Dienstag, 7. Oktober 2008

Date Rape

Vor einiger Zeit las ich im "Irish Independent" einen Beitrag über "Date Rape" (siehe auch Wörterbuch). Anlass der Diskussion war die bekannte Schauspielerin Helen Mirren. Helen Mirren ist einem breiteren Publikum durch ihre Rolle als "Queen" (für den Sie den Oskar bekam) oder in den "Calendar Girls" bekannt.

In einem in England erschienen Interview machte Helen Mirren von sich reden. Sie vertrat die Meinung, dass das so genannte Date Rape (Vergewaltigung bei einem Rendez-Vous, meist nach hohem Alkohol- und/oder Drogenkonsum) nicht vor Gericht verhandelt werden sollte. Sie forderte also nichts anderes als die Entkriminialisierung.

Damit trat sie eine Diskussion in den britischen und englisch-sprachigen Medien los, die ihres Gleichen sucht. Einerseits wurde das Thema beleuchtet und etliche Artikel darüber geschrieben (wie eben in besagtem Irish Independant-Artikel oder auch in der Cosmopolitan) andererseits setzte ein Sturm der Entrüstung ein.

So vertrat Martina Devlin in der Ausgabe vom 4. September des Irish Independent folgende Meinung: "Of course, a woman has the right to call a halt at any stage of sexual encounter. But if she's so tanked up she can't say her name let alone say no to sex, then claiming rape is difficult. Unwanted sexual attention? Absolutely. Predatory behaviour on a man's part? Certainly. Rape? Afraid not." (Frei übersetzt: Natürlich hat eine Frau zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit "Halt" zu sagen, doch wenn sie so abgefüllt ist, dass sie weder ihren Namen aussprechen noch nein zu Sex kann, wird es schwierig von einer Vergewaltigung zu sprechen. Ungewollte sexuelle Zuwendung? Absolut? Raubtierhaftes Verhalten des Mannes? Sicherlich. Vergewaltgung? Bedaure, nein). Konsequent auch die Definition von "Date Rape": "Nonconsensual sex, but without the use or threat of violance". (Also nicht einvernehmlicher Geschlechtsverkehr, doch ohne die Androhung und Anwendung von Gewalt.). Eine Grauzone, die man/frau am besten mit "ausnützen" umschreiben kann. Der von Devlin beschriebene Fall

Natürlich wird dieser Standpunkt (und jener von Helen Mirren) nicht von allen Kommentator/innen geteilt. So wurde ein Leserbrief am 8. September in derselben Zeitung veröffentlich in dem eine gewisse Marie Sandland heftig widersprach: Der Mythos, dass Frauen für eine Vergewaltigung "zu tadeln" seien, sprich eine Art von Mitschuld hätten, würde seit Jahren von Frauenorganisationen bekämpft. Die Leserbriefschreiberin gesteht ein, dass es sich bei der Thematik "Date Rape" um eine Grauzone handele, doch das Fallbeispiel, das Devlin brachte, sei ein klarer Fall von Vergewaltigung. Die Autorin bezieht sich dabei auf eine angebliche Passage im Gesetz, dass "rücksichtsloses Verhalten" des Mannes, genauso dazu zähle. Auf jeden Fall zementiere der Artikel die Ansicht, dass Frauen, die sich in einer bestimmten Weise verhielten, gerade darum betteln würden.

In der ganzen Diskussion stellen sich für mich zwei Grundfragen: (1) Ist ein Date bereits eine Einladung zum Geschlechtsverkehr? und (2) Inwiefern kann auf Zurechnungsfähigkeit plädiert werden, wenn bei BEIDEN ausreichend Alkohol/Drogen im Spiel waren. Mit ausreichend meine ich, dass eine konkrete Erinnerung nicht mehr möglich ist.

Zur ersten Frage einige Überlegungen:
Ein Rendez-Vous oder ein Date ist vom Prinzip her noch immer eine einvernehmliche Geschichte, die zwar kulturell leicht unterschiedlich gehandelt werden kann. Es geht jedoch aus meiner Sicht darum, den oder die andere/n kennen zu lernen. Einen netten Abend miteinander zu ziehen und die Grenzen zunächst bei sich selbst zu ziehen und diese Grenzen auch a priori zu verhandeln. Eine dieser Grenzen muss immer jene sein, dass ich selbst zurechnungsfähig bin. Dies gilt für Mann und Frau. Klare Spielregeln sind ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung.

Zur zweiten Frage:
Der Umgang mit Alkohol und Drogen erzählt viel über unsere Gesellschaft. In Irland ist mir aufgefallen, dass das Thema Alkohol sowohl bei Frauen als auch bei Männern durchaus vorhanden ist. Vor allem Single-Frauen sind in den Pubs anzutreffen und sie trinken keinen Orangensaft. Daher versteht sich auch der Schluss in Devlins Artikel: "Women neet do be aware consequences can occur when they drink - alcohol lowers theri defences. (...)" (Frei übersetzt: Freuen müssen sich der Konsequenzen bewusst sein, wenn sie Alkohol trinken. Der Alkohol verringert ihre Verteidigung.)

To be continued

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