...die gleichen Typen, die nerven

Endlich mal wieder eine Audi-Max-Besetzung. Endlich wurde der honorige Saal mal wieder zum Symbol und zum Plenum für eine streikende Studierendenschaft ausgewählt. Die Themen sind dieselben wie in den letzten Jahrzehnten. Es geht immer irgendwie um die Qualität der Lehre und um den so genannten freien Hochschulzugang.

Grund genug dem besetzten Auditorium nach langer Zeit meines Abschiedes einen Besuch abzustatten. Er präsentierte sich im neuen Licht, alles mutete professioneller an. Auch die Studierenden schienen anders organisier. Die neuen Medien hatten offensichtlich definitiv Einzug gehalten. Wenn zu meiner Zeit ein/e Studierende/r seinen/ihren Laptop auspackte, wurde er oder sie argwöhnisch beäugt. Aber dies scheint grundsätzlich anders geworden zu sein Die Net- Notenbooks sind Student's Best Friend.

Um mich ein wenig zu orientieren streifte ich die zahllosen Flyer und Hinweisschilder, die mit Tixo an den Seiten des Audi Max angebracht waren.

Ein fotokopierter Zettel mit dem Konterfei von Rudi Dutschke zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich war schon dabei mein Vorurteil, dass seit 1968 sich kaum etwas in der studentischen Protestkultur verändert haben soll, bestätigt zu sehen. Rudi Dutschke und Che Guevara die immergleichen Ikonen der linken Protestbewegung.

Doch der Text ließ mich stutzig werden. Es ging sinngemäß darum, dass immer die gleichen Männer das Wort führten im Plenum indem sie das Mikrophon besetzten. Der/Die Schreiber_in meinte, dass diese Männer sinngemäß sich gerne reden hörten und kaum praktische/sinnvolle Beiträge lieferten. Rudi Dutschke als Sinnbild für den statusorientierten, männlichen Pseudorevolutionär, den ideologischen Dampfplauderer? Wird hier bewusst das Symbol des studentischen Protestes in Europa, der fleischgewordene Messias der 68er in sein Gegenteil verkehrt. Ist Dutschke nur mehr ein Synomym für eine männliche, revolutionäre Pose, die von vorgestern herrscht?

In der Tat: wo sind die weiblichen Ikonen der 68er-Bewegung, wenn wir jetzt einmal von den RAF-Terroristinen absehen. Alice Schwarzer? Schwer zu sagen. Die Ein-Frau-Filiale des modernen deutschen Feminismus kann nicht für alles verantwortlich gemacht werden oder immer als Vorzeige-Feministin herhalten.

Es scheint als sei auch die Protestkultur in Österreich eine männliche. Zumindest war das zu meiner Zeit so. Die Wortführer_innen waren bis auf wenige Ausnahmen Männer. Einige wenige Frauen waren auch dabei. Doch schienen diese ihre männlichen Kollegen und Genossen an Härte und Unnachgiebigkeit noch ausstechen zu wollen. Vielleicht sind deshalbn die Formen über die Jahre erstarrt und so sehr auf Repräsentation, auf Alles oder Garnichts und auf Konfrontation ausgerichtet. Wäre es z.B. denkbar Studium und Protest zu verbinden...Die Aufteilung im Plenum des Audi-Max war fast schon klassisch. Die Moderation wurde von einem Mann übernommen, die Schriftführung von einer Frau.

Wie würde ein Protest ausschauen, der nur von Frauen getragen wird? Würde da nicht die Beziehung im Vordergrund stehen und nicht die Profilierung?

Ein interessantes Gedankenexperiment. Ich bin der unbekannten Schöpferin des Dutschke-Zettels genauf dafür dankbar.

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