Tatort entdeckt Intersexualität und Transsexualität

Der "Tatort" ist nicht nur Krimi, sondern auch Gesellschaftsportrait. Nicht selten kommt es vor, dass in mehreren kurz aufeinander folgenden Folgen, ähnliche Themen bearbeitet wurden. Dies ist dann lähmend, wenn gute Themen zu sehr mit dem moralischen Zeigefinger dargeboten werden. Im Tatort vom vergangenen Wochenende (18. 09. 2011) war das Thema Inter,- respektive Transsexualität. Auch in der Woche zuvor, wurde die Thematik bearbeitet. Im Kölner Tatort kamen Gentrification und Alter als Nebenschauplätze hinzu. Vor allem Edgar Selge in der Rolle von Trudi (einer alternden Transsexuellen, die nie den Schritt der Geschlechtsanpassung) sorgte für die schauspielerischen Glanzlichter und eine unglaubliche Differenzierung.

Der Fall aus Münster legte noch eins drauf. Eine ehemalige Schulfreundin von Karl Friedrich Boerne wurde getötet. Im Verdacht gerät der Tennisstar in spe namens Nadine Petri und die Entourage der Tennisspielerin. Der künftige Star ist intersexuell und die Trainereltern sind sehr besorgt, dies nicht publik werden zu lassen. Ein perfektes Motiv.

Boerne und Thiel sind nicht unbedingt bekannt für ihre Subtilität, gehören vielleicht auch deshalb zu den beliebtesten Ermittlerteams der deutschen Krimiserie. Dass gerade die Ermordung einer - wie sich herausstellt - transsexuellen Schulfreundin von Wissenschaftspreisträger Boerne die menschlichen Seite des eher snobbish Charakters hervorbringt, darf als ungewöhnlich bezeichnet werden. Der gemütliche Frank Thiel, der eigentlich nichts anderes als das Pokalspiel seines geliebten FC Sankt Pauli gegen die Bayern aus München sehen möchte, zeigt dich trotz chronischer Genervtheit, äußerst sensibel im Umgang mit der intersexuellen verdächtigen Tennishoffnung Nadine Petri. Auch werden Geschlechterzuschreibungen spannend auf die Spitze getrieben. So wird bekannt, dass das Mordopfer in einem machistischen Mordclub mit Namen Wotan Wolves Mitglied war (natürlich als Mann) und alle Menschen müssen sich Pullover ausziehen, um den Männlichkeits-Weiblichkeitstest zu bestehen. (von unten rauf gezogen = Frau; von hinten über den Kopf gezogen = Mann).

Auch wenn Teile der Geschichte bisweilen etwas unglaubwürdig wirkt, wird die Geschlechterthematik mit feinem Humor dargebracht. Vielleicht wird der Tatort seiner Rolle als Abbild der Gesellschaft auch in dieser Hinsicht wieder einmal gerecht und schafft ein Stück weitere Normalität.
eule70 (Gast) - 21. Sep, 01:14

Pulloverausziehen als Geschlechtsmerkmal


Aktuelle Beiträge

Platzmangel
Aus gegebenem Anlass: Manderl und Weiberl wird weitergeführt...
spruecheklopfer - 1. Okt, 06:27
Sylvie Francoise Van...
Neulich besprach ich in einer lustigen Runde das Thema...
spruecheklopfer - 25. Sep, 11:54
Pulloverausziehen als...
Das fand ich auch rasend komisch. Manueller Trackback: http://alteeule .blogage.de/entries/2011/9 /19/Ein-Tatort-und-die-Art -einen-Pullover-auszuziehe n
eule70 (Gast) - 21. Sep, 01:14
Tatort entdeckt Intersexualität...
Der "Tatort" ist nicht nur Krimi, sondern auch Gesellschaftsportrait....
spruecheklopfer - 20. Sep, 19:50
Eine OTS-Aussendung zum...
Es ist ja nicht unsere Sache hier im Weblog, komplette...
spruecheklopfer - 16. Sep, 18:59

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6045 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Okt, 06:27

Credits


Arbeitsmarkt
Aufgelesen
Cartoon
Gender und Geld
Ideologische Spielwiese
Kommunikation
Kurz notiert
Lexikon
MIszellen
Produkte für den Mann
Produkte für die Frau
Produkte für Sie und Ihn
Sprache und Geschlecht
Transgender
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren