Ideologische Spielwiese

Mittwoch, 2. Juni 2010

FPÖ und Gender Mainstreaming, die x-te

Carmen Gartelgruber ist FPÖ Nationalratsabgeordnete.
Die Tirolerin - Mutter von drei Kindern und Buchhalterin - versteht Politik als das, "was wir draus machen." Bevor es jetzt zu Unkenrufen kommt: Die Tatsache, dass Frau Gartelgruber Mutter von drei Kindern ist, wäre eigentlich nicht so wichtig, würde sie auf ihrer Homepage und in ihrem Lebenslauf nicht explizit darauf hinweisen.

Als FPÖ-Abgeordnete macht sich Frau Gartelgruber so ihre Gedanken zum Thema Gender Mainstreaming. Vielleicht hat die tiroler FPÖ-Abgeordnete das Thema von Frau Rosenkranz geerbt, nachdem die Ergebnisse der Präsidenschaftswahl weit hinter den selbst gesteckten Zielen blieb.

Frau Gartelgruber vertritt die Meinung, dass Frauen und Männer zwar gleichwertig seien (was für ein Fortschritt), dass sie jedoch biologisch unterschiedlich seien. Sie begründet dies mit dem Argument, dass Frauen nun einmal die Kinder bekämen und nicht die Männer. Zudem seien die Chromosomen bei beiden Geschlechtern unterschiedlich. Nun den ersten Punkt können wir nicht abstreiten, obwohl auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Es soll ja schon "Frauen" gegeben haben, die Kinder gebären und dann bemerkt haben, dass ihr eigentliches Geschlecht "männlich" ist. Außerdem ist die Sache mit den Chromosomen auch nicht immer so eindeutig. Ich nenne das Stichwort "Intersexualität." Aber diese Ausnahmen sind ja im Weltbild mancher Menschen eine quantité négligeable.

Zudem bedauert Frau Gartelgruber, dass Frauen in die Vollerwerbsrolle gedrängt werden würden. Dies passiere vorallem "aus fragwürdigen ideologischen Motiven." Sie beendet ihre Ausführungen mit dem folgenden Satz: "Was dabei an funktionierenden Strukturen und zwischenmenschlichen Bindungen, besonders auch zwischen Müttern und Kindern, zerstört wird, spielt offenbar keine Rolle." Dies lässt den Schluss zu, dass Frau Gartelgruber den Eindruck hat, Frauen sollten sich um ihre Kinder kümmern.

Frau Gartelgruber fragt sich zum Beispiel nicht, wieso viele Frauen arbeiten müssen. Sie fordert auch nicht, dass Männer dazu beitragen, dass die von ihr angesprochene Bindung zwischen Kindern und Müttern möglich wird, indem Männer Arbeiten im Haushalt übernehmen und die Frauen entlasten respektive - oh Gott - selbst eine "Bindung" zu ihren Kindern aufbauen.

Die OTS-Aussendung von Frau Gartelgruber bestätigt eindrucksvoll, dass die FPÖ-Frauenpolitik eine "zurück an den Herd"-Politik ist. Sie geißeln Gender Mainstreaming als ideologisches Werkzeug und verschweigen, dass sie selbst mit einer biologistischen Naturgesetztheorie operieren.

Link: OTS Aussendung Gartelgruber

Donnerstag, 8. April 2010

Die Rechte und Gender Mainstreaming

Dass im Zuge von Frau Rosenkranz' Wahlkampf für das Amt der Bundespräsidentschaft ihr Buch "MenschInnen - Auf dem Weg zum geschlechtslosen Menschen" wieder hervorgezogen wird, verwundert die geneigten Leser_innen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Es ist eben Zeit alles in die Waagschale zu werfen, was Frau Rosenkranz zu bieten hat. Vorallem nachdem Frau Rosenkranz sich mit ihren verharmlosenden Aussagen zum Nationalsozialismus respektive zum Wiederbetätigungsgesetz den rechten Bogen doch etwas überspannt haben dürfte, erscheint es wahrscheinlich, dass in den letzten Apriltagen vor dem Wahlgang die "Gender Mainstreaming"-Keule gezogen wird.

Die Website www.unzensiert.at, die schon durch ihren Titel so fesch freidenkerisch und unkonventionell daherkommen will, ist nichts anderes als eine FPÖ-Propaganda-Website, die vom "Olympia"niken und Martin Graf-Intimus Walter Asperl betrieben wird. Nebenbei bemerkt ist Asperl der Büroleiter von Parlamentspräsident Martin Graf (FPÖ). Doch zurück zu "unzensiert.at"

Ich zitiere an dieser Stelle aus der Rezension zu Rosenkranz' Buch:

"Gender Mainstreaming ist ein Kampfbegriff der politischen Linken, welcher immer mehr zur Realität wird. Wenn man sich die Ziele dahinter etwas genauer ansieht, erkennt man die Gefährlichkeit dieses auf den ersten Blick nur skurill und seltsam anmutenden Zugangs."

Gender Mainstreaming als linke Verschwörung? Sehr interessant. Jedoch nicht neu als Vorwurf. Skurril ist der Beitrag jedoch alleine deshalb, weil ihm ein Zitat von Simone de Beauvoir voran gestellt wurde... O tempora, o mores. Simone de Beauvoir auf einer FPÖ-Website.

Aber auch die deutsche NPD hat Gender Mainstreaming als neuen Kampfplatz entdeckt. Auch hier der wird Gender Mainstreaming als "Irrweg" und als "neomarxistisch" bezeichnet. Es wundert nicht, dass dann auch noch Gaby Kuby zitiert wird. Die NPD'ler halten " Gender-Mainstreaming-Strategie für ein gigantisches feministisches Umerziehungsprogramm [...]." Es diene "ausschließlich den Interessen radikaler Feministinnen und Anhängern sexueller Ausnahmeerscheinungen."

Weil "neomarxistisch" für etliche Leute in den so genannten neuen Bundesländern durchaus sympathisch sein könnte, muss Gender Mainstreaming also auch noch als irgendwie pervers dargestellt werden. Grund der Ausführungen zum Thema Gender Mainstreaming war ein Antrag der sächsischen NPD im Landtag, alle Programme die Gender Mainstreaming beinhalteten sofort einzustellen und statt ihrer ein Familienkompetenzzentrum einzurichten. Ich denke, dass auch Sachsen-Anhalt sich dem Gender Budgeting verschrieben haben wird - zumindest in Teilbereichen. Was es also bedeuten würde alle Gender-Mainstreaming-Programme zu stoppen, kann man_frau sich ja leicht vorstellen. Der Antrag blieb im Übrigen in der Minderheit.

Link: NPD Pressetext
Manderl und Weiberl-Text zu Rosenkranz

Sonntag, 21. März 2010

Frau Herman reitet wieder ... in der Schweiz.

Feminismus sei ein Irrglaube und Gender Mainstreaming eines der schlimmsten Experimente der Geschichte. Klingt nach Barbara Rosenkranz, stammt jedoch von Eva Herman. Die ehemalige Nachrichtensprecherin und Vorzeigeantifeministin Deutschlands tourt in der Schweiz in Zusammenarbeit mit der EDU, der Eidgenössischen Demokratischen Union, einer Partei, die als evangelisch, wertkonservativ und rechts beschrieben wird.

Der Schweizer Tagesanzeiger berichtet, dass bereits ein Vortrag von Herman aufgrund von linksautonomen Interventionen abgesagt wurde, worauf beim Vortrag in Belp einige Frauen keinen Zutritt erhielten, weil sie offen mit den linken Gruppierungen sympathisierten.

Auch wenn es für viele Männer schmeichelhaft klingt als Opfer bezeichnet zu werden, so vielen die Ausführungen nicht bei allen Besucher_innen auf fruchtbaren Boden.

Interessant ist jedoch, dass mit Eva Herman und Gabriele Kuby in Deutschland, sowie Barbara Rosenkranz in Österreich sich immer mehr Frauen zu einer Art antifeministischer Marianne hochstilisieren und dabei auf offenes Gehör stoßen.

Lesen Sie den Artikel im Tagesanzeiger

Donnerstag, 4. März 2010

Hoffentlich müssen wir keinen Rosenkranz beten...

Sie kam in diesem Weblog ja schon mehrmals durch ihre Aussagen zum Thema Gender Mainstreaming zu Ehren. Die Rede ist von der Feminismus-Expertin der FPÖ, Barbara Rosenkranz. Die niederösterreichische Hausfrau (Eigendefintion und Berufsbezeichnung) sieht sich schon ganz in der Rolle der Mutter der Nation.

Eigentlich war ihre Nominierung seitens der FPÖ ja kein wirkliches Geheimnis. Die Spatzen pfiffen diese Neuigkeit schon länger vom Dach. Nun wurde das Geheimnis nach langem Sichbittenlassen doch gelüftet und das eigentlich Überraschende war, dass die anderen Parlamentsparteien auf eine Kandidatur verzichteten. So heißt das Duell (die FPÖ liebt ja Duelle) rund um die "Burg": Heinz Fischer gegen Barbara Rosenkranz.

Die Themen mit denen Barbara Rosenkranz punkten möchte drücken die FPÖ noch ein Stück weiter nach rechts und fransen den Rand zwischen rechtskonservativ und rechtsextrem deutlich aus. In der Presse (Link)sinniert sie darüber, dass sie den Feminismus für einen Irrweg hielte. Angesichts der Tatsache, dass mit Johanna Dohnal vor wenigen Tagen die Gallionsfigur des österreichischen Feminismus verstorben ist, wirkt eine derartige Aussage auf mich fast schon wie Hohn und Spott für die Verstorbene. Aber das sind wir ja gewöhnt. Dass Barbara Rosenkranz für eine Aufhebung des Wiederbetätigungsgesetzes plädiert ist ein starkes Stück und auch ein Schlag in das Gesicht der vielen Frauen, die etwa in Ravensbrück ihr Martyrium erlitten. Klage wurde ja bereits eingereicht.

Der Wahlkampf um das Präsident_innenamt lässt schon wunderliche Blumen gedeihen. Der Wiener Wahlkampf verheißt also wenig Gutes.

rosenkranz-Kopie

Mittwoch, 27. Januar 2010

Heimat bist du großer Töchter und Söhne 1.0.

Sie taucht immer wieder auf wie Nessy. Alle Jahre wieder wird darüber diskutiert, ob eine Zeile der österreichischen Bundeshymne von "Heimat bist du großer Söhne" in "Heimat bist du großer Töchter und Söhne" umgebaut werden soll. Paula von Preradovic, deren schriftstellerischen Leistungen, bis auf jene der Bundeshymne dem Vergessen anheim gefallen sind, würde einen solchen Eingriff wahrlich nicht gutieren. Besonders nicht, da er von einer sozialdemokratischen Unterrichtsministerin in Zusammenspiel mit einer ehemaligen Castingrockröhre und heute durchaus sehr erfolgreichen Sängerin gemacht wurde.

Auf jeden Fall hat die SPÖ ein neues Thema und Frau Heinisch-Hosek, ihres Zeichen Frauenministerin, ist natürlich schon von Amtswegen für die Erwähnung der Töchter in der Bundeshymne.

Toll ist nur, dass sich unsere Skielite - auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnte bei der Rockversion mit dem Töchterzusatz ihre Sieger_innenehrung entgegenzunehmen - eher auf die Tradition hinausreden. Eigentlich ist die Diskussion ja sowieso für die Fische, da die meisten Österreicher_innen - entgegen der Vermutung von Frau Stürmer - nicht in der Lage sind den Text der ersten Strophe aufzusagen, geschweige denn zu singen. Der Mikromann von ö3 hat's bewiesen: (Link)

Die ÖVP winkt natürlich ab. Sie erklärt sich zwar prinzipiell gesprächsbereit, verweist aber darauf, dass es wichtigere Probleme gäbe. Übersetzt: Uns interessiert das nicht und ihr seid sowieso alle deppert, wenn ihr euch mit so etwas beschäftigt.

Aber wieso sollte man_frau nicht eine diesbezügliche Änderung durchführe? Sind nicht alle Forderungen, die in Richtung Gleichbehandlung von Frauen und Männern gehen "Lippenbekenntnisse" wenn die offiziellen Insignen einer Republik - und dazu gehört nun einmal die Bundeshymne - sich nicht den Gegebenheiten anpassen.

Die neue Fassung der Bundeshymne durch Christina Stürmer zog dann doch ein gerichtliches Nachspiel mit sich. Zunächstw erachteten die Erben von Paula von Preradovic aus dem Hause Molden den Eingriff nicht unbedingt als sinnvoll. Sie hielten sich jedoch in nobler Zurückhaltung mit Klagen zurück, da die Hymne ja allen Menschen der Republik gehört, aber.... Und tatsächlich: Auch die Schillersche Version der Europahymne - Freude bist du schöner Götterfunken - sollte auf "Alle Menschen werden Schwestern und Brüder" umgeändert werden. Anscheinend überlegten es sich die Erb*innen von Paula von Preradovic doch anders und klagten gegen die umgeänderte Textstelle. Die einstweilige Verfügung, die der Thomas Sessler Verlag und die Erb*innen erreichen wollten, wurde vom OGH abgelehnt. Die Argumentation des OGH lautet in der Kurzfassung wie folgt:

"Der für Urheberrecht zuständige Fachsenat weist in der Begründung darauf hin, dass die Veränderungen am Text in der Absicht erfolgt sind, zum einen den Grundsatz der Gleichbehandlung beider Geschlechter zum Ausdruck zu bringen, zum anderen eine Kurzfassung der Bundeshymne zu schaffen, die für junge Menschen (verglichen mit dem Originaltext, einem Hymnus in klassischer Versform) ansprechender ist und die in ihrem formalen Aufbau dem Schema vieler Pop-Songs (Strophe-Refrain-Strophe-variierter Refrain) entspricht.

Diese Veränderungen sind im Kontext der konkreten Verwendung des Werks durch Art und Zweck der erlaubten Werknutzung gerechtfertigt; sie unterstreichen gleichsam als „akkustisches Pendant“ den optischen Eindruck des Kurzfilms (Kinderfotos großer Söhne und Töchter Österreichs) und dienen zugleich dem verfolgten Zweck der Kampagne, mit einem so spröden Thema wie „Bildungsreform“ bei einem jungen Publikum Aufmerksamkeit zu erwecken. Die vorgenommenen Änderungen lassen den Sinn des Textes unberührt; die Veränderungen in Sprachrhythmus und Reimfolge passen im Stil zur rhythmisierten "Rock-Version" der Melodie und entstellen das Werk nicht."

Denkt mensch dieses Argument weiter gibt es ab sofort zwei Bundeshymnen: Die klassische und eine rockige Kurzform, "die für junge Menschen ansprechender ist" und zum anderen auch noch dem Grundsatz der Geschlechtergleichbehandlung entspricht!

Quelle: OGH

Dienstag, 19. Januar 2010

Die Sache mit der Quote

Der Begriff "Quotenregelung ist an und für sich eine Tautologie. Denn Quote ist per se eine Regelung des Zugangs zu einer bestimmten Materie oder einem bestimmten Bereich. In Zeiten von Gender Mainstreaming wird die Parität angestrebt - gleich viele Männer und Frauen in den verschiedenen Studienrichtungen, Politikbereichen oder Verwaltungseinheiten. Die österreichische Frauenminisiterin scheint diese Entwicklung zu fördern und ein Fan von Quoten zu sein; leider bleibt sie bei der Umsetzung etwas zahnlos.

Michael Paulwitz vertritt in der konservativen "Die Junge Freiheit" sogar die Meinung, dass Quoten das Niveau sinken lassen würden und dass Quoten nur sehr selektiv eingesetzt würden - außerdem sei Gender Mainstreaming ja nur "knallharter Lobbyismus".

"Das gilt nicht nur beim Zugang zu schwedischen Fakultäten und Studiengängen, sondern in der ganzen Berufswelt. Von der Forderung nach Frauenquoten bei Müllabfuhr oder Kampftruppen hat man schließlich ebensowenig gehört wie vom Ruf nach Männerquoten in den komfortablen Bürojobs der öffentlichen Verwaltungen oder in den Lehrerkollegien unseres durchfeminisierten Bildungssystems, in dem die strukturelle Benachteiligung der Jungs schon lange nicht mehr zu leugnen ist."
Junge Freiheit

Es wäre natürlich eine Überlegung wert, sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens mit Quoten zu bedenken, was jedoch zu einem Wulst an Bürokratie führen würde - frei nach dem Motto: Aha als Pfleger kann ich nicht mehr gehen, da die Männerquote erfüllt ist, probiere ich es halt als Reinigungskraft. Ein Geschiebe und Geschobe. Es brauchte eine eigene Kontrollinstanz mit der Aufgabe diese Quoten zu überwachen.

Nein, so gesehen sind Quoten nicht wirklich der letzte Hit. Quoten haben aber auch ihr Gutes. In konservativen Kreisen ist man_frau bekanntlicherweise gegen Eingriffe von Außen und für mehr privat und weniger Staat. Es sei denn, dass ein Krise auf den Plan tritt. Dann wird der Ruf nach Regulierung ud Unterstützung laut. Dann werden staatliche Zuschüsse schick. Und Quote ist wie eingangs bemerkt genau das: eine Regulierung. So sorgen bestimmte Quoten für eine Durchmischung und für mehr Pluralismus. Wie sagt schon das alte Sprichwort: Gleich und gleich gesellt sich gern. Und so ist es im Berufsleben auch.

Quoten können auch gegen Betriebsblindheit eine gute Methode sein. Aus Studien zur Diversität ist bekannt, dass gemischte Teams besser sind als homogene - auch wenn der Kommunikationsaufwand ein wenig höher sein kann. Wenn wir also von Quoten im Studienbereich reden... Wie wäre es mit einer Quote bei den Lehrstühlen?

Ein Kritikpunkt des Kolumnisten sollte aufgegriffen werden und im Sinne von Gender Mainstreaming ernst gemeint sein? Wieso werden Quoten dort eingeführt, wo es weniger Frauen gibt, jedoch in überproportional weiblichen Arbeitsbereichen schreit kaum jemand nach einer Männerquote. Also mehr Frauen ins Heer, mehr Männer in die pädagogischen Berufe und die Reingungsbranche. Mehr Männer in den Verkauf, mehr Frauen in die Werkstatt etc. etc. Vielleicht könnte die Politik einen Anreiz schaffen für Betriebe, die auf die Quote achten? Der nächste Schritt wäre dann nach den Gesichtspunkten von "Diversity" vorzugehen. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Genderterror abschaffen

Wieder einmal muss der Genderterror abgeschafft werden. Eine diesbezügliche Initiative hat sich im bundesdeutschen Saalfeld gegründet. Die Initiative sieht die Gefahr einer Gender-Mainstreaming-Ideologie, die am Beginn der Schaffung eines "neuen Menschentypus" sei. Es ginge darum die "naturgegebene Zweigeschlechtlichkeit" zu zersetzen etc.

Die Links ("Verweise sic!!) gehen alle zu mehr oder weniger einschlägigen rechts"konservativen" (um es einmal sehr vorsichtig auszudrücken) gestalteten Webseiten.

Der Weblog der Initiative, die sich informierend geben will, hat das alleinige Ziel ein konservatives Männer/Frauenbild zu propagieren und zu ideologisieren. Dies passiert unter dem Denkmantel einer falsch verstandenen Gender-Mainstreaming-Auffassung. Ein Beispiel:

Anlässlich der Verleihung einer Auszeichnung des European Award of Administration an die Stadt Wien für ihre Bemühungen Gender Mainstreaming umzusetzen (wir erinnern uns an die Notausgang- und Schildergestaltung, die eine wahre Genderdiskussion ins Rollen brachte) hat die Initiative nichts anderes zu tun, als männliche Mitarbeiter zu Opfern des Gender Mainstreamings zu stilisieren und gleichzeitig das Schreckgespenst EU an den Pranger zu stellen.
Ich zitiere:

"Wozu bedarf es eines Zertifikates für die vermeintliche Gleichstellung der Geschlechter im Verwaltungswesen? Arbeiten heutzutage nicht schon ein überproportionaler Anteil von Frauen in öffentlichen Büros? Und wir wissen, Gender Mainstreaming setzt sich nicht für die Rechte von Männern ein, dass man hier vielleicht die Erhöhung der männlichen Mitarbeiter als ausschlaggebend für eine Auszeichnung einbeziehen könnte. Nein, die sogenannte Gleichstellung ist nur eine leere Worthülse! Organisationen wie das „European Institute of Public Administration“ wollen ihre Mitarbeiter Posten und Gelder verschaffen. Mit unnützen Programmen und Zielsetzungen lenken sie den politischen Alltag von Millionen von Menschen in sämtlichen europäischen Staaten.
Das aktuelle Beispiel von Wien stellt da noch ein Harmloses dar."

Es ist natürlich klar, dass Gender Mainstreaming kein Allheilmittel ist und wie bei jedem politischen Programm auch seine Schwachstellen hat. Die Gefahr ist allerdings ganz klar: konservative bis sehr rechte Kreise verkleiden ihre Homophobie und Frauenfeindlichkeit in einer Gender-Mainstreaming-Kritik. Ich bin gespannt auf weitere "Initiativen".

Weblink zur Initiative zur Abschaffung des Genderterrors.www.free-gender.de

Montag, 9. November 2009

Frauenpolitik in Österreich tritt auf der Stelle

Eines kann man_frau der derzeitigen Frauenministerin Heinisch-Hosek von der SPÖ nicht vorwerfen. Mangelnde Aktivität. Zuerst forderte sie Unternehmen zu bestrafen, die unberechtigte Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern befürworteten, dann kam der Vorschlag der Frauenquote und zwischendurch die Frauenenquete im Parlament. Zudem will sie junge Funktionärinnen in der SPÖ fördern. Alles schön und gut.

Doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass die Vorhaben der Frau Minister recht zahnlos sind. Ihre Vorschläge blitzen meist bei den männlichen Kollegen ab. Und dann kommt ein neuer Vorschlag. Zumeist aus der Mottenkiste. Quotenregelungen wurden bereits Anfang der 80er Jahre heiß diskutiert und innerhalb der SPÖ durchgesetzt. Dass sich in den Folgejahren nicht daran gehalten wurde, steht auf einem anderen Blatt. Die Vorhergehensweise halte ich auch für richtig. Zuerst in der eigenen Partei umsetzen, was man_frau für die Gesellschaft fordert. Das verleiht Glaubwürdigkeit.

Freitag, 30. Oktober 2009

...die gleichen Typen, die nerven

Endlich mal wieder eine Audi-Max-Besetzung. Endlich wurde der honorige Saal mal wieder zum Symbol und zum Plenum für eine streikende Studierendenschaft ausgewählt. Die Themen sind dieselben wie in den letzten Jahrzehnten. Es geht immer irgendwie um die Qualität der Lehre und um den so genannten freien Hochschulzugang.

Grund genug dem besetzten Auditorium nach langer Zeit meines Abschiedes einen Besuch abzustatten. Er präsentierte sich im neuen Licht, alles mutete professioneller an. Auch die Studierenden schienen anders organisier. Die neuen Medien hatten offensichtlich definitiv Einzug gehalten. Wenn zu meiner Zeit ein/e Studierende/r seinen/ihren Laptop auspackte, wurde er oder sie argwöhnisch beäugt. Aber dies scheint grundsätzlich anders geworden zu sein Die Net- Notenbooks sind Student's Best Friend.

Um mich ein wenig zu orientieren streifte ich die zahllosen Flyer und Hinweisschilder, die mit Tixo an den Seiten des Audi Max angebracht waren.

Ein fotokopierter Zettel mit dem Konterfei von Rudi Dutschke zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich war schon dabei mein Vorurteil, dass seit 1968 sich kaum etwas in der studentischen Protestkultur verändert haben soll, bestätigt zu sehen. Rudi Dutschke und Che Guevara die immergleichen Ikonen der linken Protestbewegung.

Doch der Text ließ mich stutzig werden. Es ging sinngemäß darum, dass immer die gleichen Männer das Wort führten im Plenum indem sie das Mikrophon besetzten. Der/Die Schreiber_in meinte, dass diese Männer sinngemäß sich gerne reden hörten und kaum praktische/sinnvolle Beiträge lieferten. Rudi Dutschke als Sinnbild für den statusorientierten, männlichen Pseudorevolutionär, den ideologischen Dampfplauderer? Wird hier bewusst das Symbol des studentischen Protestes in Europa, der fleischgewordene Messias der 68er in sein Gegenteil verkehrt. Ist Dutschke nur mehr ein Synomym für eine männliche, revolutionäre Pose, die von vorgestern herrscht?

In der Tat: wo sind die weiblichen Ikonen der 68er-Bewegung, wenn wir jetzt einmal von den RAF-Terroristinen absehen. Alice Schwarzer? Schwer zu sagen. Die Ein-Frau-Filiale des modernen deutschen Feminismus kann nicht für alles verantwortlich gemacht werden oder immer als Vorzeige-Feministin herhalten.

Es scheint als sei auch die Protestkultur in Österreich eine männliche. Zumindest war das zu meiner Zeit so. Die Wortführer_innen waren bis auf wenige Ausnahmen Männer. Einige wenige Frauen waren auch dabei. Doch schienen diese ihre männlichen Kollegen und Genossen an Härte und Unnachgiebigkeit noch ausstechen zu wollen. Vielleicht sind deshalbn die Formen über die Jahre erstarrt und so sehr auf Repräsentation, auf Alles oder Garnichts und auf Konfrontation ausgerichtet. Wäre es z.B. denkbar Studium und Protest zu verbinden...Die Aufteilung im Plenum des Audi-Max war fast schon klassisch. Die Moderation wurde von einem Mann übernommen, die Schriftführung von einer Frau.

Wie würde ein Protest ausschauen, der nur von Frauen getragen wird? Würde da nicht die Beziehung im Vordergrund stehen und nicht die Profilierung?

Ein interessantes Gedankenexperiment. Ich bin der unbekannten Schöpferin des Dutschke-Zettels genauf dafür dankbar.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Auf den Kreuzzug...

Teile der konservativen, katholischen Kirche - offenbar anglophoner/anglikanischer Prägung - wehren sich gegen Gender Mainstreaming. Dies ist nichts Neues. Jedoch sehen sich einige der geistigen Würdeträger auf einem modernen Kreuzzug gegen diesen Irrglauben namens Gender Mainstreaming, der nicht nur das klassische Familienbild, sondern auch den Schöpfungsgedanken untergrabe. Diese Vehemenz in der Abneigung zu Gender Mainstreaming ist mir neu.

Wie das Internetportal kath.net berichtet (Link) hätten sich die Vertreter (-innen wird es wohl keine gegeben haben) eins Dritten Ökumenischen Bekenntnis-Kongresses in Bad Gandersheim bei Göttingen gegen Gender Mainstreaming ausgesprochen. Die Terminologie, die da benutzt wurde, verweist durchaus auf jene der Kreuzzüge. Es ist die Rede von Krieg, den man gewinnen müsse usw.

Offensichtlich haben konservative Kreise der katholischen Kirche ein neues Feindbild entwickelt, mit dem sich subtil alle bisherigen Feindbilder und Vorurteile verpacken lassen. Dass z.B. der u.s.-amerikanische Präsident Barack Obama als vehementester Förderer einer Ideologie ausgemacht wird, die es zu bekämpfen gälte, legt für mich die Hypothese nahe, dass unter dem Kampf gegen Gender Mainstreaming chauvinistische, antiprogressive und auch rassistische Ressentiments gefahren werden können. Barack Obama dürfte insbesondere sehr konservativen Kreisen ein Dorn im Auge sein, seit er bei einer Rede in Ägypten auf seinen zweiten Vornamen Hussein verwiesen hat, um somit eine Brücke zum Islam zu schlagen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass der in Bad Gandersheim ausgerufene "Krieg" gegen Gender Mainstreaming ein Holzweg bleibt und sich nicht zu einem veritablen Kreuzzug entwickelt.

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