Sonntag, 13. Februar 2011

Trude Fleischmann

Nach dem Ersten Weltkrieg kam einiges in good old Europe in Bewegung - gesellschaftlich sind es die berühmten "roaring twenties", die in der Weltwirtschaftskrise gipfelten. Oder wie es im Begleittext zur Ausstellung: "Trude Fleischmann - Der selbstbewusste Blick" heißt...

"Die 1920er-Jahre waren geprägt von gesellschaftlichem Aufbruch und ästhetischen Experimenten. In diesen Jahren machte die "Neue Frau" von sich reden, die nach Emanzipation und Unabhängigkeit strebte. Trude Fleischmann selbst verkörperte dieses Image der jungen, selbstbewussten Frau. Ihr Atelier wurde zum Treffpunkt des Wiener kulturellen Lebens – bis 1938 der "Anschluss" ihrer Karriere vorerst ein jähes Ende bereitete. Nach ihrer Vertreibung gelang es ihr, in New York eine zweite berufliche Existenz aufzubauen."

Das Wien Museum zeigt 20 Jahre nach dem Tod von Trude Fleischmann eine Retrospektive. Vier Schwerpunkte sind in der Schau erkennbar: Einerseits die Prominentenfotos - so eröffnen die Portraits von Karl Kraus die Schau. Andererseits finden wir die Nackt- und Bewegungsstudien von Tänzer*innen, zum Dritten werden uns auch Arbeiten anderer Fotografinnen gezeigt wie etwa die Arbeiten von Dora Kallmus, der Lehrmeisterin von Trude Fleischmann. Und last, but not least sehen wir wunderbare Landschaftsaufnahmen.

Vor allem die Landschaftsaufnahmen respektive Reisebilder stehen in einem starken Kontrast zu den Portraits und den Studioaufnahmen. Dies ist natürlich einerseits durch das Licht bedingt, auf der anderen Seite sind die Kontraste sehr stark ausgearbeitet. Spannend sind zwei Winterlandschaften aus dem Türkenschanzpark, die ebenso gut in freier Wildbahn "geschossen" hätten sein können. Aber das ist Teil der Handschrift von Trude Fleischmann; sie kadriert sehr eng. Die Auschnitte sind knapp gesetzt, teilweise schneidet sich das Sujet ab und verstärkt somit natürlich die Präsenz und den Fokus. Das macht sie ebenso bei den Portraits. Nicht nur einmal finden wir einen "abgeschnittenen" Hut oder Kopf. Zudem ist der Blick der Portraitierten in die Ferne gerichtet, die Gesichter wirken oft als würden sie den Blick nach Innen wenden (was z.B. die ausgestellten Kolleginnen durchaus nicht tun).

Am spannendsten sind die Schnappschüsse und Portraits von Arturo Toscanini in Salzburg Ende der 20er Jahre und in den USA der 40er Jahre. Viele ausgestellte Portraits erzielen darüber hinaus einen gewissen "Aha"-Effekt. Mir ging es vor allem bei den Bildern von Marianne Hainisch und Rosa Mayreder so. Ebenso bei einer Aufnahme von Albert Einstein ging ein inneres Raunen durch meinen Kopf. All diese Bilder habe ich schon hundertmal gesehen, jedoch tritt auch hier die Künstlerin hinter die abgebildeten Persönlichkeiten zurück. Mit anderen Worten: ich wusste nicht, dass die Abbildungen von Trude Fleischmann stammten. Die Portraits von Genia Schwarzwald, Rosa Mayreder und Marianne Hainisch sind natürlich auch ein politische Positionierung der Trude Fleischmann - auch wenn sie Ignaz Seipel ebenso fotografierte.

Link: wienmuseum

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