Mittwoch, 2. Dezember 2009

Rapid und die Frauenkollektion

Frauen und Fußball passen angeblich gar nicht zusammen. Dabei sind international gesehen die Erfolge der Neulengbacher Kickerinnen (als Beispiel) beachtlich - im Vergleich zu jenen ihrer männlichen Kollegen. Auch die deutsche Damenauswahl ist eine wahre Titeleinheimserin.

Auch im Stadion sind immer mehr Frauen zu sehen und sie haben verdammt viel Ahnung. Der Markt hat auf die neuen weiblichen Fans reagiert. Die Vereine bieten mittlerweile auch jede Menge Fanartikel für Frauen an. Der SK Rapid probierte es zunächst mit einer eigenen Damenkollektion in den Farben "rosa", "weiß" und "grün". Gut gemeint ist jedoch noch lange nicht gut gemacht. Die Vereinsfarben von Rapid sind grün und weiß respektive rot und blau. Ein Orange hat sich in den Fanchoreographien und durch einen der Hauptsponsoren auch noch ein wenig eingemischt, aber "rosa". Schlimm. Eigentlich eine Diskriminierung. Nicht nur, dass man eigene Fanartikel für die Frauen entwirft, nein, die Farbe "rosa" bedient auch noch alle Klischees. Furchtbar.

Mittlerweile wurden die "rosa Fetzn" aus dem Katalog verbannt und auch im Stadion sieht man_frau nur mehr sehr vereinzelt "rosa" Shawls und Kappen.

leiberlUnd nun der neue Faux-Pas. Im neuen Fankatalog ist ein tailliertes T-Shirt zu finden. Es ist grün und trägt den Aufdruck "Wir hüpfen für Rapid" (siehe Bild). Ein "g'feiter Schmäh", wie man auf Wienerisch sagt. Ein Kalauer - ironisch gemeint - und doch sexistisch. "Wer nicht hüpft ist Austrianer (oder sonst was)" ist ein beliebter Gesang der Kurve. Doch was hier zusätzlich hüpft, ist die weibliche Brust. Und das "Wir" bezieht sich eindeutig auf die weiblichen Brüste zumal der Spruch genau auf der Brust appliziert ist. Da kann ich nur sagen "Pfui". Und hätte ich eine Standard-Zitrone, ich würde sie sofort an das Fan-Service von Rapid vergeben. Als Rapidfan - sowieso.

Mittwoch, 18. November 2009

Die bekanntesten Gemächte

Nun haben wir doch einen kleinen Zeitungskrieg, der mit den Mitteln der Kunst weitergeführt wird. Die Rede ist von der Berliner "taz" und der "Bild" - im Speziellen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann gegen die gesamte "taz". Die Vorgeschichte ich uninteressant. Sie handelt von Satire und Unterlassungsklagen etc. Das Spannende ist nun, dass der nackte Kai Diekmann mit meterlangem Penis auf der Fassade der "taz" zu sehen ist. Die Kunstaktion ist bei Weitem nicht jedermanns/jederfraus Geschmack. Zum Pro und Contra-Artikel geht es hier

Anlass über die Gemächte in der Kunst nachzudenken.
Die oben angesprochene Plastik von Peter Lenk gehört zu den wirklich großen Gemächten in der neueren bildenden Kunst.

Natürlich fallen sun bei der Thematik: Gemächt und Skulptur die zahlreichen antiken respektive Renaissance-Skulpturen großer Herrscher und Götter mit ihren überdimensionierten Muskeln und ihrem zarten Gemächt ein.

Weiters wäre doch noch die Plastilin Skulptur der Künstlergruppe Gelatin zu nennen. Die Skulptur mit dem Titel Arc de Triomphe zeigte einen nackten Mann, der die "Brücke" machte. Aufgestellt wurde sie vor dem Rupertinum und sorgte für einen kleinen Skandal.

Auch der Prager Bildhauer David Cerny ist bekannt für seine provokannten Skulpturen. Mit seinen "Pissing Man" ist ihm sicher ein Gegenstück zum Brüsseler Wahrzeichen gelungen. Website von David Cerny

In Heilbronn liegt beim Götzenturm eine Skultur, die man_frau durchaus als Riesen-Penis bezeichnen könnte.

Dies sind nun einmal die ersten Beispiele: Ich sage nur to be continued

Montag, 9. November 2009

Frauenpolitik in Österreich tritt auf der Stelle

Eines kann man_frau der derzeitigen Frauenministerin Heinisch-Hosek von der SPÖ nicht vorwerfen. Mangelnde Aktivität. Zuerst forderte sie Unternehmen zu bestrafen, die unberechtigte Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern befürworteten, dann kam der Vorschlag der Frauenquote und zwischendurch die Frauenenquete im Parlament. Zudem will sie junge Funktionärinnen in der SPÖ fördern. Alles schön und gut.

Doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass die Vorhaben der Frau Minister recht zahnlos sind. Ihre Vorschläge blitzen meist bei den männlichen Kollegen ab. Und dann kommt ein neuer Vorschlag. Zumeist aus der Mottenkiste. Quotenregelungen wurden bereits Anfang der 80er Jahre heiß diskutiert und innerhalb der SPÖ durchgesetzt. Dass sich in den Folgejahren nicht daran gehalten wurde, steht auf einem anderen Blatt. Die Vorhergehensweise halte ich auch für richtig. Zuerst in der eigenen Partei umsetzen, was man_frau für die Gesellschaft fordert. Das verleiht Glaubwürdigkeit.

Freitag, 30. Oktober 2009

...die gleichen Typen, die nerven

Endlich mal wieder eine Audi-Max-Besetzung. Endlich wurde der honorige Saal mal wieder zum Symbol und zum Plenum für eine streikende Studierendenschaft ausgewählt. Die Themen sind dieselben wie in den letzten Jahrzehnten. Es geht immer irgendwie um die Qualität der Lehre und um den so genannten freien Hochschulzugang.

Grund genug dem besetzten Auditorium nach langer Zeit meines Abschiedes einen Besuch abzustatten. Er präsentierte sich im neuen Licht, alles mutete professioneller an. Auch die Studierenden schienen anders organisier. Die neuen Medien hatten offensichtlich definitiv Einzug gehalten. Wenn zu meiner Zeit ein/e Studierende/r seinen/ihren Laptop auspackte, wurde er oder sie argwöhnisch beäugt. Aber dies scheint grundsätzlich anders geworden zu sein Die Net- Notenbooks sind Student's Best Friend.

Um mich ein wenig zu orientieren streifte ich die zahllosen Flyer und Hinweisschilder, die mit Tixo an den Seiten des Audi Max angebracht waren.

Ein fotokopierter Zettel mit dem Konterfei von Rudi Dutschke zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich war schon dabei mein Vorurteil, dass seit 1968 sich kaum etwas in der studentischen Protestkultur verändert haben soll, bestätigt zu sehen. Rudi Dutschke und Che Guevara die immergleichen Ikonen der linken Protestbewegung.

Doch der Text ließ mich stutzig werden. Es ging sinngemäß darum, dass immer die gleichen Männer das Wort führten im Plenum indem sie das Mikrophon besetzten. Der/Die Schreiber_in meinte, dass diese Männer sinngemäß sich gerne reden hörten und kaum praktische/sinnvolle Beiträge lieferten. Rudi Dutschke als Sinnbild für den statusorientierten, männlichen Pseudorevolutionär, den ideologischen Dampfplauderer? Wird hier bewusst das Symbol des studentischen Protestes in Europa, der fleischgewordene Messias der 68er in sein Gegenteil verkehrt. Ist Dutschke nur mehr ein Synomym für eine männliche, revolutionäre Pose, die von vorgestern herrscht?

In der Tat: wo sind die weiblichen Ikonen der 68er-Bewegung, wenn wir jetzt einmal von den RAF-Terroristinen absehen. Alice Schwarzer? Schwer zu sagen. Die Ein-Frau-Filiale des modernen deutschen Feminismus kann nicht für alles verantwortlich gemacht werden oder immer als Vorzeige-Feministin herhalten.

Es scheint als sei auch die Protestkultur in Österreich eine männliche. Zumindest war das zu meiner Zeit so. Die Wortführer_innen waren bis auf wenige Ausnahmen Männer. Einige wenige Frauen waren auch dabei. Doch schienen diese ihre männlichen Kollegen und Genossen an Härte und Unnachgiebigkeit noch ausstechen zu wollen. Vielleicht sind deshalbn die Formen über die Jahre erstarrt und so sehr auf Repräsentation, auf Alles oder Garnichts und auf Konfrontation ausgerichtet. Wäre es z.B. denkbar Studium und Protest zu verbinden...Die Aufteilung im Plenum des Audi-Max war fast schon klassisch. Die Moderation wurde von einem Mann übernommen, die Schriftführung von einer Frau.

Wie würde ein Protest ausschauen, der nur von Frauen getragen wird? Würde da nicht die Beziehung im Vordergrund stehen und nicht die Profilierung?

Ein interessantes Gedankenexperiment. Ich bin der unbekannten Schöpferin des Dutschke-Zettels genauf dafür dankbar.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Und wieder die Binnen-I-Tüpflerei

Vor kurzem wurde in diesem Blog fast schon frohlockend und jauchzend über den Tod des Binnen-I's berichtet. Ein Gaudeamus Igitur, quasi. Die StundentInnen sollten definitiv zu Stundent_innen werden und die Fleischhacker/innen zu Fleischhacker_innen. Denn spätestens seit "Der Knochenmann" von Wolf Haas haben wir gelernt, dass es auch ein so genanntes "drittes Geschlecht" gibt.

Nun hat die Kolumnistin Doris Knecht in einer ihrer Kolumnen (Kurier vom 14. 10. 2009 - zu lesen auf www.dorisknecht.com) es der Mühe für Wert befunden, ein Umfrageblatt, das die Wiener Volksschüler_innen im Rahmen von Wiens größter Schulbefragung vorgelegt bekamen, gendergerecht zu hinterfragen. Besonders die Frage: "Wie kommst du mit deinen Lehrern aus..?" beanstandete Frau Knecht, die offensichtlich mit einer gendergerechten Sprachlesehilfe ausgestattet ist. Das Binnen-I machte Frau Knecht folgerichtig zu seinem Sprachrohr. Dies aus mehreren Gründen: Zum Einen ist die Anzahl der Lehrerinnen wesentlich höher als jene der Lehrer. Man_frau muss das sprichwörtliche Mikroskop auspacken um überhaupt männliche Lehrkörper in Volksschulen zu finden. Zum Anderen habe eine SPÖ-Stadtregierung mit Schwerpuntk Gender Mainstreaming, die verdammte Pflicht auch für eine gendergerechte Sprache in Formularen, Prospekten und Flyern zu sorgen. Zum Dritten scheint es nach wie vor notwenig das gute, alte, von mir bereits ins Jenseits beförderte, Binnen-I zu reinkarnieren. Ein Bestehen auf einer (trans)gendergerechten Schreibung mutet für die meisten kompetenten Schreibenden wahrscheinlich wie Teufelswerk an. Wir sind offensichtlich nach wie vor nach dem Prinzip des "entweder...oder" pepolt. Ein Drittes kann es nicht geben. Nicht zuletzt räumt Frau Knecht in einem vorauseilenden Anflug von Konsilianz (oder vielleicht schon "Konzil"ianz) ein, dass ihre Kritik eine I-Tüpflerei sei. Soweit so gut, soweit so Knecht.

Dass die Kritik auf dem Fuße folgen würde, war ebenso klar. Robert Sedlaczek (hier geht es zum Artikel)behandelt die I-Tüpflerei von Frau Knecht in seiner Kolumne in der staatsgetragenen Wiener Zeitung. Die Wiener Zeitung ist etwas ganz Besonderes: sie ist nicht nur einer der ältesten Zeitungen der Welt, sondern auch eine veritable, österreichische Staatszeitung, die nicht nach dem Munde der Leser/innen schreiben muss/kann/darf/soll.

Die Argumente, die Herr Sedlaczek an den Tag führt sind so alt wie die feministische Sprachkritik - es gäbe ja schließlich, das generische Maskulinum, bei dem sich alle wiederfinden würden und das Binnen-I sei schwer auszusprechen. Nicht zuletzt die Unübersichtlichkeit des Splittings wird angeführt. Lehrerinnen und Lehrer etc. Alles bekannt, alles schon oftmals gelesen. Nicht zuletzt der Hammerhinweis, dass es für den Begriff "gender mainstreaming" kein "deutsches" Wort gäbe, lässt bereits ahnen, worum es dem Herrn Sedlaczek geht.

Besonders schön finde ich ja folgendes Argument:

"Der Einwand, Frauen seien beim generischen Maskulinum nicht mitgemeint, kann ganz leicht entkräftet werden. Nehmen wir an, die Neunjährige fährt mit der Straßenbahn und liest das Schild: "Es ist verboten, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen!" Nur ein minderbemitteltes Kind wird annehmen, dass dieses Verbot bei Fahrerinnen nicht gilt."


Es ginge in diesem Beispiel nicht darum, dass das Kind eine Fahrerin munter anquatschen würde, nur weil man_frau mit "dem FahrER" nicht sprechen dürfe, sondern um das Sichtbarmachen von Frauen in der Sprache. Und man_frau denke das Argument von Herrn S. weiter. Dadurch, dass nämlich die deutsche Sprache sehr eindeutige Markierungen für weibliche Personen kennt - meistens durch das Suffix "-in", also in unserem Fall die "Fahrerin" - könnte man_frau in der Tat lesen, dass eh nur männliche FahrER gemeint sind und aus dieser Mehrdeutigkeit Kapital schlagen. Ich habe selbigen Trick einmal in meiner Zeit als PfeifenrauchER angewandt. Das allgemeine Rauchverbotszeichen zeigt nämlich eine durchgestrichene Zigarette und nicht eine durchggestrichene Pfeife. Herrn Sedlaczeks Argumentation folgend müsste für jeden Menschen klar sein, dass es sich um ein allgemeines Rauchverbot handele. Das ist es auch für die meisten Menschen. Die Zigarette meint quasi alle anderen Rauchuntensilien wie Bong, Joint, Pfeife, Wasserpfeife, Zigarre, Zigarillo mit. Da ich schon immer ein Problem mit Verboten hatte, ließ ich meinen "Handofen" im Flur eines so genannten öffentlichen Gebäudes munter qualmen. Der Hinweis von einer ordnungsverliebten Person auf das Nichtraucherschild wurde von mir eben mit selbigem gekontert, dass da nur eine Zigarette durchgestrichen sei... Der Mann drehte sich achselzuckend um... und ging; er murmelte etwas von "unverschämt..."

Also schon allein im Sinne der Eindeutigkeit sollten auf allen öffentlichen Hinweisen beide Geschlechter (am liebsten alle drei) markiert werden und vor allem deshalb, weil Fahrgäste in einem Akt völliger Subversion das Verbotsschild "Während der Fahrt nicht mit dem FahrER sprechen" wortwörtlich nehmen könnten. Die bequatschte Fahrerin könnte sich nicht einmal auf das Schild herausreden und sich selbst als mitgemeint bezeichnen.

Allgemein fehlt mir in beiderlei Beiträgen ein pädagogisches Argument. Wieso sollen Kinder nicht den Umgang mit einer gendergerechten Sprache von Kleinauf lernen? Die ganze Diskussion würde sich dann irgendwann zerschlagen. Kinder und Jugendliche sind sehr sprachsensibel und vor allem Jugendliche zeichnen sich durch einen kreativen Umgang mit Sprache aus. Sie darauf hinzuweisen, dass Geschlechter sich auch in der Sprache niederschlagen, ist durchaus sinnvoll und wer weiß; vielleicht würden sich Diskussionen um das Binnen-I in ein paar Jahren als vollkommen altmodisch erweisen und ich könnte dem Binnen-I eine schöne Leich' bereiten. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.

Übrigens noch der Hinweis an Herrn Sedlaczek: Wikipedia gibt folgende deutsche Entsprechungen für den Terminus "gender Mainstreaming": "Etablieren der Perspektiven sozialer Geschlechter", "geschlechtersensible Folgenabschätzung", "Integration der Gleichstellungsperspektive", "durchgängige Gleichstellungsorientierung" oder wie wäre es mit "Gleichstellung von Geschlechterdiversität". Nur so ein Vorschlag.

Samstag, 17. Oktober 2009

Desperate Housewife wirbt für Spar

Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Doch, wenn ich den Begriff Hausfrau höre, denke ich nicht an das sprichwörtliche Heimchen am Herd, sondern an die glamourösen Damen aus der U.S.-amerikanischen Serie mit dem Titel „Verzweifelte Hausfrauen.“ Es ist schon komisch, wie eine Fernsehserie einen Begriff prägen, verändern und umdeuten kann. Wie dem auch sei. Die Serie zeigt eine typisierte Vorstadtidylle der gehobenen Mittelschicht – ein Raum, wie es ihn bei uns höchsten in gut situierten Reihenhausbereichen in den urbanen Speckgürteln gibt. Die Akteurinnen sind perlenkettentragende, gut situierte, sehr schlanke Frauen mit ausdrucksvollen Wangenknochen und perfekten Frisuren, die trotz – oder gerade wegen ihrer titelgebenden Verzweiflung - versuchen „Familie“ zu leben – ein Frauentypus, der bei uns eher selten sein dürfte. Dabei dreht die Serie um die kleinen und großen Geheimnisse, die hinter weißgestrichener Veranda und perfektem Vorgarten stattfinden. Das Zerbröseln traditioneller Familienvorstellungen ist ebenso Thema, wie das menschliche Ränke- und Machtspiel. Und wer Macht sagt, meint auch Sex. Dumma summarum: Die Serie zeigt eine vorgelebte Frauensolidarität, die äußerst fragil ist.

Die österreichische Lebensmittelkette und Supermarkt SPAR hat sich nun den „Desperate Housewife“-Effekt zum wiederholten Mal für eine Werbekampagne zu Nutze gemacht. Als „role model“ konnte die beauftragte Werbeagentur Marcia Cross, die „Bree“ aus den Housewives, die für Perkektionismus steht, gewinnen. Der erste Sport bewarb die Waschmittelhausmarke des Konzerns, der zweite die Fertigspeisenlinie. Der Gag der Werbespots besteht nicht nur im direkten Bezug auf die beliebte Fernsehserie, sondern auch in einer Doppelrolle. „Bree“ spricht mit ihrem Alter Ego: Von Perfektionistin zur Perfektionistin. Ein Fall von (Selbst)ironie? Nur bedingt.

Der Spot für Waschmittel stellt den Perfektionismus der Figur in den Vordergrund. Der Trick funktioniert auch deshalb, weil das Wort „perfekt“ mehrere Male fällt. Nur nebenbei und am Rande bemerkt: die Verbreitung des Wortes „perfekt“ zwecks Bestätigung einer Aussage hat das allgemeine „gut“ oder „ok“ abgelöst. Alles ist nun mehr „perfekt“...

Bei den Fertiggerichten ist die Story ähnlich – jedoch anders ausgearbeitet.
Bree besucht Bree, die angeblich Gäste empfängt. Es beginnt mit einem Verweis auf den ersten Spot. Bree bringt Wäsche vorbei. Der Dialog zwischen den beiden „Brees“ beginnt:
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„Hallo, ich bin es wieder. Du errätst nie, was ich entdeckt habe....Dein Geheimnis.“
„Oh Darling, das ist wundervoll. Komm doch bitte herein.“
„Ich hoffe, ich stör' dich nicht.“
„Überhaupt nicht, ich erwarte viele Gäste zum Essen, aber erst in einer halben Stunde.“

Beide Brees gehen in die aufgeräumte, weitläufige Luxuswohnküche

„Was ist denn hier los?“


Bree 1 schaut in die leeren Töpfe.

„Oh... Gar nichts drin. Aber hast du nicht gesagt, du hättest in einer halben Stunde Gäste. Wie machst du denn das schon wieder.“
„Aber Darling, du weißt doch...“
„Nicht schon wieder ein Geheimnis.“


Rieseneiskasten mit Fertiggerichten wird geöffnet
Simme aus dem OFF

„Perfekte Hausfrauen haben oft mehr als nur ein Geheimnis.“

Kennt man_frau den ersten Werbespot nicht - oder sieht man_frau nur die Plakatreihe, die mit dem Spruch „Perfekte Hausfrauen haben oft mehr als nur ein Geheimnis“ für die Fertiggerichte werben, wird der eindeutige Bezug, der im Werbefilm hergestellt wird, ein mehrdeutiger. Hausfrauen und Geheimnisse bezieht sich direkt auf die Serie, in der es immer ein Geheimnis gibt. Dies ist der Subtext für die Kenner_innen des Sendeformats und soll die Fans ansprechen. Sind diese Bezüge nicht bekannt, wird die Message eine andere. So wird unterschwellig das Bild der „grünen Witwe“ transportiert (Stichwort Geheimnis). Zumindest jenes der Hausfrau, die nicht allzu viel zu tun hat und dennoch in großem Luxus lebt. Übrigens ist Marcia Cross nicht der einzige internationale Star, der für die Sparkette Werbung macht. Die Kosmetikserie wirbt mit Cindy Crawford – sie übernimmt den Part von Heidi Klum.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Auf den Kreuzzug...

Teile der konservativen, katholischen Kirche - offenbar anglophoner/anglikanischer Prägung - wehren sich gegen Gender Mainstreaming. Dies ist nichts Neues. Jedoch sehen sich einige der geistigen Würdeträger auf einem modernen Kreuzzug gegen diesen Irrglauben namens Gender Mainstreaming, der nicht nur das klassische Familienbild, sondern auch den Schöpfungsgedanken untergrabe. Diese Vehemenz in der Abneigung zu Gender Mainstreaming ist mir neu.

Wie das Internetportal kath.net berichtet (Link) hätten sich die Vertreter (-innen wird es wohl keine gegeben haben) eins Dritten Ökumenischen Bekenntnis-Kongresses in Bad Gandersheim bei Göttingen gegen Gender Mainstreaming ausgesprochen. Die Terminologie, die da benutzt wurde, verweist durchaus auf jene der Kreuzzüge. Es ist die Rede von Krieg, den man gewinnen müsse usw.

Offensichtlich haben konservative Kreise der katholischen Kirche ein neues Feindbild entwickelt, mit dem sich subtil alle bisherigen Feindbilder und Vorurteile verpacken lassen. Dass z.B. der u.s.-amerikanische Präsident Barack Obama als vehementester Förderer einer Ideologie ausgemacht wird, die es zu bekämpfen gälte, legt für mich die Hypothese nahe, dass unter dem Kampf gegen Gender Mainstreaming chauvinistische, antiprogressive und auch rassistische Ressentiments gefahren werden können. Barack Obama dürfte insbesondere sehr konservativen Kreisen ein Dorn im Auge sein, seit er bei einer Rede in Ägypten auf seinen zweiten Vornamen Hussein verwiesen hat, um somit eine Brücke zum Islam zu schlagen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass der in Bad Gandersheim ausgerufene "Krieg" gegen Gender Mainstreaming ein Holzweg bleibt und sich nicht zu einem veritablen Kreuzzug entwickelt.

Montag, 5. Oktober 2009

Der Tod des Binnen-I's

Die Grünen Andersrum in Österreich schlagen eine neue gendergerechte Schreibung vor, die sich nicht nur an den heterosexuellen Mustern orientiert. Die klassischen Personenbezeichnungen, die entweder mit dem "Binnen-i" oder der "Schrägstrichschreibung" auf Männer und Frauen hinweisen, genügten nicht um ein "drittes Geschlecht" - sprich transgender, inter- sowie transsexuelle Personen - zu bezeichnen. Aus diesem Grund schlagen sie die "underlash"-Schreibung vor. Mit anderen Worten: wir schrieben anstelle von die "Besucher/innen" oder "die BesucherInnen" in Hinkunft "die Besucher_innen". Ein mehr als interessanter Vorschlag, da er dem Gedanken von "Gender" noch näher kommt und die zweigeteilte heterosexuelle Welt aufbricht - auch sprachlich.

In der Vergangenheit hat es auch immer wieder Kritik am "Binnen-I" oder an der Schrägtstrichschreibung gegeben. Besonders das Binnen-I konnte als phallisches Symbol interpretiert werden und war für einige feministische Kritiker_innen kontraproduktiv. Ich selbst benutzte daher lieber die Schrägstrichschreibung - bei der das phallische Argument doch deutlich weniger schlagend war. Die "gap"-Schreibung gefällt mir gut und ich werde sie versuchen in den Schreibgebrauch zu übernehmen.

Artikel zum Thema: DieStandard

Gender Mainstreaming am Klo

Es war Sonntag. Diese bedeutete für uns: Hinaus aus der Stadt zum gemütlichen Mittagessen. Nicht ins Grüne. Das wäre nun doch der Idylle zuviel, obwohl das angestrebte Lokal sich in einer Art Idylle befindet - zumindest an Sonntagen, wenn nicht gearbeitet wird. Richtig geraten: das Lokal unserer Wahl liegt südlich von Wien mitten im Industriegebiet von Vösendorf und nennt sich passenderweise Fabrik.

Der Parkplatz wird der Einöde gerecht. Er ist wenig gepflegt und voller Schlaglöcher. Doch das brachte uns nicht aus der Stimmung. Der Innenhof des alterwürdigen Backsteingebäudes ist in der Tat "idyllisch" und der schöne Spätsommer-Frühherbsttag lud noch einmal ein zwischen Magnoliensträuchern im Gastgarten zu essen. Es war wahrscheinlich das letzte Mal - für lange Monate.

Das Essen war gut, deftig aber für die Ausführungen hier unerheblich. Vielmehr möchte ich mich wieder dem Lokal an sich zuwenden, das über eine Art Wintergarten und sehr geräumige und saubere WC-Anlagen verfügt.

Und dort wird den Herren ein wahrlicher Blickfang präsentiert. Geschmackvolle Aktaufnahmen in grober Schwarzweißkörnung zieren die Bedürfnisanstalt. Ich muss sagen: ich war doch sehr erstaunt und wusste nicht so recht, ob ich über die Kunstwerke erfreut oder verärgert sein sollte.

Dieser Zwispalt wurde dann von der plötzlich sehr brennenden Frage, ob es bei den Damen dann Männerhintereile und Sixpacks zu bewundern gäbe, abgelöst. Die Neugier packte mich derart, dass ich bereits versucht war, selbst im Damenrevier nachzuschauen; doch die Angst als Sittenstrolch geschimpft zu werden, ließ mich zurückschrecken. Vielmehr entschloss ich mich die Kellnerin zu befragen, die meine Anfrage etwas verdutzt, aber dennoch mit einem einfachen "Ja" beantwortete.

Also doch: wenn schon Akte auf dem WC, dann wenigstens im Sinne der heterosexuell motivierten Gleichberechtung "nackte Manderl" am Damen-WC und "nackte Weiberln" auf dem Herren-WC. Abgesehen von der Frage, warum Aktfotografien ausgerechnet am Klo präsentiert werden müssen, wurde von den Besitzer/innen zumindest für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt.

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