Transgender

Dienstag, 20. September 2011

Tatort entdeckt Intersexualität und Transsexualität

Der "Tatort" ist nicht nur Krimi, sondern auch Gesellschaftsportrait. Nicht selten kommt es vor, dass in mehreren kurz aufeinander folgenden Folgen, ähnliche Themen bearbeitet wurden. Dies ist dann lähmend, wenn gute Themen zu sehr mit dem moralischen Zeigefinger dargeboten werden. Im Tatort vom vergangenen Wochenende (18. 09. 2011) war das Thema Inter,- respektive Transsexualität. Auch in der Woche zuvor, wurde die Thematik bearbeitet. Im Kölner Tatort kamen Gentrification und Alter als Nebenschauplätze hinzu. Vor allem Edgar Selge in der Rolle von Trudi (einer alternden Transsexuellen, die nie den Schritt der Geschlechtsanpassung) sorgte für die schauspielerischen Glanzlichter und eine unglaubliche Differenzierung.

Der Fall aus Münster legte noch eins drauf. Eine ehemalige Schulfreundin von Karl Friedrich Boerne wurde getötet. Im Verdacht gerät der Tennisstar in spe namens Nadine Petri und die Entourage der Tennisspielerin. Der künftige Star ist intersexuell und die Trainereltern sind sehr besorgt, dies nicht publik werden zu lassen. Ein perfektes Motiv.

Boerne und Thiel sind nicht unbedingt bekannt für ihre Subtilität, gehören vielleicht auch deshalb zu den beliebtesten Ermittlerteams der deutschen Krimiserie. Dass gerade die Ermordung einer - wie sich herausstellt - transsexuellen Schulfreundin von Wissenschaftspreisträger Boerne die menschlichen Seite des eher snobbish Charakters hervorbringt, darf als ungewöhnlich bezeichnet werden. Der gemütliche Frank Thiel, der eigentlich nichts anderes als das Pokalspiel seines geliebten FC Sankt Pauli gegen die Bayern aus München sehen möchte, zeigt dich trotz chronischer Genervtheit, äußerst sensibel im Umgang mit der intersexuellen verdächtigen Tennishoffnung Nadine Petri. Auch werden Geschlechterzuschreibungen spannend auf die Spitze getrieben. So wird bekannt, dass das Mordopfer in einem machistischen Mordclub mit Namen Wotan Wolves Mitglied war (natürlich als Mann) und alle Menschen müssen sich Pullover ausziehen, um den Männlichkeits-Weiblichkeitstest zu bestehen. (von unten rauf gezogen = Frau; von hinten über den Kopf gezogen = Mann).

Auch wenn Teile der Geschichte bisweilen etwas unglaubwürdig wirkt, wird die Geschlechterthematik mit feinem Humor dargebracht. Vielleicht wird der Tatort seiner Rolle als Abbild der Gesellschaft auch in dieser Hinsicht wieder einmal gerecht und schafft ein Stück weitere Normalität.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Die ewigen Vorwürfe

Es ist Frauenfußball-WM in Deutschland. Der Frauenfußball kann sich somit ein Stück weit einer breiten deutschsprachigen Öffentlichkeit präsentieren. Das ist gut so. Leider haben wir es wieder einmal mit den üblichen Verdächtigungen bezüglich Geschlecht und Spitzenleistung zu tun. Konkret im Verdacht stehen diesmal Spielerinnen aus Äquatorialguinea stehen unter dem Verdacht eigentlich "Männer" zu sein. Das Schema ist ein altbewertes. Afrikanische Frauen, die besondere Leistungen bringen, werden schnell als Männer verunglimpft. Im Zentrum der Anschuldigungen, die seitens verschiedener Parteien erhoben werden steht die Spielerin Genova Asonma, die ihrerseits bei Jena in Deutschland spielt. Weiters wurden die Schwestern Simpore verdächtigt. Sie reisten erst gar nicht nach Deutschland Jade Boho wurde kurz vor Turnierbeginn suspendiert wegen Verstößen gegen die Fifa-Regularien. Zusätzlich spielen 7 eingebürgerte Brasilianerinnen für das Team des kleinsten afrikanischen Staates.

Für Neid und Missgunst ist natürlich gesorgt.

In verschiedenen Interviews nimmt die afrikanische Spielerin Stellung.

Link: die Zeit

Samstag, 28. August 2010

HTL Spengergasse Wien mit erstem offen transexueller Lehrerin 1.0.

Eine Nachricht, die die Tageszeitung der KURIER verbreitete, schlägt kurz vor Schulbeginn in Wien hohe Wellen. In der HTL Spengergasse - einer renommierten Schule für textiles Gestalten und Informationstechnologie in Wien - hat ein/e Lehrer*in angekündigt im Herbst in Frauenkleidern unterrichten zu wollen.

Besagte Lehrerin befinde dich erst im Anfangsstadium ihrer Geschlechtsanpassung, wolle aber ihre Schülerin auf die Thematik sensibilisieren. Der Elternverein läuft Sturm und verlangt eine Freistellung der Lehrerin. Das eingeschaltete Ministerium sieht indes kein Problem. Die Schule sei schließlich "ein Ort der Toleranz".

Link: Kurier

Der Fall von Andrea S. sorgte für großen Widerhall in den Medien. So berichtete der ORF auf seiner Website vom ersten Schultag der Lehrerin Andrea S.

Die Spengergasse begleitete diese Premiere mit Maßnahmen. Gemeinsam mit dem Unterrichtsministerium wurde deshalb ein Maßnahmenpaket vereinbart: Zum Schulstart soll es für Schüler und Lehrer Informationsveranstaltungen und die Möglichkeit zu Gesprächen mit Psychologen geben, es wurde ein Info-Telefon eingerichtet und in der ersten Einheit wird der Direktor Andrea S. in die Klassen begleiten. so der ORF.

Link: ORF

Mittwoch, 31. März 2010

Es geht auch ohne...

Es geht auch ohne... Geschlechtsanpassung. Bisher mussten Transgender-Personen, die sich im falschen Körper wähn(t)en, nebst Therapien, Hormonbehandlungen und weiteren "Prozeduren" auch eine Geschlechtsanpassung operativer Natur ausführen lassen und beim Innenministerium anführen, um offiziell auch Geschlecht und Namen in den noch offizielleren Dokumenten, die uns als Staatsbürgerinnen oder Staatsbürger ausweisen (tertium non datur), eintragen zu lassen.

Dies ist nun anders. Nach mehreren hochrichterlichen Erkenntnissen, sei eine solche Geschlechtsanpassung nicht notwendig, um eine Person eine geschlechtskorrektur im staatsbürgerschaftlichen Sinne vornehmen zu lassen.

Die Standard berichtet in ihrer Onlineausgabe, dass Michaela P. die erste Frau sei, die vom Innenministerium, nach langem Kampf und hohen Prozesskosten, eine solche Personenstandsänderung auch ohne Anpassung der Geschlechtsteile zuerkannt bekommt. Und das Schöne daran: Sie soll nicht die einzige sein. Dieser Umstand ist sehr erfreulich. Das Innenministerium blockierte über Gebühr die Erkenntnisse von Verwaltungsgerichtshof und Verfassungsgerichtshof. Ob nach der Absage von Eberau und einem generellen Asylaufnahmezentrum und der Bewilligung von Personenstandsänderungen ohne Operation nun das liberale Tauwetter ins österreichische Innenministerium Einzug hält? Man_frau wird sehen.

Fazit: Nachdem nun gerichtlich und verwaltungstechnisch transgender-Personen wieder ein Stück Normalität für sich erkämpfen konnten, bleibt nur noch die gesellschaftliche Toleranz zu erkämpfen. Aber wie sagte die deutsche Moderatorin Nina Ruge so treffend: "Alles wird gut."

Link zum Artikel auf die Standard

Donnerstag, 4. Februar 2010

Olympische Spiele und das Geschlecht 1.2.

Wir erinnern uns noch gut an die letzten sportlichen Hochjubelleistungsveranstaltungen. Und wir erinnern uns an Caster Semenya. Sie startete 2009 bei den Leichtathletikweltmeisterschaften und distanzierte ihre Konkurrentinnen um über 2 Sekunden, was Gerüchte um die Intersexualität von Semenya nährte. Nach diesem überdeutlichen Sieg wurde eine Untersuchung des Geschlechts angeordnet, obwohl bereits vor dem Rennen die Startberechtigung getestet wurde. Oder wie es Elisabeth Gollackner (Fm4) formuliert: Frauen mit zu breiten Schultern und zu wenig Brust fallen den Herren Doktoren zum Opfer.

Der Internationale Leichtathletikverband untersuchte, welches Geschlecht Semenya habe. Im April 2010 erreichte die internationalen Medien die Nachricht, dass die Athletin wieder in Saragossa starten wolle; allerdings wolle die Athletin die Untersuchung noch abwarten.

Caster Semenya erhielt vom Internationalen Leichtathletik-Verband wieder die Starterlaubnis im Juli 2010. Es bestünden laut IAAF keine Bedenken mehr an ihrem Geschlecht.

Die Inszenierung der Geschlechter und das Festhalten an der rigorosen Zweiteilung der Welt in Mann und Frau ist nirgendwo so rigoros wie in der Welt des Sports. Zarte Versuche "gemischte" Bewerbe, wie etwa beim Tennis im Mixed-Double oder beim Alpinen Ski in einem Nationenbewerb mit jeweils 3 Männern und Frauen einzuführen verstärken diese Trennung eher als dass sie sie vermindern.

Die Idee zum Beispiel eine Transgenderkategorie bei bestimmten Bewerben einzuführen erscheint wohl den meisten Funktionären und Funktionärinnen so absurd, dass nicht einmal darüber nachgedacht wird.

Elisabeth Gollackner erwähnt zwar Semenya - aber angesichts der Winterolypiade wäre es spannend an Erik/a Schinegger zu erinnern. Erika Schinegger wurde 1966 Abfahrtsweltmeisterin. Als sie 1968 zur Olympiade antreten sollte, musste sich sich einem Test unterwerfen, da es Verdachtsmomente gegen Fahrerinnen aus dem damaligen Ostblock gab. Es kam heraus, dass Erika Schinegger Pseudohermaphrodit, da seine/ihre Geschlechtsteile nach innen gewachsen waren und dies von Baby auf, nicht diagnostiziert wurde.

Erika Schinegger ließ sich operieren und wurde zu Erik Schinegger. Er versuchte nun bei den Herren mitzufahren, doch trotz mehr als ansprechender Trainingszeiten blieb ihm die Aufnahme ins Herren-Nationalteam verweht. 2005 wurde ihr/sein Schicksal verfilmt.

Gender Trouble also auch im österreichischen Sport.

Semenya auf Wikipedia
Elisabeth Gollackner

Mittwoch, 12. November 2008

Kidman und das dritte Geschlecht 1.1.

Die Nachricht schlug ziemlich wie eine Bombe ein, als bekannt wurde, dass die australische Schauspielerin Nicole Kidman die Rolle von Einar Wegener spielen wolle - und den Film "Danish Girl" produziere.

Zur Geschichte


Der dänische Künstler Einar Wegener unterzog sich in Deutschland einer Geschlechtsanpassung. Bei einer zweiten Operation verschied Einar Wegener/Lili Elbe.

Laut einem Wikipedia Eintrag wurde Lili Elbe eines Tages geboren, als ein weibliches Model für Gerda Wegener (Ehefrau Einar Wegeners) ausfiel. Gerda bat ihren Mann Strümpfe und Heels zu tragen, um die Beine des Models sozusagen zu ersetzen. Einar fühlte sich sehr wohl in dieser Aufmachung.

In den 1920 kleidete sich Wegener immer wieder als Frau. Die Operation erfolgte 1930 unter der Aufsicht von Magnus Hirschfeld, dem Rosa von Praunheim ein filmisches Denkmal als "Einstein des Sex" setzte. Wegener ist angeblich die erste transsexuelle der Geschichte.

Einar Wegener/Lili Elbe war angeblich intersexuell und hat sehr weibliche Züge.

Die Novelle "The Danish Girl" erschien 2001 (Autor David Eberhoff).

Nun soll der Film entstehen. Charlize Theron übernimmt die Rolle der Gerda.

Am 10. November wurde bestätigt, dass Gwyneth Paltrow und nicht wie bisher vermutet Charlize Theron die Rolle der Gerda. Der Film soll vom Schweden Thomas Alfredson gedreht werden.

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Das fand ich auch rasend komisch. Manueller Trackback: http://alteeule .blogage.de/entries/2011/9 /19/Ein-Tatort-und-die-Art -einen-Pullover-auszuziehe n
eule70 (Gast) - 21. Sep, 01:14
Tatort entdeckt Intersexualität...
Der "Tatort" ist nicht nur Krimi, sondern auch Gesellschaftsportrait....
spruecheklopfer - 20. Sep, 19:50
Eine OTS-Aussendung zum...
Es ist ja nicht unsere Sache hier im Weblog, komplette...
spruecheklopfer - 16. Sep, 18:59

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