Mittwoch, 28. Juli 2010

Sandra Frauenberger ist gegen sexistische Werbung

Die neue Werbung der Brauerei "Hirter" hat bereits für einiges an Aufsehen gesorgt. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, da Aufmerksamkeit die Währung und das eigentliche Ziel von Werbung sind. Allerdings sollte nicht das Werbesujet, sondern das Produkt im Vordergrund des öffentlichen Interesses stehen. Das Sujet der Firma "Hirter" wurde bereits von der Redaktion von "die Standard" mit der unehrenwerten Zitrone bedacht. Die Begründung ist eindeutig:

"Wie im folgenden Fall, in dem der Bierhersteller "Hirter" - nach Vorbild anderer Brauereien (...) - mit weiblichen Nackedeis für jeden Geschmack ohne jeglichen Geschmack wirbt. Jede der Frauen, eine Brünette, eine Rothaarige und eine Blonde, steht für einen "Fasstyp". Und weil Bier und Busen wie Faust aufs Auge passen, hat jemand sicher lang um arg viele Ecken gedacht, um diese Verbindung neu zu interpretieren. Rausgekommen ist ein Sujet, das billig, blöd und anachronistisch wirkt." (Quelle: diestandard)

Besagte Werbung scheint es auch der Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger "angetan" zu haben. Laut Aussage der Stadträtin scheinen die Selbstregulierungsmaßnahmen der Werbewirtschaft nicht mehr zu greifen, woraufhin sie eine Briefkampagne initiierte, bei der Bürger*innen ihrem Ärger über sexistische Werbung Luft machen können.

Es wurden zwei Briefe vorbereitet: Ein Musterbrief richtet sich an das Unternehmen direkt für das geworben wird. Ein zweiter Brief richtet sich an den Österreichischen Werberat.

Diese Aktion ist insofern bemerkenswert, da sie die Selbstbestimmung der Menschen und ihre Artikulation stärkt und nicht dem allgemeinen Trend der Stadt Wien nach Überregulierung nachkommt. Nicht ein neues Gesetz zum Verbot von sexistischer Werbung muss her, sondern die Sensibilisierung der Bürger*innen, dass kritischer und gerechtfertigter (in Inhalt und Ton) Einspruch etwas bewirken kann. Insofern finde ich die Kampagne mehr als begrüßenswert.

Link: Kampagne

Herr Ulfig wundert sich...

Alexander Ulfig ist Philosoph. Und als promovierter Philosoph zum Thema "Lebenswelt" sorgt er sich in letzter Zeit sehr stark um den männlichen akademischen Nachwuchs. In einem Beitrag auf "eigentümlich frei" stellt er sich die Frage, warum sich die professorale Elite nicht gegen die Bestimmungen der Gleichbehandlungsbeauftragten wehrte. Er ortet bei der Bestellung von akademischen Personal an den hiesigen Universitäten eine überdurchschnittliche Frauenförderung. Ich zitiere:

"Die Gleichstellungspolitik zeichnet sich durch einseitige Förderung und Bevorzugung von Frauen aus. Sie gewinnt in allen Bereichen der Gesellschaft immer mehr an Einfluss. Nirgendwo wird sie so vehement realisiert wie an den Universitäten. Nirgendwo stößt sie aber auf so wenig Kritik und Widerstand wie im akademischen Bereich."


Da Alexander Ulfig Wissenschaftler ist, findet er auch Begründungen für dieses Vorgehen. Das Engagement von männlichen Professoren für die Kolleginnen wäre einerseits karrieretechnisch motiviert, andererseits würden die - Martin von Creveld zitierend - "sich Männer für Frauen auch dann engagieren, wenn es ihnen persönlich oder ihrem Geschlecht schadet, weil sie damit eine Schuld zurückzahlen. Schließlich wurden sie von Frauen zur Welt gebracht und von ihnen erzogen - die Stärke der Frauen ist das schlechte Gewissen der Männer."

Der folgende Satz von Uhlig ist allerdings sehr spannend: "Das Leid, das Männer Frauen angeblich zugefügt haben, soll kompensiert werden." Die Betonung liegt auf "angeblich". Ulfig vergisst die historische Perspektive. Frauen wurden Jahrhunderte von den Universitäten fern gehalten. Die ersten Frauen konnten sich gerade einmal vor 100 Jahren an den Universitäten etablieren - allerdings unter schwierigsten Bedingungen. Und auch heute noch ist keine Rede von Gleichberechtigung an den Universitäten. Dass die so genannte "positive Diskriminierung" nicht der letzten Weisheit Schluss ist, darüber ließe sich trefflich diskutieren. Viele männliche Studenten können es heute noch immer nicht nachvollziehen, wenn sie von frauenspezifischen Seminaren ausgeschlossen werden. ABER und nun kommt das große "aber". Anstatt eine Opferrolle des Mannes zu konstruieren, wäre es interessant und sinnvoll, konstruktiv am Thema Gleichberechtigung mitzuarbeiten anstatt neue männerbündische Aktivitäten anzudenken, die das angebliche Ungemach von Quotenregelungen und Gleichbehandlungsbeauftragten bekämpfen sollen. Dies gilt jedoch nicht nur für das Thema Geschlecht, sondern auch für viele anderen Bereiche (soziale Herkunft und Bildungsstandards um nur ein Beispiel zu nennen).

Noch ein Wort zum Medium "eigentümlich frei". Die Zeitschrift "eigentümlich frei" bezog sich in ihrer Anfangszeit auf den Vater des "Individualanarchismus" Max Stirner - vor allem durch den Titel. Die Zeitschrift scheint sich jedoch in eine radikalliberale Richtung entwickelt zu haben.

Artikel von Alexander Ulfig: hier

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