MIszellen

Freitag, 16. November 2007

Und wieder ist es ein Bub...1.1.

Die Aktion der Stadt Wien "Eine Stadt. Ein Buch" ist eine schöne Sache. Jedes Jahr erscheint pünktlich zur Wiener Buchmesse im Rathaus ein Buch, das in einer Stückzahl von 100.000 Exemplaren an die Menschen verteilt wird. Das erste Buch erschien 2002: Die "Ewigkeitsstraße" von Frederic Morton. Der Roman war Programm, hatte einen starken Wienbezug, der Autor ist außerdem unter dem Namen Mandelbaum bekannt. Er musste 1939 vor den Nazis fliehen. Ein perfekter Einstand für die Aktion, zumal der Autor einem breiteren Publikum in Österreich kaum bekannt gewesen sein dürfte. Die Verteilstellen, wo das Buch erhältlich war, wurden vom echoverlag, der für die Durchführung der Aktion verantwortlich zeichnete, fein säuberlich. Ein Buch für Leser/innen.

Es folgten weitere Autoren. Männlich. Bekannt und bestens kanonisiert. Imre Kertesz wurde als Nobelpreisträger mit einem Gratisbuch geehrt. Mit Johannes Mario Simmel wurde ein weiterer Wiener Autor verbreitet und in Erinnerung gerufen. Vor zwei Jahren wurde John Irving ins Programm genommen. Seine "Lasst die Bären los" hat mit Wien zu tun. Irving studierte zwar Anfang der 60er Jahre in Wien. Aber so weit ich informiert bin, mag er Wien nicht besonders. Auch hier gab es eine Ausnahme. Das Buch erschien nicht im November, sondern anlässlich Irvings neuestem Roman im Frühjahr 2005. Insgesamt war jedoch ein gewisser "roter Faden" zu erkennen, wenn auch ein sehr dünner, dem zerreissen nahe. Die Autoren hatten einen Wienbezug, meist biografisch. Kertesz bildet in gewisser Weise eine Ausnahme.

Und dann 2006 Tony Morrison mit "Sehr blaue Augen". Die Kritiker/innen, die stets unkten, dass keine Frauen in das Programm aufgenommen wurden, mussten verstummen. Tony Morrison ist Afroamerikanerin, Feministin und Literaturnobelpreisträgerin. Damit wurden alle Kritiker/innen bedient. Ein genialer Schachzug. Nein, Tony Morrison stellt keineswegs die langersehnte Quotenfrau in der langen Serie weißer, männlicher amerikano-europäischer Schriftsteller dar, die jetzt da säuberlich aufgebaut wird. Nein, mit Sicherheit nicht...

Und dann 2007 kommt Nick Hornby mit "Fever Pitch" daher. Der dritte anglo-amerikanische Schreibende. Klar, die Euro 2008 steht vor der Tür und die Wiener/innen sind noch nicht gerade in EUROphorie. Da bietet sich so ein Buch an. Eigentlich fast schon einfallslos. "Fever Pitch" wurde verfilmt und ist weitgehend bekannt. Andere hätten sich genauso angeboten. Zum Beispiel Javier Marias. Und ich stelle mir die Frage, was will "Eine Stadt. Ein Buch" wirklich. Was wird gefördert. Im Falle von Irving hatte man das Gefühl es geht um das Promoten seines Romans "Bis ich dich finde". Die "Bären" waren quasi ein Goodie zum Opus Magnus des Meisters.
Kertesz und Morton können als andere Form der Vergangenheitsbewältigung betrachtet werden. Also noch einmal meine Frage. Was soll mit dem Projekt gefördert werden? Das Lesen? Vielleicht. Ein großes Vielleicht. Die Vertriebswege sind mittlerweile zu undurchsichtig. Der Buchhandel kommt nicht mehr in den Genuss der Gratisbücher. In jedem Falle ist es eine Marketingaktion in Sachen "Stadt Wien"... ob das reicht?

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Kultur ist weiblich

Wer hätte das gedacht. Eine IFES-Studie hat bestätigt: Frauen nutzen kulturelle Einrichtungen wesentlich mehr als Männer. Das Kulturministerium von Claudia Schmied gab diese Studie in Auftrag. Die aktivsten Kulturkonsument/innen in Österreich seien weiblich, um die 45 und hätten Matura.

Interessant auch die Sparten: Museen und Kino stünden ganz oben in der Gunst der Befragten, während Oper, Theater oder Konzerte oftmals als zu "teuer" eingestuft wurden. Nur 15% der Befragten gaben zu, sich sehr für Kunst und Kultur zu interessieren.

40 Prozent der Österreicher/innen gäben nicht mehr als 20 Euro pro Monat für Kultur aus. Wenn man dies umrechnet gehen sich damit ca. 3 Eintrittskarten für das Kino aus - respektive 2 bis 3 Eintrittskarten für ein Museum aus. Ein einmaliger Theaterbesuch wäre ebenfalls möglich - allerdings nicht auf den besten Plätzen.

Interessant wäre es, eine vergleichende Studie in Auftrag zur allgemeinen Freizeitgestaltung der Österreicher/innen zu haben und diese ebenfalls nach Geschlecht aufzusplitten...

Lesen Sie hier den ORF-Artikel zum Thema

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Frauen und der Apfel 1.1.

Die Frau und der Apfel. Ein Thema so alt wie die Bibel. Soll die Frucht der Weisheit doch tatsächlich ein Apfel gewesen sein. Und dabei hieß es doch "Naschen von diesem Baum" ausdrücklich verboten. Und was machte Eva? Sie pflückte nicht nur das was dann später als Apfel bezeichnet wurde, sondern reichte es noch weiter...Wie meinte Oscar Wilde: Ich kann allem widerstehen nur nicht der Versuchung." Der Apfel als Sinnbild der Versuchung? Vielleicht.

Der Apfel ist sprachlich bestens verankert. Wir kennen alle die Redewendungen "... in den sauren Apfel beißen" oder "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm." Vor allem erstere Redewendung konnotiert, dass Äpfel prinzipiell süss sind. Nur in den sauren Apfel beißt man ungern. Apropas beißen: Seit Jahrzehnten wirbt eine Zahnpflegefirma mit dem Biss in den Apfel. Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können. Die erotische Komponente von "beißen" sei in diesem Zusammenhang nur angedacht.

Nun kommt es immer wieder vor, dass ich Kolleginnen, Kundinnen und Passantinnen alleine mit einem Apfel sehe. Als Snack zwischendurch oder gar als nicht gerade üppiges Mittagsmahl. Äpfel scheinen überhaupt der weibliche Mittagssnack par excellence zu sein. Es ist schon klar, dass Äpfel das ganze Jahr über verfügbar sind. Als klassisches Obst i Europa greifen Äpfel natürlich auf eine längere Tradition zurück als etwa teuer importierte Südfrüchte. Aber erklärt dies allein das Zurückgreifen auf den Apfel? Oder hat es doch etwas mit mit Adam und Eva zu tun hat?

Frauen und Männer - Rollenbilder 1.1.

Ach ist die Welt nicht wunderbar. Gender Mainstreaming, wo man/frau nur hinschaut. Also zumindest bei uns in der Firma. Frauen in den entscheidenden Positionen. Männer sind fast schon unterrepräsentiert. Es ist fraulich. Herrlich. Menschlich. Auch inhaltlich wird viel Wert auf "Gender Mainstreaming" gelegt. Das fängt schon mit dem richtigen Sprachgebrauch an. Frauen und Männer werden korrekt angesprochen. Das "generische Masulinum" (alle Mitarbeiter wird zu alle Mitarbeiter/innen) ist quasi abgeschafft. Gelegentliche Ausrutscher bestätigen die Regel. Selbst bei technischen Angelegenheiten, wie der PC-Wartung sind Frauen die ersten Ansprechpersonen. Und das ist auch gut so.

Und dann doch der Rückfall. Gibt es etwas "Schweres" zu tragen, sind Tische und Sessel zu verstellen oder etwas Ähnliches werden die "starken Männer" geholt. Trotz technischer Hilfsmittel wie der allseits beliebten Rodel. Die werten Kolleginnen meinen dann einfach lapidar, dass es nicht ihre Aufgabe sei Tische und Sessel zu verstellen. Ist es denn die Aufgabe der Männer. So als hätte es nie Gender Mainstreaming gegeben. Ein Kollege darauf hin. Beim Gender Mainstreaming geht es ja darum, dass den Frauen und den Männern dieselben Möglichkeiten eingeräumt werden. Und die haben sie ja. Sie wurden ja eingeladen mitzuhelfen. Trotzdem: Es lebe die alte Rollenverteilung.

Oben Ohne

Nach einer Nachricht auf "www.diestandard.at" haben Männer mit Bart weniger Chancen bei Frauen als Männer mit Gesichtsgestrüpp. Lediglich drei Prozent der befragten Frauen finden laut einer GfK-Umfrage für die "Apotheken-Umschau" einen Vollbart attraktiv. Hingegen kommt der Dreitagesbart in 22 Prozent der Fälle gut an. Wobei die Frage nicht geklärt ist, ob es sich beim Dreitagesbart um zurückgestutzte ausrasierte gepflegte Dreitagesbärte handele oder um nachlässiges Nicht-Rasieren.

Genauso finster schaut es für den Schnurrbart, Schnauzbart oder einfach nur Schnauzer aus (10 Prozent). Etwas überraschend: der verwegene Spitzbart mit nur 5 Prozent ist noch hinter dem klassischen Schnauzer angesiedelt und toppt somit nur knapp den Vollbart.

51 Prozent der Befragten zögen glatt rasierte Männer vor und für 16 Prozent sei jede Form der Behaarung in der unteren Gesichtshälfte störend.

Was der Artikel nicht berücksichtigt, ist dass Bärte und Gesichtsbehaarung ein kulturelles Phänomen sind. Im 19 und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Bärte ein Statussymbol und auch junge Burschen freuen sich noch heute riesig über den ersten Bartwuchs - da Barthaare in der Pubertät als Männlichkeitssymbol gesehen werden.

Frauenfußball und Fußballfrauen 1.2.

Frauen und Fußball ist ein Thema voller Missverständnisse. Für viele Männer ist der Fußball das letzte männliche Reservat, in dem sie vor Frauen sicher sind. Frauen wollen sehr oft nichts mit dem Thema Fußball zu tun haben und widmen sich anderen Themen.

Auch wenn die Dinge so klar scheinen, ist Fußball ein Thema, das niemanden kalt lässt. Jede/r bezieht klar Position. Man/frau liebt oder hasst ihn. Andere lässt Fußball gleichgültig. Ein sowohl als auch gibt es nicht. Die Erziehung spielt hier eine gewisse Rolle. Jungen bekommen einen Fußball geschenkt, Mädchen eine Puppe. Somit bekommen Frauen doch bereits in ihrer Erziehung mit, dass es sich da um etwas für die Burschen handelt und Frauen eher Völkerball oder Barbie und Ken spielen gehen sollen.

Die Primärsozialisation ist daher ein wichtiges Argument für das geringere Interesse zahlreicher Frauen am Geschehen rund ums Leder. Dies klingt wie ein Klischee oder ein Pauschalurteil Aber wie jedes Klischee gibt es auch beim Thema "Frauen und Fußball" einen wahren Kern. In einem Artikel von Gabriele Rohmann lesen wir, dass das Station zwar eine Männerwelt sei, jedoch eine heterogene. Der ideale männliche Fußballfan wurde schon von Kind weg vom Vater mit ins Station genommen und erhielt so seine Sozialisation. Ähnliches berichten Frauen, die von Kindesbeinen an, ins Stadion gingen. Das Thema Völkerballspielen für die Mädchen und Fußball für die Burschen sei vor allem dort ein Thema, wo sich Mädchen nicht für die "klassischen" Mädchenspiele interessieren. (Rohmann http://www.jugendszenen.com/_data/ws07_rohmann.pdf) Mit anderen Worten: Mädchen, die sich nicht für die Spieler ihrer Geschlechtsgenossinnen interessieren, wenden sich eher zu so genannten Jungenspielen.

Männerbündische Rituale sind sicherlich ein weiteres Argument für die Zielgruppe Männer und wirken abschrecken auf Frauen. Und die damit verbundene Gewalt - Stichwort "dritte Halbzeit" und verbale Grätschen tragen das Ihrige dazu bei, weibliche Fans von diesem wunderbaren Sport abzuhalten.
Frauen auf dem Fußballplatz
In früheren Zeiten waren Themen wie Sitte und Anstand und die Kleidung dafür verantwortlich, dass Frauen sich dem Sport nicht widmen durften, obwohl es ja schon sehr früh in der Geschichte Ansätze vom Fußballfrauensport gegeben hat. Dazu schreibt Judith Schallnmeier vom Büro der Grazer Frauenbeauftragten:

"Der erste Schritt um zu zeigen wie es in der Gegenwart um Frauenfußball steht ist der in die Vergangenheit zu sehen. So sollen bereits im Frankreich des 12.Jahrhunderts Frauen am Volkssport „la soule“, dem Vorläufer des heutigen Fußballs, teilgenommen haben.Aus dem frühen 18.Jahrhundert stammt die Erzählung eines Brauchs, wo unverheiratete gegen verheiratete Frauen spielten und versuchten, eine gefüllte Tierblase zwischen zwei Torpfosten zu schießen. Um 1900 lassen sich ebenfalls Quellen finden, die belegen, dass Frauen schon damals Fußball spielten, obwohl noch weithin die Meinung herrschte, dass dieser Sport sehr unpassend für Frauen und Mädchen sei. 1894 gründete die Londonorin Nettie Honeyball die erste englische Frauenfußballmannschaft, die British ladies. Während im Jahr 1895 vor rund 10 000 Zuschauern ein Match ausgetragen wurde, fanden sich noch genug Kritiker, deren größte Sorge bei dem fehlende Anstand und den weniger graziösen Bewegungen lag." (Schallmeiner, http://www.frauenbeauftragte.at/infothek/Download_pdf/Frauen_und_Sport.pdf)

Für mich drängt sich eine weitere Hypothese auf: Die Überbetonung der Athletik in Mitteleuropa und die spielerische Härte in vielen Ligen über Jahrzehnte hinweg, waren aus meiner Sicht, auch nicht gerade förderlich um Frauen für den Sport zu begeistern. Männer sind eben primitiv und wenn der Lieblingssport nun auch noch primitiv ist... Was soll frau dazu sagen ;-)

Aber die gute Nachricht ist, dass die Perspektive zum Thema sich verändert. Das liegt daran, dass langsam nicht mehr einseitig über das Thema berichtet wird und wahrscheinlich auch daran, dass zwei Groß-Events (WM 2006 und EM 2008) im deutschsprachigen Raum stattfinden und somit nicht zuletzt aus Marketinggründen eine positive Darstellung der Sportart nötig ist. Dies wird besonders dann klar, wenn "Fans" nicht mitspielen und sich ein mehr oder weniger aufführen. Dennoch finde ich folgende Darstellung des Themas sehr nett:

"Gedichte sind prima, Modelleisenbahnen auch. Aber leider fehlt beiden Massentauglichkeit, sie schließen zu viel und zu viele aus. Im Gegensatz zum Fußball, der zugleich einfach und komplex genug ist, der sowohl extrem emotional als auch extrem analytisch wahrgenommen werden kann. Fußball ist die einzige Sprache, die alle verstehen (auch die, die das Massenereignis Fußball ablehnen und sich ihm entziehen); Fußball spricht alle an und schließt keinen aus (es sei denn, jemand will ausgeschlossen sein). Fußball grenzt keine Schicht aus, keine Region, keine Generation. Und auch kein Geschlecht."
(Katrin Weber-Klüver: Die WM der Frauen. Spiegel Online, 07. Juli 2006. http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,425324,00.html)

Auch wenn Fußball ein männerdominierter Sport ist, grenzt er prinzipiell niemanden aus, obwohl es natürlich immer wieder zu Ausgrenzungen kommt. Diese haben aber dann nur mehr sehr wenig mit dem Sport an sich zu tun. Und dennoch gilt es einen zweiten Blick auf diese vermeintliche Öffnung zu legen. Ein Ungleichgewicht ist festzustellen, auch in der wissenschaftlichen Betrachtung des runden Leders. Während es für Soziologen mittlerweile sehr schick ist, über den europäischen Volkssport Nummer Eins zu berichten, wurden Frauen als Fans erst in den letzten Jahren entdeckt. Dabei sind 50 Prozent aller Ländermatch-Zuseher/innen weiblich (gemeint sind Übertragungen im Fernsehen). Knapp 1/2 der deutschen Bundesliga wird live vor Ort von weiblichen Fans verfolgt. Aber Fußball als Forschungsfeld von Frauen für Frauen - Pionierarbeit. Almut Sülzle hat drei Jahre Feldforschung bei den "Kickers Offenbach" betrieben und die Journalistin und Übersetzerin aus Hamburg Nicole Selmer ist ein Fan von Borussia Dortmund. Sie hat auch ein Buch verfasst" Watching the Boys Play". (heureka! Wissenschaftsmagazin im Falter 01-08)

Die Männerwelt beginnt also in jedem Segment des "runden Leders" zu bröckeln. Und das ist auch gut so. Sportlich gesehen war es in Deutschland vor allem die Fußballnationalfrauschaft die die Fahnen hochhielt, als es bei ihren männlichen Kollegen nicht so lief. Und das war immerhin in der Prä-Klinsmann-Löw-Zeit meistens so. Den positiven Ausrutscher bei der Fußball-WM in Südkorea wollen wir mal als Betriebsunfall werten, da die Deutschen dort lediglich ihrem Ruf als Turniermannschaft gerecht wurden.

Aber zurück zum Thema Frauen und Fußball. In der Tat konnte sich der Frauenfußball in Deutschland profilieren. In den USA gilt Frauenfußball als eine der wichtigsten Sportarten. In Österreich hingegen scheint dies nicht der Fall zu sein. Dies liegt natürlich auch daran, dass der Frauenfußball an sich noch immer ein Vereinsfußball im ursprünglichen Sinn ist. Die allgemeine Kommerzialisierung, wo wie bei den Männern, wo die Vereine nur mehr der Form nach gewahrt sind, ist weitgehend schwach ausgeprägt. Dies hat aber auch sein Gutes. Frauenfußball ist dadurch um einiges authentischer.

Aber dennoch: Durch das Paradigma "Gender Mainstreaming" erhält auch der Frauenfußball zusätzliche Aufmerksamkeit. Ähnlich verhält es sich bei den Fans. Ich kann mich nur wiederholen: Die Männerbastion der Zuschauer scheint langsam zu Kippen. Es entstehen Frauenfußballfanclubs von männlichen Fußballmannschaften. Eine gewisse Prominentheit haben die weiblichen Frauenfußballfanklubs der Wiener Austria "Violet Soles" und "Ladies Austria Wien" bekommen. Vor allem die Chefin von den "Ladies" wurde in diversen medialen Berichten um ihre Meinung gebeten. Ulrike H. wehrt sich dagegen, dass es den Frauen nur um die feschen Burschen am Rasen ginge und Fußball für sie mehr darstellt, als die knackigen Hintern, die dort präsentiert werden. (Mehr dazu unter: Radio Wien Online). Welche weiblichen Fans gibt es? So wie bei den Männern, gibt es auch unter den Frauen verschiedene Formen der Fankultur. Gabriele Rohmann unterscheidet hier nach der Studie von Selmer und Sülzle in drei Gruppen: "(a) Aktive und kenntnisreiche Expertinne, die den männlichen Duktus oft imitieren und sich ihr Dasein über Wissen und regelmäßige Stadionbesuche erkämpfen. (b) Groupies, die eher popkulturell beeinflusst ihr Fansein auf das äußere Erscheinungsbild der Fußballer fokussieren und im Stadion die Nähe zu den Fußballern suchen. (c) Frauen, sie von der männlichen Fanwelt abschotten und eigene Clubs bilden, in denen sie sich entfalten können oder in denen sie den Sexismus der Männer persiflieren [...]" (Rohmann http://www.jugendszenen.com/_data/ws07_rohmann.pdf). Solche Provokationen gäbe es, wenn Frauen demonstrativ mit dem Sexismus spielen und sich "Titten Auswärts" oder "Hooligänse" nannten (heureka! 1-08). Die Technik ist sehr einfach und wurde von von einigen (Sub)kulturen erfolgreich angewandt. Negative Begriffe für die eigene Gruppe positiv besetzen. Man/frau denke nur an "schwul" und "nigger". Die erwähnte Almut Sülzle ist davon überzeugt, dass man/frau dem Fußball auch den Sexismus austrieben könnte, da er sich ja ständig verändert.

Aber zurück zu den "Fan/innen". Ich persönlich würde - ohne, dies genauer erforscht zu haben - die Kategorie "Begleiterinnen" hinzufügen. Gemeint sind Frauen, die ihren Freund/Mann/Sohn/Tocher ins Stadion begleiten und zunächst nur einfach dem Spiel beiwohnen. Aus diesem "Beiwohnen" kann sich echtes Interesse entwickeln. Alle vier Gruppierungen bewegen sich unterschiedlich im männlich dominierten Raum. Dazu ist natürlich auch zu sagen, dass es auch einen Unterschied macht, wo Mann/Frau sich im Stadion aufhält. Bevorzugt der weibliche Fan eher die so genannten Kurve oder nehmen sie auf den Seitenteilen Platz - auf den so genannten Familientribünen. Oder bewegt frau sich im VIP-Bereich, der fast in jedem modernen Stadion existiert. Ich vermute, dass es auch einen Zusammenhang gibt zwischen diesen Bereichen. Gut so, dass es auch immer mehr Frauen ins Stadion zieht und den Vorwurf, dass es bei Red Bull Salzburg keine Fans gibt, sondern nur Zuschauer und Zuschauerinnen kann ich nicht ganz verstehen. Um in Österreich ein Bundesligaspiel live vor Ort zu sehen, muss mensch eine schöne Stange Geld hinblättern, besonders dann, wenn man etwas vom Spiel haben will. Familienfreundlichkeit der Vereine bedeutet auch mehr Frauen ins Stadion zu bekommen und für den Sport zu begeistern. Bei Rapid wird dies über die Greenies versucht. Marketing à la Ikea: Wende dich an die Kids und du hast die Eltern im Schlepptau. Auch dies spricht für meine These, dass es eine vierte Gruppe von weiblichen Fans gibt: "die Begleiterinnen". Bleibt zu hoffen, dass aus den Begleiterinnen eigenständige weibliche Fans werden. Aber zudu müssten die Vereine auch etwas Beitragen und "Gender Mainstreaming" wirklich leben. Gesonderte Fankollektionen für Frauen in denen sich die Farbe "rosa" einschmuggelt - so etwa im Fankatalog von Rapid Wien - sind ein eindeutiges semiotisches Zeichen, dass zwischen männlichen und weiblichen Fans unterschieden wird. Vereinsfarben für die Männer, rosa + Vereinsfarben für die Frauen. Ebenso die Ermäßigungen für Tickets sollten wegfallen. Damit würde "weiblichen Fans" der Sonderstatus genommen. Angeblich "verbindet" Fußball ja.

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