Mittwoch, 10. Oktober 2007

Venus und Mars

Zahlreiche Ratgeber/innen lassen vermuten, dass Männer und Frauen unterschiedlich kommunizieren. Wenn auch systemlinguistisch (sprich grammatisch, stilistisch usw.) gesehen gar nicht so viele Unterschiede festzustellen sind, so soll es doch angeblich verschiedene "Gemeint"-Ebenen geben. Ziel der Kommunikation sei auch unterschiedlich bei Männern und Frauen.


Venus und Mars
Männer und Frauen kommunizieren grundsätzlich verschieden.

Absolut nicht, es reicht einfach richtig zuzuhören.
Korrekt, Frauen kommen von der Venus und Männer vom Mars oder vom Mond.
Ich denke, dass sie gar nicht so verschieden sind.
Eine andere Antwort: Bitte posten.

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spruecheklopfer, 10:55h.

Frauenfußball und Fußballfrauen 1.2.

Frauen und Fußball ist ein Thema voller Missverständnisse. Für viele Männer ist der Fußball das letzte männliche Reservat, in dem sie vor Frauen sicher sind. Frauen wollen sehr oft nichts mit dem Thema Fußball zu tun haben und widmen sich anderen Themen.

Auch wenn die Dinge so klar scheinen, ist Fußball ein Thema, das niemanden kalt lässt. Jede/r bezieht klar Position. Man/frau liebt oder hasst ihn. Andere lässt Fußball gleichgültig. Ein sowohl als auch gibt es nicht. Die Erziehung spielt hier eine gewisse Rolle. Jungen bekommen einen Fußball geschenkt, Mädchen eine Puppe. Somit bekommen Frauen doch bereits in ihrer Erziehung mit, dass es sich da um etwas für die Burschen handelt und Frauen eher Völkerball oder Barbie und Ken spielen gehen sollen.

Die Primärsozialisation ist daher ein wichtiges Argument für das geringere Interesse zahlreicher Frauen am Geschehen rund ums Leder. Dies klingt wie ein Klischee oder ein Pauschalurteil Aber wie jedes Klischee gibt es auch beim Thema "Frauen und Fußball" einen wahren Kern. In einem Artikel von Gabriele Rohmann lesen wir, dass das Station zwar eine Männerwelt sei, jedoch eine heterogene. Der ideale männliche Fußballfan wurde schon von Kind weg vom Vater mit ins Station genommen und erhielt so seine Sozialisation. Ähnliches berichten Frauen, die von Kindesbeinen an, ins Stadion gingen. Das Thema Völkerballspielen für die Mädchen und Fußball für die Burschen sei vor allem dort ein Thema, wo sich Mädchen nicht für die "klassischen" Mädchenspiele interessieren. (Rohmann http://www.jugendszenen.com/_data/ws07_rohmann.pdf) Mit anderen Worten: Mädchen, die sich nicht für die Spieler ihrer Geschlechtsgenossinnen interessieren, wenden sich eher zu so genannten Jungenspielen.

Männerbündische Rituale sind sicherlich ein weiteres Argument für die Zielgruppe Männer und wirken abschrecken auf Frauen. Und die damit verbundene Gewalt - Stichwort "dritte Halbzeit" und verbale Grätschen tragen das Ihrige dazu bei, weibliche Fans von diesem wunderbaren Sport abzuhalten.
Frauen auf dem Fußballplatz
In früheren Zeiten waren Themen wie Sitte und Anstand und die Kleidung dafür verantwortlich, dass Frauen sich dem Sport nicht widmen durften, obwohl es ja schon sehr früh in der Geschichte Ansätze vom Fußballfrauensport gegeben hat. Dazu schreibt Judith Schallnmeier vom Büro der Grazer Frauenbeauftragten:

"Der erste Schritt um zu zeigen wie es in der Gegenwart um Frauenfußball steht ist der in die Vergangenheit zu sehen. So sollen bereits im Frankreich des 12.Jahrhunderts Frauen am Volkssport „la soule“, dem Vorläufer des heutigen Fußballs, teilgenommen haben.Aus dem frühen 18.Jahrhundert stammt die Erzählung eines Brauchs, wo unverheiratete gegen verheiratete Frauen spielten und versuchten, eine gefüllte Tierblase zwischen zwei Torpfosten zu schießen. Um 1900 lassen sich ebenfalls Quellen finden, die belegen, dass Frauen schon damals Fußball spielten, obwohl noch weithin die Meinung herrschte, dass dieser Sport sehr unpassend für Frauen und Mädchen sei. 1894 gründete die Londonorin Nettie Honeyball die erste englische Frauenfußballmannschaft, die British ladies. Während im Jahr 1895 vor rund 10 000 Zuschauern ein Match ausgetragen wurde, fanden sich noch genug Kritiker, deren größte Sorge bei dem fehlende Anstand und den weniger graziösen Bewegungen lag." (Schallmeiner, http://www.frauenbeauftragte.at/infothek/Download_pdf/Frauen_und_Sport.pdf)

Für mich drängt sich eine weitere Hypothese auf: Die Überbetonung der Athletik in Mitteleuropa und die spielerische Härte in vielen Ligen über Jahrzehnte hinweg, waren aus meiner Sicht, auch nicht gerade förderlich um Frauen für den Sport zu begeistern. Männer sind eben primitiv und wenn der Lieblingssport nun auch noch primitiv ist... Was soll frau dazu sagen ;-)

Aber die gute Nachricht ist, dass die Perspektive zum Thema sich verändert. Das liegt daran, dass langsam nicht mehr einseitig über das Thema berichtet wird und wahrscheinlich auch daran, dass zwei Groß-Events (WM 2006 und EM 2008) im deutschsprachigen Raum stattfinden und somit nicht zuletzt aus Marketinggründen eine positive Darstellung der Sportart nötig ist. Dies wird besonders dann klar, wenn "Fans" nicht mitspielen und sich ein mehr oder weniger aufführen. Dennoch finde ich folgende Darstellung des Themas sehr nett:

"Gedichte sind prima, Modelleisenbahnen auch. Aber leider fehlt beiden Massentauglichkeit, sie schließen zu viel und zu viele aus. Im Gegensatz zum Fußball, der zugleich einfach und komplex genug ist, der sowohl extrem emotional als auch extrem analytisch wahrgenommen werden kann. Fußball ist die einzige Sprache, die alle verstehen (auch die, die das Massenereignis Fußball ablehnen und sich ihm entziehen); Fußball spricht alle an und schließt keinen aus (es sei denn, jemand will ausgeschlossen sein). Fußball grenzt keine Schicht aus, keine Region, keine Generation. Und auch kein Geschlecht."
(Katrin Weber-Klüver: Die WM der Frauen. Spiegel Online, 07. Juli 2006. http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,425324,00.html)

Auch wenn Fußball ein männerdominierter Sport ist, grenzt er prinzipiell niemanden aus, obwohl es natürlich immer wieder zu Ausgrenzungen kommt. Diese haben aber dann nur mehr sehr wenig mit dem Sport an sich zu tun. Und dennoch gilt es einen zweiten Blick auf diese vermeintliche Öffnung zu legen. Ein Ungleichgewicht ist festzustellen, auch in der wissenschaftlichen Betrachtung des runden Leders. Während es für Soziologen mittlerweile sehr schick ist, über den europäischen Volkssport Nummer Eins zu berichten, wurden Frauen als Fans erst in den letzten Jahren entdeckt. Dabei sind 50 Prozent aller Ländermatch-Zuseher/innen weiblich (gemeint sind Übertragungen im Fernsehen). Knapp 1/2 der deutschen Bundesliga wird live vor Ort von weiblichen Fans verfolgt. Aber Fußball als Forschungsfeld von Frauen für Frauen - Pionierarbeit. Almut Sülzle hat drei Jahre Feldforschung bei den "Kickers Offenbach" betrieben und die Journalistin und Übersetzerin aus Hamburg Nicole Selmer ist ein Fan von Borussia Dortmund. Sie hat auch ein Buch verfasst" Watching the Boys Play". (heureka! Wissenschaftsmagazin im Falter 01-08)

Die Männerwelt beginnt also in jedem Segment des "runden Leders" zu bröckeln. Und das ist auch gut so. Sportlich gesehen war es in Deutschland vor allem die Fußballnationalfrauschaft die die Fahnen hochhielt, als es bei ihren männlichen Kollegen nicht so lief. Und das war immerhin in der Prä-Klinsmann-Löw-Zeit meistens so. Den positiven Ausrutscher bei der Fußball-WM in Südkorea wollen wir mal als Betriebsunfall werten, da die Deutschen dort lediglich ihrem Ruf als Turniermannschaft gerecht wurden.

Aber zurück zum Thema Frauen und Fußball. In der Tat konnte sich der Frauenfußball in Deutschland profilieren. In den USA gilt Frauenfußball als eine der wichtigsten Sportarten. In Österreich hingegen scheint dies nicht der Fall zu sein. Dies liegt natürlich auch daran, dass der Frauenfußball an sich noch immer ein Vereinsfußball im ursprünglichen Sinn ist. Die allgemeine Kommerzialisierung, wo wie bei den Männern, wo die Vereine nur mehr der Form nach gewahrt sind, ist weitgehend schwach ausgeprägt. Dies hat aber auch sein Gutes. Frauenfußball ist dadurch um einiges authentischer.

Aber dennoch: Durch das Paradigma "Gender Mainstreaming" erhält auch der Frauenfußball zusätzliche Aufmerksamkeit. Ähnlich verhält es sich bei den Fans. Ich kann mich nur wiederholen: Die Männerbastion der Zuschauer scheint langsam zu Kippen. Es entstehen Frauenfußballfanclubs von männlichen Fußballmannschaften. Eine gewisse Prominentheit haben die weiblichen Frauenfußballfanklubs der Wiener Austria "Violet Soles" und "Ladies Austria Wien" bekommen. Vor allem die Chefin von den "Ladies" wurde in diversen medialen Berichten um ihre Meinung gebeten. Ulrike H. wehrt sich dagegen, dass es den Frauen nur um die feschen Burschen am Rasen ginge und Fußball für sie mehr darstellt, als die knackigen Hintern, die dort präsentiert werden. (Mehr dazu unter: Radio Wien Online). Welche weiblichen Fans gibt es? So wie bei den Männern, gibt es auch unter den Frauen verschiedene Formen der Fankultur. Gabriele Rohmann unterscheidet hier nach der Studie von Selmer und Sülzle in drei Gruppen: "(a) Aktive und kenntnisreiche Expertinne, die den männlichen Duktus oft imitieren und sich ihr Dasein über Wissen und regelmäßige Stadionbesuche erkämpfen. (b) Groupies, die eher popkulturell beeinflusst ihr Fansein auf das äußere Erscheinungsbild der Fußballer fokussieren und im Stadion die Nähe zu den Fußballern suchen. (c) Frauen, sie von der männlichen Fanwelt abschotten und eigene Clubs bilden, in denen sie sich entfalten können oder in denen sie den Sexismus der Männer persiflieren [...]" (Rohmann http://www.jugendszenen.com/_data/ws07_rohmann.pdf). Solche Provokationen gäbe es, wenn Frauen demonstrativ mit dem Sexismus spielen und sich "Titten Auswärts" oder "Hooligänse" nannten (heureka! 1-08). Die Technik ist sehr einfach und wurde von von einigen (Sub)kulturen erfolgreich angewandt. Negative Begriffe für die eigene Gruppe positiv besetzen. Man/frau denke nur an "schwul" und "nigger". Die erwähnte Almut Sülzle ist davon überzeugt, dass man/frau dem Fußball auch den Sexismus austrieben könnte, da er sich ja ständig verändert.

Aber zurück zu den "Fan/innen". Ich persönlich würde - ohne, dies genauer erforscht zu haben - die Kategorie "Begleiterinnen" hinzufügen. Gemeint sind Frauen, die ihren Freund/Mann/Sohn/Tocher ins Stadion begleiten und zunächst nur einfach dem Spiel beiwohnen. Aus diesem "Beiwohnen" kann sich echtes Interesse entwickeln. Alle vier Gruppierungen bewegen sich unterschiedlich im männlich dominierten Raum. Dazu ist natürlich auch zu sagen, dass es auch einen Unterschied macht, wo Mann/Frau sich im Stadion aufhält. Bevorzugt der weibliche Fan eher die so genannten Kurve oder nehmen sie auf den Seitenteilen Platz - auf den so genannten Familientribünen. Oder bewegt frau sich im VIP-Bereich, der fast in jedem modernen Stadion existiert. Ich vermute, dass es auch einen Zusammenhang gibt zwischen diesen Bereichen. Gut so, dass es auch immer mehr Frauen ins Stadion zieht und den Vorwurf, dass es bei Red Bull Salzburg keine Fans gibt, sondern nur Zuschauer und Zuschauerinnen kann ich nicht ganz verstehen. Um in Österreich ein Bundesligaspiel live vor Ort zu sehen, muss mensch eine schöne Stange Geld hinblättern, besonders dann, wenn man etwas vom Spiel haben will. Familienfreundlichkeit der Vereine bedeutet auch mehr Frauen ins Stadion zu bekommen und für den Sport zu begeistern. Bei Rapid wird dies über die Greenies versucht. Marketing à la Ikea: Wende dich an die Kids und du hast die Eltern im Schlepptau. Auch dies spricht für meine These, dass es eine vierte Gruppe von weiblichen Fans gibt: "die Begleiterinnen". Bleibt zu hoffen, dass aus den Begleiterinnen eigenständige weibliche Fans werden. Aber zudu müssten die Vereine auch etwas Beitragen und "Gender Mainstreaming" wirklich leben. Gesonderte Fankollektionen für Frauen in denen sich die Farbe "rosa" einschmuggelt - so etwa im Fankatalog von Rapid Wien - sind ein eindeutiges semiotisches Zeichen, dass zwischen männlichen und weiblichen Fans unterschieden wird. Vereinsfarben für die Männer, rosa + Vereinsfarben für die Frauen. Ebenso die Ermäßigungen für Tickets sollten wegfallen. Damit würde "weiblichen Fans" der Sonderstatus genommen. Angeblich "verbindet" Fußball ja.

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