, keine FPÖ. Die Chefredakteurin Euke Frank wird mit dem Satz zitiert:

"Ich hatte immer schon eine Abneigung gegen alles, wofür die FPÖ steht. Als Barbara Rosenkranz dann Tage brauchte, um herauszufinden, ob sie für oder gegen das Verbotsgesetz ist, wurde mir klar, die kommt bei uns nicht vor. Seitdem gab es keine einzige
FPÖ-Geschichte."

Es ist natürlich leichter für eine so genannte Frauenzeitschrift auf Inhalte einer Männer- und Burschenschaftspartei zu verzichten, zumal wahrscheinlich das Werbe- und Anzeigenvolumen seitens der FPÖ auch vernachlässigbar ist. Auf der anderen Seite ist es auch schön, wenn eine Redakteurin ihre Meinungsfreiheit so gestaltet, über bestimmte Menschen und Themen nicht zu berichten. Ein Beispiel, das vielleicht Schule macht.

OTS Aussendung "Der Falter"

Sonntag, 3. Oktober 2010

Der Ahriman Verlag und der Feminismus

Ein auf den ersten Blick witziges Plakat ziert derzeit die Wiener Straßen. Nein, es ist nicht die Rede von einem Parteiplakat einer wahlwerbenen Partei, sondern von einem Hinweis auf eine Veranstaltung im Wiener Narrenturm.

Auf Einladung des Freiburger Ahriman-Verlags in Zusammenarbeit mit dem E-zine www.evolver.at wird Frau Dr. Kerstin Steinbach einen "Rückblick auf den Feminismus" halten. Frau Steinbach (ein Pseudonym) ist Autorin des Ahriman-Verlags und Autorin des Buches "Es gab einmal eine bessere Zeit ...(1965-1975)". Vom Verlag gibt es folgende Information zum Buch:
Warum wüten der Papst und die Feministinnen gegen die Werbung der 70er Jahre? Waren sie paranoisch oder treffsicher? – In Wahrheit bildeten die gehaßten Bilder das Herz einer besseren Zeit, die im allgemeinen Gedächtnis zerstört und verdrängt werden soll. Steinbach gräbt sie gegen den Willen der Medien und aller sonstigen Gleichschalter wieder aus ...

Veranstaltungsplakat zu "Rückblick auf den Feminismus" im NarrenturmDas klingt zunächst einmal nicht unbedingt negativ. Eine gewisse Kritik zum Feminismus der 70er Jahre darf aus der Position der Nachgeborenen durchaus erlaubt sein, dennoch beschlich mich anlässlich des Plakats ein komisches Gefühl. Mit EMMA-Chefin Alice Schwarzer in Form einer Karrikatur und den Schlagwörtern aus dem Bedeutungsfeld der Sexualität lässt sich natürlich Aufmerksamkeit erzielen. Auch eine dezente Abbildung einer blonden nackten Frau (mit Schamhaar sic!!) lässt auf die Inhalte schließen und erfüllt in einer "Sex-Sells-Aufmerksamkeitsökonomie" durchaus seinen Zweck. Auch das Logo des Ahriman-Verlags ist eine eindeutige Botschaft: Teufel mit Dreizack und erigiertem Penis. Eine kleine Recherche im Internet brachte einige Informationen, die ich potenziellen Besucher*innen des Vortrags am 15. Oktober nicht vorenthalten möchte.

Telepolis-Artikel zum Ahriman-Verlag
Weblog allophilia: Bericht einer Lesung
Beitrag zum Buch von Steinbach

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