Freitag, 24. September 2010

Damenwahl in Graz

Seit 104 Tagen ist sie nun online; die Website des Projektes "Damenwahl". Sie soll denm steirischen Wähler*innen Unterstützung geben bei der Wahl der richtigen Partei - je nachdem ob die Themen Gleichstellung der Geschlechter für die Wähler*innen wichtig sind oder nicht. Interessant sind auch die Reaktionen der Parteien auf die Messungen der jeweiligen Parteiprogramm durch "Damenwahl". Diese wurden ebenfalls der Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme übermittelt. Fein säuberlich als PDF.

Hinter dem Projekt steht die "Unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz" Maggie Jansenberger. Die Ergebnisse entstanden in dem eine bestimmte Zahl an "Wahlprüfsteinen" zur Untersuchung der Parteiprogramme heran gezogen wurde. Wahlprüfsteine waren z.B. Fremden- und AusländerInnenbeschäftigungsgesetze ändern, Gesundheit fördern und Frauen im Gesundheitswesen beteiligen, Unter-, Fehl- und Überversorgung von Frauen im Gesundheitswesen abbauen. Die Liste der Parameter entschied über die Geschlechtergerechtigkeit der einzelnen Programme.

Dabei schnitten die KPÖ und die Grünen eher gut ab, die anderen Parteien inklusive SPÖ eher schlecht. Keiner dieser Bausteine berührte explizit eine Verbesserung oder Gleichstellung der Männer.

Sollten Sie sich also in Graz noch nicht entschieden haben, welcher Partei Sie Ihre Stimme leihen, so könnte die "Damenwahl" eine entscheidene Hilfe sein.

Link: Damenwahl

Donnerstag, 9. September 2010

... eine neue ÖVP-Frauenpolitik?

Mit Dorothea Schittenhelm wurde eine neue ÖVP-Frauenchefin bestellt. Der breiten Öffentlichkeit mag Schittenhelm wenig bekannt sein, sie gilt jedoch als feste Größe in Niederösterreich.

Die bisherigen Stationen von Schittenhelm in Auflistung:
Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag 1997–2007, Mitglied des Gemeinderates der Marktgemeinde Bisamberg seit 1990, Vizebürgermeisterin der Marktgemeinde Bisamberg 1995–2000, Bürgermeisterin der Marktgemeinde Bisamberg seit 2000, Landesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung Niederösterreich seit 2000, Bezirksparteiobfrau der ÖVP Korneuburg seit 1996. Sie sitzt seit 2007 im Parlament. Aus der Parlamentsinfo erhalten wir auch noch folgende Informationen. Ich zitiere:

"Privat ist Schittenhelm verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie schätzt Bisamberger Riesling und Schinkenstrudel, die südliche Steiermark ist ihr liebstes Reiseziel. Privat liest sie gerne Politikerbiographien, hört Austropop oder Barockmusik und frönt dem Radfahren und dem Walken.

Na da kann ja nichts mehr schief gehen.

In einem Interview mit der Presse steckt die neue Frauenchefin ihren frauenpolitischen Claim ab. Sie outet sich als die Initiatorin der Idee, Gertrude Brinek zur Volksanwältin zu machen und steht für eine 50 Prozent Quote weiblicher Parlamentsabgeordneter in allen Parteien. Eine Quote, die allerdings bisher auch in der eigenen Partei, der ÖVP, kaum vor der Realisierung steht, da die männerdominierten Bünde großen Einfluss haben.

Bei Themen, die etwas von Frauenministerin Heinisch-Hosek vorgegeben werden, zeigt sich die Niederösterreicherin deutlich zurückhaltender. Sie mag keine Quoten bei Aufsichtsräten und auch bei der von der ÖVP-geforderten Transferdatenbank bleibt sie auf Parteilinie. Leise Kritik übt sie an dem Modell der Transferdatenbank lediglich darin, dass sie der Meinung ist, dass "dadurch keine Familien geschädigt" werden dürften. Ferner sieht sie die Ehe nicht als Lebensversicherung von Frauen. Deutlich radikaler ist Schittenhelm, wenn es um den Islam geht. Sie fordert ein Burkaverbot.

Links:

Presseinterview
Parlament

Mittwoch, 8. September 2010

...hört die Signale

Die Forderung, dass Gleichstellungspolitik und Gender Mainstreaming sich an mindestens zwei Geschlechtern (männlich/weiblich) orientieren sollte, wurde in vielen Kreisen als reaktionär bezeichnet. Politik sei im Wesentlichen Männerpolitik und somit müsse die Gleichstellungspolitik sich in erster Linie um die Belange der Frauen widmen, um das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern aufzufüllen und in die Waage zu bringen.

Wenn nun aufVorwärts.de Frau Monika Dittmer fordert, dass die deutsche Sozialdemokratie mit ihren Gremien die Gleichbehandlungspolitik auch männlich ausrichten müsse, dann sorgt dies zweifelsohne für ein "hört, hört".

Frau Dittmer, Gleichbehandlungsbeauftragte der Stadt Goslar, befürchtet, dass die Thematik der Gleichbehandlungspolitik langsam aber sicher verschwinden könne, wenn nicht die "Männerpolitik" in die Gleichbehandlungspolitik einbezogen werden würde.

Diese Forderung erscheint in erster Linie nur wie eine Reformulierung des Gender Mainstreaming-Gedankens, ist jedoch angesichts der Tatsache, dass im deutschsprachigen Raum Gender Mainstreaming oft mit Frauenförderung gleich gestellt wird, nicht weiter verwunderlich. Der Aufruf von Dittmer Gleichbehandlungspolitik neu zu bewerten wäre auch in Österreich sehr wichtig. Vor allem die Versuche einer rechtskonservativen Väterbewegung Fuß zu fassen, die Diskriminierung von LesBiSchwulen unter dem Decknmäntelchen der Gender-Mainstreaming-Kritik, wie sie u.a. von Frau Barbara Rosenkranz propagiert wird, sowie der alles andere als tolerante Umgang mit transexuellen Personen und Persönlichkeiten (Lehrer*in in der Spengergasse) würden eine derartige Reformulierung des Gender Mainstreaming-Gedankens auch in Österreich als wichtigen Schritt erscheinen lassen. Und Gender Mainstreaming gehört auf alle Fragen des Geschlechts ausgeweitet, also auch auf eine Anerkennung des so genannten dritten Geschlechts.

Samstag, 28. August 2010

20 Jahre "Die Präsidentinnen"

die Präsidentinnen von Werner Schwab in einer Inszenierung von Hubsi Kramar. Mit einer Jubiläumsaufführung wird im 3raum-anatomietheater von Hubsi Kramar dem 1994 verstorbenen Dramatiker Werner Schwab gedacht und sein erfolgreichstes Stück neu inszeniert. "Die Präsidentinnen" gehört zu Schwabs Zyklus der "Fäkaldramen" und hatte 1990 - also vor genau 20 Jahren - Premiere. Für die Inszenierung zeichnet der "Herr" des Hauses Hubsi Kramar verantwortlich.

Das Stück zeigt drei Frauen. Grete, Erna und Mariedl sind die drei Präsidentinnen, die zusammen sitzen und über ihr Leben, aber auch über die Belohnungen, die das Leben für die bereit halten könnte, phantasieren. Der Rahmen wird durch eine Videoeinspielung zu Beginn der Inszenierung vorgegeben. Von alpenländischer Bergromantik im Volksmusikgewand hinüber zu Johannes Paul II. Unreflektierte Heile-Welt-Idylle und katholischer Erlösungsgedanke sind dann auch zwei Parameter die Schwab benutzt, um sie vom permanenten Gebrabbel von Geschlecht und Scheiße konterkarrieren zu lassen.

Die Charaktere sind grob und wirken überzeichnet. Erna ist die bigotte Frömmlerin, Grete das dralle Männerweib und Mariedl, der "Dorfdepp", die Närrin, die zur hellsichtigen "Wahrheitssagerin wird. Alle drei haben ihr "Packerl" zu tragen und trotzdem oder gerade deshalb schaffen sie es, sich in Allmachtsphantasien zu steigern, die einen schwer sexuellen Background haben. Es geht jedoch auch um einen gruppendynamischen Prozess. Der erste Teil des Stückes unterliegt dem Motto "Pöbel schlägt sich, Pöbel verträgt sich" oder um es mit den Worten von Werner Schwab im Stück zu sagen: ss muss immer wieder "eine Nächstenliebe aufgebaut werden". Erna, Grete und Mariedl hecheln nach Anerkennung und Liebe. Die Allianzen in diesem Zusammenspiel wechseln. Die Dreifaltigkeit der Bigotterie wird gesteigert um sich in einer Paarbeziehung aufzulösen. Es kommt wie es kommen muss. Aus dem Dreiergespann wird eine Zweierbeziehung - wenn auch anders von Grete und Erna erdacht. Sie entledigen sich des schwächsten Glieds um sich nicht länger machtlos zu fühlen.

Nebenbei führte Schwab eine Thematik ein, die noch heute zu den gesellschaftlichen Tabus gehört. Die Sehnsüchte alleinstehender älterer Frauen ohne wirkliche (Aus)bildung, die ihr ganzes Leben mit Arbeit verbrachten und - oder wie im Falle von Grete - Anerkennung über ihre Körperlichkeit suchten.

Was 1990 noch als kompromissloses, schonungsloses Theater mit fixen Bezügen zur Gesellschaft (Waldheim, Johannes Paul II) galt, hat heute fast schon kommödienhafte Züge. Das Lachen verstummt jedoch zusehens bei Mariedls Dialog - und hier wird die textliche Stärke von Werner Schwab überdeutlich. Die Verhältnisse werden umgekehrt. In den Rollen sind Lucy McEvil, die so etwas wie ein Artist in residence des Theaters ist, Lilly Prohaska und Roswitha Soukop zu sehen. Die österreichische Kritik reagiert begeistert.

HTL Spengergasse Wien mit erstem offen transexueller Lehrerin 1.0.

Eine Nachricht, die die Tageszeitung der KURIER verbreitete, schlägt kurz vor Schulbeginn in Wien hohe Wellen. In der HTL Spengergasse - einer renommierten Schule für textiles Gestalten und Informationstechnologie in Wien - hat ein/e Lehrer*in angekündigt im Herbst in Frauenkleidern unterrichten zu wollen.

Besagte Lehrerin befinde dich erst im Anfangsstadium ihrer Geschlechtsanpassung, wolle aber ihre Schülerin auf die Thematik sensibilisieren. Der Elternverein läuft Sturm und verlangt eine Freistellung der Lehrerin. Das eingeschaltete Ministerium sieht indes kein Problem. Die Schule sei schließlich "ein Ort der Toleranz".

Link: Kurier

Der Fall von Andrea S. sorgte für großen Widerhall in den Medien. So berichtete der ORF auf seiner Website vom ersten Schultag der Lehrerin Andrea S.

Die Spengergasse begleitete diese Premiere mit Maßnahmen. Gemeinsam mit dem Unterrichtsministerium wurde deshalb ein Maßnahmenpaket vereinbart: Zum Schulstart soll es für Schüler und Lehrer Informationsveranstaltungen und die Möglichkeit zu Gesprächen mit Psychologen geben, es wurde ein Info-Telefon eingerichtet und in der ersten Einheit wird der Direktor Andrea S. in die Klassen begleiten. so der ORF.

Link: ORF

Montag, 16. August 2010

Kultur und Wissenschaftsbericht der Stadt Wien 2009

Wie einer OTS-Aussendung der zuständigen MA7 zu entnehmen ist, erschien der Kunst- und Kultur- sowie Wissenschaftsbericht samt Frauenkulturbericht der Stadt Wien 2009 Anfang August. Er
präsentiert eine umfassende Übersicht des vielfältigen, von der Stadt Wien geförderten Kulturlebens; große Festivals wie Wiener Festwochen und Viennale sind ebenso vertreten, wie die freie Theater- und Musikszene.

Wie es in der Aussendung heißt, sei die Präsentation eines separaten Frauenkulturbericht ein großes Highlight. In der Tat sind die Förderung sauber nach Frauen/Männern eingereicht, egal ob es sich um die Bereiche Film oder Wissenschaft handelt. So ist für den Bereich Film etwa zu erkennen, dass nach wie vor der große Teil der Regisseur*innen männlich ist, wenn auch die Anzahl der weiblichen Regisseur*innen, die gefördert wurden, im Vergleich zu 2008 gestiegen ist.

Der Kultur- und Wissenschaftsbereich zeigt deutlich in welchen Bereichen eine gewissen Parität erzielt wurde (beispielsweise Geisteswissenschaft) und in welchen Bereichen nach wie vor mehr "Männer" aktiv sind.

Abgesehen von der Gender-Thematik ist der Kultur- und Wissenschaftsbericht der Stadt Wien natürlich auch ein guter Indikator für die Kulturpolitik der Stadt.


Link: Kunstbericht 2009

Freitag, 6. August 2010

"Heute" fordert Sandra Frauenberger

Vor einiger Zeit berichtete "Manderl und Weiberl" über das Engagement der Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger gegen sexistische Werbung im Allgemeinen und jener der Brauerei "Hirter" insbesondere. Das Ergebnis war, dass der Werberat sich mit der Plakatserie beschäftigte.

Anlässlich einer Arbeit von Marlene Haring, die eine junge nackte Frau zeigt, fordert die Tageszeitung "Heute" Sandra Frauenberger möge aktiv werden. Am 03. August titelt "Heute":

"Nackt vor der Secession: Frau Stadträtin, bitte Ihr Einsatz!"

Der Ton des Artikels ist hämisch. Zitat: "Nach ihrem Kampf gegen die Hirter-Mädels hat SP-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger jetzt wieder eine Möglichkeit, sich zu „profilieren“" Profilieren zwischen Anführungszeichen signalisiert eine starke Relativierung. Ebenso relativierend heißt es dann: "– ob Frauenberger diese „Ausbeutung einer Frau“ als Werbung für eine Ausstellung wohl hinnehmen kann?" . "Ausbeutung der Frau" wurde wieder zwischen Anführungszeichen gestellt - der/die Autor*in vermittelt deutlich, dass er oder sie keine Ausbeutung der Frau wahrnehmen kann. Es geht um Provokation. Süffisant wird ebenso erinnert, dass die SPÖ im Jahre 1982 einmal mit einer Blondine "oben ohne" Werbung machte.

Nach einer Stellungnahme von Sandra Frauenberger greift "Heute" das Thema in der Ausgabe vom 05. August erneut auf; diesmal mit deutlich weniger reißerischem Titel. Der/die Textverantwortliche sieht nunmehr "Große Diskussion über Nackte!". Sandra Frauenberger vertrete die Positioen, dass der Vergleich zwischen Kunst und kommerzieller Werbung nicht zulässig sei. Die Menschen von "Heute" verstehen jedoch nicht, wieso Frauenberger im Falle der Secession nicht von Sexismus spreche. Der/die Autor*in resümiert fast schon enttäuscht: "Also diesmal doch kein Sexismus-Alarm. Komisch eigentlich, denn nur das Haupthaar verdeckt den Busen des Fotomodels, sogar Schamhaare sind zu sehen."

Vielleicht sollten die Autor*innen von "Heute" den Blick vom Schamhaar der abgebildeten jungen Frau nach oben auf die Secession richten, wo in goldenen Lettern steht: "Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit." Das Sujet von Marlene Haring zeigt eine Badende im besten Sinn. Das Sujet der Badenden verkörpert eine lange und wichtige Tradition in der Kunstgeschichte. Zudem ist die abgebildete junge Frau komplett anonymisiert. Ihre Nackheit verschwindet unter der Körperbehaarung. Zudem wird eine intime sehr persönliche Alltagssituation, die die meisten von uns in irgendeiner Weise schon einmal erlebten, in einen öffentlichen Kontext gestellt. Das Bild wirft Fragen auf. Es regt zur Diskussion und zur Interpretation an.

Ganz im Gegensatz zur "Hirter"-Werbung. Hier sollen nackte junge Frauen ein Produkt verkaufen, mit dem sie nichts zu tun haben. Sie sind bloße Dekoration für das Bier. Abgesehen davon, dass die Inszenierung von der Hirter-Werbung kaum zum Nachdenken anregt, sondern nur nach dem Schema "sex sells" arbeitet.

Aber das Beste ist: "Heute" nimmt es mit dem Sexismus ja nicht so genau. Das "Mäderl von Seite 3" ist nur eine Darstellung von nackten Frauen in der Ausgabe vom 5. August. Und wer einen Artikel über den "Renovierten Balkon" (sprich Busen) von Prinzessin Stéphanie von Monaco bringt, disqualifiziert sich von alleine.

secession

Mittwoch, 4. August 2010

Gender Mainstreaming an Unis = Frauenförderung

Laut einem Artikel des "Studikurier" ist das Thema Gender Mainstreaming nach wie vor an den Unis präsent. Die Ideen zur Umsetzung sind nicht neu und die Ziele nach wie vor dieselben. Es besteht ein eklanter Widerspruch zwischen Studierenden und Lehrenden, was das Geschlecht betrifft. Angeführt wird die Veterinärmedizin in Wien. Zitat: "An der VetMed Wien studieren über 80 Prozent Frauen. Weibliche wissenschaftliche Mitarbeiter gibt es immerhin noch 60 Prozent. Bei Habilitierenden sinkt die Quote bereits auf 40 Prozent. Ähnlich drastisch wie in der EU wird es auch in Österreich bei Professuren: Von allen Professoren an der VetMed sind nur noch rund 18 Prozent weiblich."
Mit anderen Worten: Ein großer Teil der weiblichen Studierenden geht für die Lehre verloren. Interessant wäre es in jedem Falle die Gründe zu eruieren. Da das veterinärmedizinische Studium vor allem eine Berufsausbildung darstellt, wäre zu überprüfen, wie das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Tierärzt*innen ist. Desweiteren wäre zu schauen, ob viele ehemalige Studentinnen der Veterinärmedizin nicht in andere Jobs gegangen sind oder aus Gründen der Familienplanung und der Karenz zu Hause bleiben. Erst bei der genauen Erhebungder Gründe für ein derart hohes Dropout, lassen sich auch wirkungsvolle Programme erarbeiten.

Zudem ist die Frage zu stellen, warum bestimmte Studienrichtungen "weiblich" und andere wiederum "männlich" sind. Wenn über Quoten bei den Lehrenden nachgedacht wird, sollte dies auch beim Studieneingang passieren. Denkt man/frau Gender Mainstreaming konsequent, dürfte es also auf der Vetmed in Wien auch keinen Frauenanteil von 80 Prozent bei den Studierenden geben. Aber dies könnte natürlich als frauendiskriminierend ausgelegt werden. Dennoch: Quote ist in jedem Fall diskriminierend und sie wird es noch mehr, wenn einzelne Bereiche mit Quoten "geschützt" werden.

Die andere Möglichkeit ist, dass man/frau vom Geschlecht absieht und ein Exzellenzsystem einführt. Auf gut lateinisch: Ein Numerus Clausus könnte in eine andere Richtung wirken und nur die besten sollten unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sozialem Status studieren. Aber das riecht ja bekanntlicherweise nach Elitendenken.

Link: Frauen in der Wissenschaft

Mittwoch, 28. Juli 2010

Sandra Frauenberger ist gegen sexistische Werbung

Die neue Werbung der Brauerei "Hirter" hat bereits für einiges an Aufsehen gesorgt. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, da Aufmerksamkeit die Währung und das eigentliche Ziel von Werbung sind. Allerdings sollte nicht das Werbesujet, sondern das Produkt im Vordergrund des öffentlichen Interesses stehen. Das Sujet der Firma "Hirter" wurde bereits von der Redaktion von "die Standard" mit der unehrenwerten Zitrone bedacht. Die Begründung ist eindeutig:

"Wie im folgenden Fall, in dem der Bierhersteller "Hirter" - nach Vorbild anderer Brauereien (...) - mit weiblichen Nackedeis für jeden Geschmack ohne jeglichen Geschmack wirbt. Jede der Frauen, eine Brünette, eine Rothaarige und eine Blonde, steht für einen "Fasstyp". Und weil Bier und Busen wie Faust aufs Auge passen, hat jemand sicher lang um arg viele Ecken gedacht, um diese Verbindung neu zu interpretieren. Rausgekommen ist ein Sujet, das billig, blöd und anachronistisch wirkt." (Quelle: diestandard)

Besagte Werbung scheint es auch der Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger "angetan" zu haben. Laut Aussage der Stadträtin scheinen die Selbstregulierungsmaßnahmen der Werbewirtschaft nicht mehr zu greifen, woraufhin sie eine Briefkampagne initiierte, bei der Bürger*innen ihrem Ärger über sexistische Werbung Luft machen können.

Es wurden zwei Briefe vorbereitet: Ein Musterbrief richtet sich an das Unternehmen direkt für das geworben wird. Ein zweiter Brief richtet sich an den Österreichischen Werberat.

Diese Aktion ist insofern bemerkenswert, da sie die Selbstbestimmung der Menschen und ihre Artikulation stärkt und nicht dem allgemeinen Trend der Stadt Wien nach Überregulierung nachkommt. Nicht ein neues Gesetz zum Verbot von sexistischer Werbung muss her, sondern die Sensibilisierung der Bürger*innen, dass kritischer und gerechtfertigter (in Inhalt und Ton) Einspruch etwas bewirken kann. Insofern finde ich die Kampagne mehr als begrüßenswert.

Link: Kampagne

Herr Ulfig wundert sich...

Alexander Ulfig ist Philosoph. Und als promovierter Philosoph zum Thema "Lebenswelt" sorgt er sich in letzter Zeit sehr stark um den männlichen akademischen Nachwuchs. In einem Beitrag auf "eigentümlich frei" stellt er sich die Frage, warum sich die professorale Elite nicht gegen die Bestimmungen der Gleichbehandlungsbeauftragten wehrte. Er ortet bei der Bestellung von akademischen Personal an den hiesigen Universitäten eine überdurchschnittliche Frauenförderung. Ich zitiere:

"Die Gleichstellungspolitik zeichnet sich durch einseitige Förderung und Bevorzugung von Frauen aus. Sie gewinnt in allen Bereichen der Gesellschaft immer mehr an Einfluss. Nirgendwo wird sie so vehement realisiert wie an den Universitäten. Nirgendwo stößt sie aber auf so wenig Kritik und Widerstand wie im akademischen Bereich."


Da Alexander Ulfig Wissenschaftler ist, findet er auch Begründungen für dieses Vorgehen. Das Engagement von männlichen Professoren für die Kolleginnen wäre einerseits karrieretechnisch motiviert, andererseits würden die - Martin von Creveld zitierend - "sich Männer für Frauen auch dann engagieren, wenn es ihnen persönlich oder ihrem Geschlecht schadet, weil sie damit eine Schuld zurückzahlen. Schließlich wurden sie von Frauen zur Welt gebracht und von ihnen erzogen - die Stärke der Frauen ist das schlechte Gewissen der Männer."

Der folgende Satz von Uhlig ist allerdings sehr spannend: "Das Leid, das Männer Frauen angeblich zugefügt haben, soll kompensiert werden." Die Betonung liegt auf "angeblich". Ulfig vergisst die historische Perspektive. Frauen wurden Jahrhunderte von den Universitäten fern gehalten. Die ersten Frauen konnten sich gerade einmal vor 100 Jahren an den Universitäten etablieren - allerdings unter schwierigsten Bedingungen. Und auch heute noch ist keine Rede von Gleichberechtigung an den Universitäten. Dass die so genannte "positive Diskriminierung" nicht der letzten Weisheit Schluss ist, darüber ließe sich trefflich diskutieren. Viele männliche Studenten können es heute noch immer nicht nachvollziehen, wenn sie von frauenspezifischen Seminaren ausgeschlossen werden. ABER und nun kommt das große "aber". Anstatt eine Opferrolle des Mannes zu konstruieren, wäre es interessant und sinnvoll, konstruktiv am Thema Gleichberechtigung mitzuarbeiten anstatt neue männerbündische Aktivitäten anzudenken, die das angebliche Ungemach von Quotenregelungen und Gleichbehandlungsbeauftragten bekämpfen sollen. Dies gilt jedoch nicht nur für das Thema Geschlecht, sondern auch für viele anderen Bereiche (soziale Herkunft und Bildungsstandards um nur ein Beispiel zu nennen).

Noch ein Wort zum Medium "eigentümlich frei". Die Zeitschrift "eigentümlich frei" bezog sich in ihrer Anfangszeit auf den Vater des "Individualanarchismus" Max Stirner - vor allem durch den Titel. Die Zeitschrift scheint sich jedoch in eine radikalliberale Richtung entwickelt zu haben.

Artikel von Alexander Ulfig: hier

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spruecheklopfer - 20. Sep, 19:50
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spruecheklopfer - 16. Sep, 18:59

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