Donnerstag, 20. Dezember 2007

Cicero und die Außenministerinnen...

In Wiener Neudorf auf die nächste Garnitur der Wiener Lokalbahn bei Schnee und Kälte zu warten ist nicht besonders spannend. Acht Minuten sind eine zu kurze Spanne um irgendetwas zu unternehmen; 8 Minuten können bei widrigen Witterungsverhältnissen jedoch ganz schön lange dauern. Die Flucht in die am Bahnhof angeschlossene Trafik (bundesdeutsch: Kiosk) ist dort eine Wohltat. Beim Sondieren des Zeitschriftenangebotes fiel mir CICERO – Magazin für politische Kultur auf. Besonders aufgrund des Namens, aber auch aufgrund des Stickers (österreich-deutsch: Pickerl) mit dem Hinweis, dass es sich bei besagter Ausgabe um eine „weltweit einmalige Ausgabe!“ handele, da jedes Cover ein anderes Foto zeige. Tatsächlich: Die aufliegenden Zeitschriften zeigten jeweils ein anderes Bild. Die definitive Kaufentscheidung erfolgte jedoch aufgrund des einseitigen Porträts der österreichischen Außenministerin Uschi Plassnik.

Auch der Titel und der erste Satz beeinflussten die Kaufentscheidung nachhaltig: "Die Außenpolitik" und "Österreich hat eine." Die Rede ist von weiblichen Politikerinnen, der berühmten gläsernen Decke, die nun doch hin und wieder Risse bekommt. Besonders im ministeriell-politischen Bereich. Mittlerweile sind weibliche Außenministerinnen keine Seltenheit mehr. In Österreich wird dieses Amt bereits von der zweiten weiblichen Außenministerin in Folge bekleidet. Mit der früheren Außenminiterin Benita Ferrero-Waldner entsandte man ebenfalls eine Frau als Kommissarin. Condoleezza Rice ist nicht nur die zweite Frau, die das Amt der Außenministerin in den Vereinigten Staaten bekleidet, sondern auch die erste Afro-Amerikanerin. Bruno Kreisky ebnete mit Johanna Dohnal in Österreich bereits Ende der Siebziger, Frauen verstärkt den Weg in die höchsten Ämter der Politik, wenn auch in eher frauenspezifische Ämter wie eben Frauen, Konsumentenschutz, Soziales und Bildung. "Das ändert sich – langsam. Bis heute hatte Frankreich nie eine Außenministerin und nie eine Staatschefin. Immerhin aber gehören dem französischen Kabinett seit kurzem sieben Ministerinnen von insgesamt 15 Ministern an, darunter die Justizministerin und die Innenministerin. Es tut sich etwas, auch in vielen Ländern Lateinamerikas, die bisher Männergesellschaften waren. Regierungen aus dem politisch linken Spektrum in Ländern wie Ecuador, Nicaragua oder Uruguay sind in den vergangenen Jahren dazu übergegangen, ihre Kabinette mit Frauen und Männern paritätisch zu besetzen."Schreibt Vanessa de l’Or in ihrem Artikel. .

In der Tat:Heute drängen Frauen in die Spitzenpositionen und übernehmen vermehrt Verantwortung. So ist mit Angela Merkel zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Bundesrepublik positioniert. Andere Länder in der EU machen es ihr ähnlich. Und bei Regierungsverhandlungen ist es längst wichtig darauf zu achten, wie viele Frauen ministrabel sind. Dass noch nicht alles Friede, Freude Politikkuchen ist, dürfte allen klar sein. In den Parlamenten sind Frauen unterrepräsentiert. Allzu oft werden Frauen in Spitzenfunktionen auf ihr "Wie?" und nicht auf das "Was?" reduziert. So ist bei besagter Ursula Plassnik ihre immense Körpergröße immer Thema, bei ihrer Vorgängerin Benita Ferrero-Waldner die Vorliebe für Chanel und Perlohrstecker, sowie ihr Dauergrinsen. Da verschwindet dann schon mal die konkrete Politik sehr schnell hinter der Garderobenwahl der jeweiligen Amtsinhaberin. Die Diskussion, ob Chanel, Grinsen und Seitenblicke nicht dazu dienen fehlendes politisches Pourvoir zu kaschieren sollte jedoch auch geführt werden (jedoch für beide Geschlechter). Angela Merkel lässt grüßen. Und auch die Zeitschrift Cicero spielt mit bei einem Spiel, das sie angeblich zu durchschauen scheint. Das einseitige Plassnik-Foto hat einen kleinen Schönheitsfehler. Es illustriert lediglich einen einseitigen 3-spaltigen Text und es fehlt die perforierte Trennlinie und die das elegante Autogramm im unteren Eck für eingefleischte Fans. Vielleicht sollte man der Redaktion von Cicero den Vorschlag machen. So könnten neben dem individualisierten Cover auch noch spezifische Fankarten ausgegeben werden.


Lesen sie den Artikel von Vanessa de l'Or "Die Außenpolitik" auf www.cicero.de

Donnerstag, 13. Dezember 2007

gendern - Ein Unwort des Jahres

Es hat sich in den letzten Jahren die (Un)Sitte etabliert, den letzten Kalendermonat nicht nur zum Punschtrinken und Weihnachtsfeiern zu verwenden, sondern auch diverse Auszeichnungen im Sinne "Menschen des Jahres" oder "Fußballer des Jahres" oder eben auch "Wörter und Unwörter des Jahres" zu verleihen. Damit sollen Menschen, Wörter und Taten, die einer bestimmten Jury besonders (un)sinnvoll erschien ausgezeichnet werden. Bei der Wahl zum Wort oder Unwort des Jahres, die in Deutschland und Österreich separat läuft, werden Wörter, die besonders oft und penetrant benutzt wurden, in derartigen Listen geadelt und getadelt. Auch Sprüche werden prämiert. So galten die englischen Neo-Floskeln von Minister a.D. Hubert Gorbach bereits als heiße Anwärter auf die begehrte Trophäe. Auch das berühmt-berüchtige "Komasaufen" fand Eingang in die Liste. Bei einem Wort musste ich jedoch zweimal schauen. Sie ahnen es: Es geht ums "gendern". Rudold Muhr, seines Zeichen Germanist, Fachmann für deutsch-österreichische Sprachver(w)irrungen und Aushängeschild der Un/Wortwahl, argumentiert wie folgt:

„Lehnwort aus dem Englischen steht ursprünglich für Maßnahmen, die die Gleichberechtigung der Frauen in der Gesellschaft fördern und Diskriminierungen abbauen sollen.Zum Unwort wird es nicht durch die Sache, sondern allein durch die gegenwärtige Praxis von Firmen, Institutionen und Behörden die die Gleichberechtigung von Frauen vielfach auf sprachliche Maßnahmen reduzieren und damit zu einer reinen Alibihandlung machen. Der Begriff und damit verbundene Maßnahmen ändern in der gegenwärtigen Praxis allerdings nichts an der deutlich geringeren Bezahlung oder an den schlechteren Aufstiegschancen für Frauen. Eine an sich gute Sache, die auf die Gleichstellung von Mann und Frau abzielte wird so aufgrund der Praxis in ihr Gegenteil verkehrt gleichzeitig aber der Anschein von Gleichberechtigung erweckt.“

Die Begründung scheint nicht ganz falsch. Nur weil überall die Rede von "gendern" ist, muss noch lange nichts passieren und weil die Sprachpolizei der political correctness den richtigen Sprachgebrauch will, muss sich erst recht noch lange nichts ändern. Aber irgendwo muss angefangen werden und bei der Sprache ist es nun einmal einfacher. "gendern" bedeutet ja meines Erachterns "Gender Mainstreaming umsetzen". Dass nicht überall "Gender Mainstreaming" drin ist, wo "gendern" draufsteht ist sicherlich keine Neuigkeit, wobei es beim "gendern" wie bereits gesagt nicht explizit um Frauenförderung an sich geht, sondern um die Möglichkeiten und das Bedenken beider Geschlechter in den verschiedenen Kontexten. Und das wird bei aller Wertschätzung des Feminismus allzu oft einseitig gemacht. Von beiden Geschlechtern.

Freitag, 9. November 2007

Die Teekanne macht ... die Frau

Bereits 1979 warb die Teekanne mit dem Spruch "Die Teekanne macht den Tee". Zwischendurch kam es dann zu anderen Sprüchen. Ist doch Ehrensache. Zentral ist jedoch immer das Motiv der Teekanne...

"Teekanne Inbegriff von Qualität und Ergiebigkeit."(1949)
"Teekanne Teekanne - Tee - Weltrenommee." (1951),
"Teekanne Guter Tee kommt von Teekanne." (1981)
"Was so schmeckt, ist von Teekanne." (1982)
"Teekanne Für Teekenner." (1983)
"Teekanne Und das Leben schmeckt schöner." (1999)
"Teekanne What a tea." (2001)
"Teekanne Die ganze Welt des Tees." (2002)
"Teekanne Die Welt des Tees erleben". (2004)

Dass man 2006 erneut den Spruch "Die Teekanne macht den Tee" einsetzt verwundert da nicht. Die Kund/innenschichten von damals erinnern sich wahrscheinlich kaum mehr an den Spruch und sowieso besteht die Strategie offensichtlich nur darin, das Motiv der "Teekanne" zu verändern. Diesmal geistert halt ein Mann in einem Teekannenkostüm über den Bildschirm.

Neu ist jedoch, dass die Teekanne das Sortiment stark erweitert ... und die so genannten "Frauentees" neu auflegt. Die Frauentees sind ja leider mit starken Klischees behaftet. Das Wort Frauentee steht - abgesehen von den Ayurveda-Frauen-Tees - ja allzu oft als Euphemismus für den klassischen Periodentee.

"Teekanne" spielt nun gekonnt auf dieser Klaviatur und arbeitet einerseits mit der "Diversity-Thematik" - andererseits baut sie auf die eben erwähnten Gesundheitstees für Frauen auf. Dabei ist völlig klar, dass ein Kräutertee speziell für Frauen natürlich auch von Männern konsumiert werden darf. Aber welcher Mann will von einem "In den besten Jahren"- Harmonisierende Kräutertee-Spezialität für die Frau in den Wechseljahren. trinken oder von einem "In freudiger Erwartung" Harmonisierende Kräutertee-Spezialität für die Frau in der Schwangerschaft.. Am besten gefällt mir der "Reine Frauensache"
Ausgleichende Kräutertee-Spezialität für das weibliche Wohlbefinden.
. Es handelt sich um Kräutertees. Welche Zusammensetzung die Tees haben und wieso sie ausschließlich für Frauen bestimmt sein sollen, wird auf der Website von Teekanne nicht bekannt gegeben. Die Tees beziehen sich jedoch auf die weibliche Körperlichkeit.

Alles in allem - alter Wein in neuen Schläuchen. Gepaart mit ein wenig Wellness und angeblicher politischer Korrektheit, die die Frau erneut auf Schwangerschaft, Wechseljahre, Harmonie und Wohlbefinden reduziert.

Donnerstag, 8. November 2007

Die Münchner Stadtwerke informieren...

Stadtwerke klingt nach Bürokratie, nach Unflexibiliät, nach Monopol. Kurz - nach alldem, was uns an Behörden so sehr verhasst ist, dass wir es am liebsten beiseite schieben. Null Toleranz, null Kund/innenservice. Und da komme ich doch drauf. Ich habe mich geirrt. Es gibt Betriebe, die haben das Zauberwort Kund/innenservice für sich entdeckt. Sie haben sogar entdeckt, dass es zwei Geschlechter gibt auf dieser Erde - und o Wunder des modernen Marketings und des Diversity Managements: Frauen sind eine davon.

Da stimmt es mich doch versöhnlich, dass die Münchner Stadtwerke es als ihre Pflicht sehen, die Kundinnen zu informieren, wann der Frauenbadetag statt findet und welche Saunen eigens für Frauen sind.

Mehr Infos unter: Münchner Stadtwerke

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Venus und Mars

Zahlreiche Ratgeber/innen lassen vermuten, dass Männer und Frauen unterschiedlich kommunizieren. Wenn auch systemlinguistisch (sprich grammatisch, stilistisch usw.) gesehen gar nicht so viele Unterschiede festzustellen sind, so soll es doch angeblich verschiedene "Gemeint"-Ebenen geben. Ziel der Kommunikation sei auch unterschiedlich bei Männern und Frauen.


Venus und Mars
Männer und Frauen kommunizieren grundsätzlich verschieden.

Absolut nicht, es reicht einfach richtig zuzuhören.
Korrekt, Frauen kommen von der Venus und Männer vom Mars oder vom Mond.
Ich denke, dass sie gar nicht so verschieden sind.
Eine andere Antwort: Bitte posten.

  Resultate

spruecheklopfer, 10:55h.

Frauenfußball und Fußballfrauen 1.2.

Frauen und Fußball ist ein Thema voller Missverständnisse. Für viele Männer ist der Fußball das letzte männliche Reservat, in dem sie vor Frauen sicher sind. Frauen wollen sehr oft nichts mit dem Thema Fußball zu tun haben und widmen sich anderen Themen.

Auch wenn die Dinge so klar scheinen, ist Fußball ein Thema, das niemanden kalt lässt. Jede/r bezieht klar Position. Man/frau liebt oder hasst ihn. Andere lässt Fußball gleichgültig. Ein sowohl als auch gibt es nicht. Die Erziehung spielt hier eine gewisse Rolle. Jungen bekommen einen Fußball geschenkt, Mädchen eine Puppe. Somit bekommen Frauen doch bereits in ihrer Erziehung mit, dass es sich da um etwas für die Burschen handelt und Frauen eher Völkerball oder Barbie und Ken spielen gehen sollen.

Die Primärsozialisation ist daher ein wichtiges Argument für das geringere Interesse zahlreicher Frauen am Geschehen rund ums Leder. Dies klingt wie ein Klischee oder ein Pauschalurteil Aber wie jedes Klischee gibt es auch beim Thema "Frauen und Fußball" einen wahren Kern. In einem Artikel von Gabriele Rohmann lesen wir, dass das Station zwar eine Männerwelt sei, jedoch eine heterogene. Der ideale männliche Fußballfan wurde schon von Kind weg vom Vater mit ins Station genommen und erhielt so seine Sozialisation. Ähnliches berichten Frauen, die von Kindesbeinen an, ins Stadion gingen. Das Thema Völkerballspielen für die Mädchen und Fußball für die Burschen sei vor allem dort ein Thema, wo sich Mädchen nicht für die "klassischen" Mädchenspiele interessieren. (Rohmann http://www.jugendszenen.com/_data/ws07_rohmann.pdf) Mit anderen Worten: Mädchen, die sich nicht für die Spieler ihrer Geschlechtsgenossinnen interessieren, wenden sich eher zu so genannten Jungenspielen.

Männerbündische Rituale sind sicherlich ein weiteres Argument für die Zielgruppe Männer und wirken abschrecken auf Frauen. Und die damit verbundene Gewalt - Stichwort "dritte Halbzeit" und verbale Grätschen tragen das Ihrige dazu bei, weibliche Fans von diesem wunderbaren Sport abzuhalten.
Frauen auf dem Fußballplatz
In früheren Zeiten waren Themen wie Sitte und Anstand und die Kleidung dafür verantwortlich, dass Frauen sich dem Sport nicht widmen durften, obwohl es ja schon sehr früh in der Geschichte Ansätze vom Fußballfrauensport gegeben hat. Dazu schreibt Judith Schallnmeier vom Büro der Grazer Frauenbeauftragten:

"Der erste Schritt um zu zeigen wie es in der Gegenwart um Frauenfußball steht ist der in die Vergangenheit zu sehen. So sollen bereits im Frankreich des 12.Jahrhunderts Frauen am Volkssport „la soule“, dem Vorläufer des heutigen Fußballs, teilgenommen haben.Aus dem frühen 18.Jahrhundert stammt die Erzählung eines Brauchs, wo unverheiratete gegen verheiratete Frauen spielten und versuchten, eine gefüllte Tierblase zwischen zwei Torpfosten zu schießen. Um 1900 lassen sich ebenfalls Quellen finden, die belegen, dass Frauen schon damals Fußball spielten, obwohl noch weithin die Meinung herrschte, dass dieser Sport sehr unpassend für Frauen und Mädchen sei. 1894 gründete die Londonorin Nettie Honeyball die erste englische Frauenfußballmannschaft, die British ladies. Während im Jahr 1895 vor rund 10 000 Zuschauern ein Match ausgetragen wurde, fanden sich noch genug Kritiker, deren größte Sorge bei dem fehlende Anstand und den weniger graziösen Bewegungen lag." (Schallmeiner, http://www.frauenbeauftragte.at/infothek/Download_pdf/Frauen_und_Sport.pdf)

Für mich drängt sich eine weitere Hypothese auf: Die Überbetonung der Athletik in Mitteleuropa und die spielerische Härte in vielen Ligen über Jahrzehnte hinweg, waren aus meiner Sicht, auch nicht gerade förderlich um Frauen für den Sport zu begeistern. Männer sind eben primitiv und wenn der Lieblingssport nun auch noch primitiv ist... Was soll frau dazu sagen ;-)

Aber die gute Nachricht ist, dass die Perspektive zum Thema sich verändert. Das liegt daran, dass langsam nicht mehr einseitig über das Thema berichtet wird und wahrscheinlich auch daran, dass zwei Groß-Events (WM 2006 und EM 2008) im deutschsprachigen Raum stattfinden und somit nicht zuletzt aus Marketinggründen eine positive Darstellung der Sportart nötig ist. Dies wird besonders dann klar, wenn "Fans" nicht mitspielen und sich ein mehr oder weniger aufführen. Dennoch finde ich folgende Darstellung des Themas sehr nett:

"Gedichte sind prima, Modelleisenbahnen auch. Aber leider fehlt beiden Massentauglichkeit, sie schließen zu viel und zu viele aus. Im Gegensatz zum Fußball, der zugleich einfach und komplex genug ist, der sowohl extrem emotional als auch extrem analytisch wahrgenommen werden kann. Fußball ist die einzige Sprache, die alle verstehen (auch die, die das Massenereignis Fußball ablehnen und sich ihm entziehen); Fußball spricht alle an und schließt keinen aus (es sei denn, jemand will ausgeschlossen sein). Fußball grenzt keine Schicht aus, keine Region, keine Generation. Und auch kein Geschlecht."
(Katrin Weber-Klüver: Die WM der Frauen. Spiegel Online, 07. Juli 2006. http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,425324,00.html)

Auch wenn Fußball ein männerdominierter Sport ist, grenzt er prinzipiell niemanden aus, obwohl es natürlich immer wieder zu Ausgrenzungen kommt. Diese haben aber dann nur mehr sehr wenig mit dem Sport an sich zu tun. Und dennoch gilt es einen zweiten Blick auf diese vermeintliche Öffnung zu legen. Ein Ungleichgewicht ist festzustellen, auch in der wissenschaftlichen Betrachtung des runden Leders. Während es für Soziologen mittlerweile sehr schick ist, über den europäischen Volkssport Nummer Eins zu berichten, wurden Frauen als Fans erst in den letzten Jahren entdeckt. Dabei sind 50 Prozent aller Ländermatch-Zuseher/innen weiblich (gemeint sind Übertragungen im Fernsehen). Knapp 1/2 der deutschen Bundesliga wird live vor Ort von weiblichen Fans verfolgt. Aber Fußball als Forschungsfeld von Frauen für Frauen - Pionierarbeit. Almut Sülzle hat drei Jahre Feldforschung bei den "Kickers Offenbach" betrieben und die Journalistin und Übersetzerin aus Hamburg Nicole Selmer ist ein Fan von Borussia Dortmund. Sie hat auch ein Buch verfasst" Watching the Boys Play". (heureka! Wissenschaftsmagazin im Falter 01-08)

Die Männerwelt beginnt also in jedem Segment des "runden Leders" zu bröckeln. Und das ist auch gut so. Sportlich gesehen war es in Deutschland vor allem die Fußballnationalfrauschaft die die Fahnen hochhielt, als es bei ihren männlichen Kollegen nicht so lief. Und das war immerhin in der Prä-Klinsmann-Löw-Zeit meistens so. Den positiven Ausrutscher bei der Fußball-WM in Südkorea wollen wir mal als Betriebsunfall werten, da die Deutschen dort lediglich ihrem Ruf als Turniermannschaft gerecht wurden.

Aber zurück zum Thema Frauen und Fußball. In der Tat konnte sich der Frauenfußball in Deutschland profilieren. In den USA gilt Frauenfußball als eine der wichtigsten Sportarten. In Österreich hingegen scheint dies nicht der Fall zu sein. Dies liegt natürlich auch daran, dass der Frauenfußball an sich noch immer ein Vereinsfußball im ursprünglichen Sinn ist. Die allgemeine Kommerzialisierung, wo wie bei den Männern, wo die Vereine nur mehr der Form nach gewahrt sind, ist weitgehend schwach ausgeprägt. Dies hat aber auch sein Gutes. Frauenfußball ist dadurch um einiges authentischer.

Aber dennoch: Durch das Paradigma "Gender Mainstreaming" erhält auch der Frauenfußball zusätzliche Aufmerksamkeit. Ähnlich verhält es sich bei den Fans. Ich kann mich nur wiederholen: Die Männerbastion der Zuschauer scheint langsam zu Kippen. Es entstehen Frauenfußballfanclubs von männlichen Fußballmannschaften. Eine gewisse Prominentheit haben die weiblichen Frauenfußballfanklubs der Wiener Austria "Violet Soles" und "Ladies Austria Wien" bekommen. Vor allem die Chefin von den "Ladies" wurde in diversen medialen Berichten um ihre Meinung gebeten. Ulrike H. wehrt sich dagegen, dass es den Frauen nur um die feschen Burschen am Rasen ginge und Fußball für sie mehr darstellt, als die knackigen Hintern, die dort präsentiert werden. (Mehr dazu unter: Radio Wien Online). Welche weiblichen Fans gibt es? So wie bei den Männern, gibt es auch unter den Frauen verschiedene Formen der Fankultur. Gabriele Rohmann unterscheidet hier nach der Studie von Selmer und Sülzle in drei Gruppen: "(a) Aktive und kenntnisreiche Expertinne, die den männlichen Duktus oft imitieren und sich ihr Dasein über Wissen und regelmäßige Stadionbesuche erkämpfen. (b) Groupies, die eher popkulturell beeinflusst ihr Fansein auf das äußere Erscheinungsbild der Fußballer fokussieren und im Stadion die Nähe zu den Fußballern suchen. (c) Frauen, sie von der männlichen Fanwelt abschotten und eigene Clubs bilden, in denen sie sich entfalten können oder in denen sie den Sexismus der Männer persiflieren [...]" (Rohmann http://www.jugendszenen.com/_data/ws07_rohmann.pdf). Solche Provokationen gäbe es, wenn Frauen demonstrativ mit dem Sexismus spielen und sich "Titten Auswärts" oder "Hooligänse" nannten (heureka! 1-08). Die Technik ist sehr einfach und wurde von von einigen (Sub)kulturen erfolgreich angewandt. Negative Begriffe für die eigene Gruppe positiv besetzen. Man/frau denke nur an "schwul" und "nigger". Die erwähnte Almut Sülzle ist davon überzeugt, dass man/frau dem Fußball auch den Sexismus austrieben könnte, da er sich ja ständig verändert.

Aber zurück zu den "Fan/innen". Ich persönlich würde - ohne, dies genauer erforscht zu haben - die Kategorie "Begleiterinnen" hinzufügen. Gemeint sind Frauen, die ihren Freund/Mann/Sohn/Tocher ins Stadion begleiten und zunächst nur einfach dem Spiel beiwohnen. Aus diesem "Beiwohnen" kann sich echtes Interesse entwickeln. Alle vier Gruppierungen bewegen sich unterschiedlich im männlich dominierten Raum. Dazu ist natürlich auch zu sagen, dass es auch einen Unterschied macht, wo Mann/Frau sich im Stadion aufhält. Bevorzugt der weibliche Fan eher die so genannten Kurve oder nehmen sie auf den Seitenteilen Platz - auf den so genannten Familientribünen. Oder bewegt frau sich im VIP-Bereich, der fast in jedem modernen Stadion existiert. Ich vermute, dass es auch einen Zusammenhang gibt zwischen diesen Bereichen. Gut so, dass es auch immer mehr Frauen ins Stadion zieht und den Vorwurf, dass es bei Red Bull Salzburg keine Fans gibt, sondern nur Zuschauer und Zuschauerinnen kann ich nicht ganz verstehen. Um in Österreich ein Bundesligaspiel live vor Ort zu sehen, muss mensch eine schöne Stange Geld hinblättern, besonders dann, wenn man etwas vom Spiel haben will. Familienfreundlichkeit der Vereine bedeutet auch mehr Frauen ins Stadion zu bekommen und für den Sport zu begeistern. Bei Rapid wird dies über die Greenies versucht. Marketing à la Ikea: Wende dich an die Kids und du hast die Eltern im Schlepptau. Auch dies spricht für meine These, dass es eine vierte Gruppe von weiblichen Fans gibt: "die Begleiterinnen". Bleibt zu hoffen, dass aus den Begleiterinnen eigenständige weibliche Fans werden. Aber zudu müssten die Vereine auch etwas Beitragen und "Gender Mainstreaming" wirklich leben. Gesonderte Fankollektionen für Frauen in denen sich die Farbe "rosa" einschmuggelt - so etwa im Fankatalog von Rapid Wien - sind ein eindeutiges semiotisches Zeichen, dass zwischen männlichen und weiblichen Fans unterschieden wird. Vereinsfarben für die Männer, rosa + Vereinsfarben für die Frauen. Ebenso die Ermäßigungen für Tickets sollten wegfallen. Damit würde "weiblichen Fans" der Sonderstatus genommen. Angeblich "verbindet" Fußball ja.

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