Donnerstag, 4. Februar 2010

AK für Sie - Gleiche Chancen, gleicher Lohn..

Die Arbeiterkammer, die ja eigentlich eine Arbeiter_innenkammer sein sollte, fordert in der Zeitschrift "AK für Sie" (Ausgabe Februar 2010) gleiche Chancen und gleichen Lohn für Frauen und Männer. Angeblich sind es ja Leute wie Sie und ich, die auf der Straße befragt werden und ihre persönliche Sicht der Dinge preis geben. Es fällt nur auf, dass die Kurzinterviews mit Erik Hentsch, Astrid Seis und Co. wie die Stehsätze der derzeitigen Frauenpolitik/Frauenministerin klingen. Frauen in Führungspositionen, mehr Betreuungsangebote für arbeitende Frauen, Vorbildfunktion der Politik, Männer in die Karenz, flexible Freizeitangebote für Frauen etc. und natürlich noch bessere Karenzmodelle. Dies bedeutet nicht, dass die angebotenen Positionen schlecht seien... Es fällt nur auf, dass in den Interviews keine Gegenstimmen laut werden oder Positionen, die etwas Neues bringen würden. Modelle der Grundsicherung werden nicht angedacht, ebenso wenig wie gesetzliche Mindestlöhne. Ich weiß schon: auch diese Modelle sind nicht neu. Aber die geneigten Leser_innen finden auch kaum Worte darüber, dass die Betriebe stärker in die Pflicht genommen werden sollen. Wo sind die flächendeckenden Betriebskindergärten, die Automatisierungsabgaben bei Rationalisierungsprozessen, der Wegfall der Gruppenbesteuerung für Großunternehmen, die Besteuerung auf überlange Öffnungszeiten (Teilzeit existiert ja vor allem auch im Handel), die verstärkte Kontrolle der Schwarzarbeit vor allem in den neuralgischen Sektoren Bau und Gastronomie respektive Soziales (Pflege, Nachhilfe) etc.

Aber noch einmal: es sind vor allem die Unternehmen in die Pflicht zu nehmen. Motivierte Mitarbeiter_innen, die ordentlich bezahlt - und nicht ausgepresst werden wie die sprichwörtliche Zitrone - bringen dem Unternehmen à la longue mehr als das kurzfristige Anziehen der Sparschraube.

Olympische Spiele und das Geschlecht 1.2.

Wir erinnern uns noch gut an die letzten sportlichen Hochjubelleistungsveranstaltungen. Und wir erinnern uns an Caster Semenya. Sie startete 2009 bei den Leichtathletikweltmeisterschaften und distanzierte ihre Konkurrentinnen um über 2 Sekunden, was Gerüchte um die Intersexualität von Semenya nährte. Nach diesem überdeutlichen Sieg wurde eine Untersuchung des Geschlechts angeordnet, obwohl bereits vor dem Rennen die Startberechtigung getestet wurde. Oder wie es Elisabeth Gollackner (Fm4) formuliert: Frauen mit zu breiten Schultern und zu wenig Brust fallen den Herren Doktoren zum Opfer.

Der Internationale Leichtathletikverband untersuchte, welches Geschlecht Semenya habe. Im April 2010 erreichte die internationalen Medien die Nachricht, dass die Athletin wieder in Saragossa starten wolle; allerdings wolle die Athletin die Untersuchung noch abwarten.

Caster Semenya erhielt vom Internationalen Leichtathletik-Verband wieder die Starterlaubnis im Juli 2010. Es bestünden laut IAAF keine Bedenken mehr an ihrem Geschlecht.

Die Inszenierung der Geschlechter und das Festhalten an der rigorosen Zweiteilung der Welt in Mann und Frau ist nirgendwo so rigoros wie in der Welt des Sports. Zarte Versuche "gemischte" Bewerbe, wie etwa beim Tennis im Mixed-Double oder beim Alpinen Ski in einem Nationenbewerb mit jeweils 3 Männern und Frauen einzuführen verstärken diese Trennung eher als dass sie sie vermindern.

Die Idee zum Beispiel eine Transgenderkategorie bei bestimmten Bewerben einzuführen erscheint wohl den meisten Funktionären und Funktionärinnen so absurd, dass nicht einmal darüber nachgedacht wird.

Elisabeth Gollackner erwähnt zwar Semenya - aber angesichts der Winterolypiade wäre es spannend an Erik/a Schinegger zu erinnern. Erika Schinegger wurde 1966 Abfahrtsweltmeisterin. Als sie 1968 zur Olympiade antreten sollte, musste sich sich einem Test unterwerfen, da es Verdachtsmomente gegen Fahrerinnen aus dem damaligen Ostblock gab. Es kam heraus, dass Erika Schinegger Pseudohermaphrodit, da seine/ihre Geschlechtsteile nach innen gewachsen waren und dies von Baby auf, nicht diagnostiziert wurde.

Erika Schinegger ließ sich operieren und wurde zu Erik Schinegger. Er versuchte nun bei den Herren mitzufahren, doch trotz mehr als ansprechender Trainingszeiten blieb ihm die Aufnahme ins Herren-Nationalteam verweht. 2005 wurde ihr/sein Schicksal verfilmt.

Gender Trouble also auch im österreichischen Sport.

Semenya auf Wikipedia
Elisabeth Gollackner

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