8 Thesen zur Einkommensverteilung zwischen Mann und Frau
Einige Thesen zur aktuellen Diskussion: Unterschiedliches Einkommen der Geschlechter
(1) Die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau werden mit ca. 25 Prozent festgesetzt. Dies ist ein Mischwert, der nicht das West- Ostgefälle berücksichtigt. Der Unterschied zwischen Städten und Dörfern geht genauso wenig daraus hervor. Auch werden Karriereverläufe, Berufsgruppen nicht berücksichtigt. Wie viel ist der Unterschied bei Männern und Frauen bei einem Bruttogehalt von 1500 Euro, von 2500 Euro oder von 5000 Euro. Wie sieht es in stark weiblich dominierten Branchen aus? Wie in stark männlichen? Sinkt das Lohnniveau nicht drastisch in Branchen in denen die Mehrheit der Beschäftigten weiblich sind.?
(2) Die Diskussion ist auch auf dem Hintergrund der Armutsgefährdung zu führen. Wie viel muss ein Mensch verdienen, um „über die Runden zu kommen.“ Ein gesetzliches Mindesteinkommen würde tatsächlich einiges an Ungerechtigkeiten bereinigen, vor allem im unteren Lohnsegment.
(3) Die Kommunikation ist in einer globalisierten Welt mit derart vielen Medien nicht sehr einfach. Politische Messages müssen einfach und pauschal formuliert werden, damit sie bei den Zielgruppen ankommen. Dennoch empfinde ich die Diskussion als undifferenziert.
(4) Die Diskussion der Ungleichheiten zwischen Mann und Frau wird stets über den Faktor Erwerbsarbeit und Lohnarbeit geführt. Wie sieht es denn aus mit „Jobs“, die nicht mit einem Entgelt versehen werden, wie etwa die Pflege von Angehörigen (ich meine nicht die Pflegeversicherung), das gemeinnützige Engagement, der Haushalt, sonstige Mehrarbeit, die nicht entlohnt wird (im Handel teilweise beliebt). Warum ist eine ordentliche Grundsicherung noch nicht beschlossen worden?
(5) Maßnahmen, die vollmundig angekündigt werden, werden kaum umgesetzt. Die Frauen/Gehaltspolitik tritt in so manchen Bereichen seit 20 Jahren auf der Stelle. Die Fortschritte sind minimal. Auch der aktuellen Frauenministerin fehlt die Durchsetzungskraft. Sie kündigt an einem Tag an Unternehmen bestrafen zu wollen, die unterschiedliche Gehälter bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit auszahlen. Nach Unterredung mit dem Wirtschaftsminister ist davon keine Rede mehr. In einer Fernsehdiskussion (Report, vom 30. 06. 2009) betonte der Chef des Managementclubs Herbert Paierl, dass man(n) ohnehin gegen Gehaltsunterschiede entlang der Geschlechteraxe seien; man(n) lehne jedoch Bestrafungen ab (nona net!), sondern wünsche sich Förderungen. Frauenministerin Heinisch-Hosek reagierte medial entzückt über diese Äußerungen. Förderungen ist im orwellschen Wirtschaftsneusprech ein Synonym für Kapital – entweder in direkter Form von Subventionen oder in indirekter Form über Preise, Auszeichnungen etc. (=indirektes Kapital). Meine These ist: Eine Frauenministerium kann nur dann etwas umsetzen, wenn es direkt an das Wirtschafts- oder Finanzministerium gekoppelt ist – oder zumindest das unbedingte Wohlwollen des Finanzministeriums hat. Ansonsten bleibt die Frauenministerin – und ich denke nicht nur in Österreich – eine ständige Bittstellerin beim Finanzministerium. Die Wirtschaft macht die Musi', auch in der Politik.
(6) Die gesellschaftliche und politische Defintionsmacht liegt nach wie vor stark bei den Männern. Aktuell besetzen gerade Doris Bures (SPÖ) und Maria Fekter (ÖVP) ein Ministerium, das man/frau als entscheidend und wichtig sehen könnte; Bures steht einem Ministerium vor, das jedoch nicht mehr das Schwergewicht ist, das es einmal war. Bei zunehmender Privatisierung der Netzwerke wird gerade das Infrastrukturministerium weniger. Maria Fekter scheint als Innenministerin sich den Spitznamen „eiserne Lady“ verdienen zu wollen. Sie bevorzugt die harte Gangart. Wie viele der Ministerien sind mit einer Frau besetzt. In Österreich sind es gerade einmal 5 von 14.
(7) Den weiblichen Beschäftigen weniger Lohn zu zahlen ist doppelt diskriminierend: (1) weil es im Widerspruch zum Leistungsprinzip steht, das der Kapitalismus so gerne vor sich her trägt. (2) gesellschaftliches Ansehen und Einkommen in einer Wechselwirkung stehen. Weniger Geld bedeutet weniger gesellschaftliche Anerkennung, weniger gesellschaftliche Anerkennung bedeutet in den meisten Fällen auch weniger Geld. Ein teuflischer Zirkel aus dem nur sehr schwer auszubrechen ist.
(8) Etliche Antidiskriminierungsmechanismen, wie das Ausschreiben von Stellen in geschlechtsneutraler Weise, führen definitiv zu versteckten Diskriminierungen und zu einem unnötigen Bewerbungsaufkommen. Die Antidiskriminierungsmechanismen am Arbeitsmarkt (über das Geschlecht hinausgehend – Stichwort Diversität) sind totes Recht. Hieraus ergeben sich zwei Möglichkeiten: (1) zurück zur diskriminierenden Ausschreibungspraxis nach dem Prinzip „Wer zahlt, schafft an“ und niemand darf sich beschweren oder (2) hin zu einer nachdrücklichen Durchsetzung bestehender Antidiskriminierungsmechanismen bei gleichzeitigem Ausbau der bestehenden Gesetze.
To be continued...
(1) Die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau werden mit ca. 25 Prozent festgesetzt. Dies ist ein Mischwert, der nicht das West- Ostgefälle berücksichtigt. Der Unterschied zwischen Städten und Dörfern geht genauso wenig daraus hervor. Auch werden Karriereverläufe, Berufsgruppen nicht berücksichtigt. Wie viel ist der Unterschied bei Männern und Frauen bei einem Bruttogehalt von 1500 Euro, von 2500 Euro oder von 5000 Euro. Wie sieht es in stark weiblich dominierten Branchen aus? Wie in stark männlichen? Sinkt das Lohnniveau nicht drastisch in Branchen in denen die Mehrheit der Beschäftigten weiblich sind.?
(2) Die Diskussion ist auch auf dem Hintergrund der Armutsgefährdung zu führen. Wie viel muss ein Mensch verdienen, um „über die Runden zu kommen.“ Ein gesetzliches Mindesteinkommen würde tatsächlich einiges an Ungerechtigkeiten bereinigen, vor allem im unteren Lohnsegment.
(3) Die Kommunikation ist in einer globalisierten Welt mit derart vielen Medien nicht sehr einfach. Politische Messages müssen einfach und pauschal formuliert werden, damit sie bei den Zielgruppen ankommen. Dennoch empfinde ich die Diskussion als undifferenziert.
(4) Die Diskussion der Ungleichheiten zwischen Mann und Frau wird stets über den Faktor Erwerbsarbeit und Lohnarbeit geführt. Wie sieht es denn aus mit „Jobs“, die nicht mit einem Entgelt versehen werden, wie etwa die Pflege von Angehörigen (ich meine nicht die Pflegeversicherung), das gemeinnützige Engagement, der Haushalt, sonstige Mehrarbeit, die nicht entlohnt wird (im Handel teilweise beliebt). Warum ist eine ordentliche Grundsicherung noch nicht beschlossen worden?
(5) Maßnahmen, die vollmundig angekündigt werden, werden kaum umgesetzt. Die Frauen/Gehaltspolitik tritt in so manchen Bereichen seit 20 Jahren auf der Stelle. Die Fortschritte sind minimal. Auch der aktuellen Frauenministerin fehlt die Durchsetzungskraft. Sie kündigt an einem Tag an Unternehmen bestrafen zu wollen, die unterschiedliche Gehälter bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit auszahlen. Nach Unterredung mit dem Wirtschaftsminister ist davon keine Rede mehr. In einer Fernsehdiskussion (Report, vom 30. 06. 2009) betonte der Chef des Managementclubs Herbert Paierl, dass man(n) ohnehin gegen Gehaltsunterschiede entlang der Geschlechteraxe seien; man(n) lehne jedoch Bestrafungen ab (nona net!), sondern wünsche sich Förderungen. Frauenministerin Heinisch-Hosek reagierte medial entzückt über diese Äußerungen. Förderungen ist im orwellschen Wirtschaftsneusprech ein Synonym für Kapital – entweder in direkter Form von Subventionen oder in indirekter Form über Preise, Auszeichnungen etc. (=indirektes Kapital). Meine These ist: Eine Frauenministerium kann nur dann etwas umsetzen, wenn es direkt an das Wirtschafts- oder Finanzministerium gekoppelt ist – oder zumindest das unbedingte Wohlwollen des Finanzministeriums hat. Ansonsten bleibt die Frauenministerin – und ich denke nicht nur in Österreich – eine ständige Bittstellerin beim Finanzministerium. Die Wirtschaft macht die Musi', auch in der Politik.
(6) Die gesellschaftliche und politische Defintionsmacht liegt nach wie vor stark bei den Männern. Aktuell besetzen gerade Doris Bures (SPÖ) und Maria Fekter (ÖVP) ein Ministerium, das man/frau als entscheidend und wichtig sehen könnte; Bures steht einem Ministerium vor, das jedoch nicht mehr das Schwergewicht ist, das es einmal war. Bei zunehmender Privatisierung der Netzwerke wird gerade das Infrastrukturministerium weniger. Maria Fekter scheint als Innenministerin sich den Spitznamen „eiserne Lady“ verdienen zu wollen. Sie bevorzugt die harte Gangart. Wie viele der Ministerien sind mit einer Frau besetzt. In Österreich sind es gerade einmal 5 von 14.
(7) Den weiblichen Beschäftigen weniger Lohn zu zahlen ist doppelt diskriminierend: (1) weil es im Widerspruch zum Leistungsprinzip steht, das der Kapitalismus so gerne vor sich her trägt. (2) gesellschaftliches Ansehen und Einkommen in einer Wechselwirkung stehen. Weniger Geld bedeutet weniger gesellschaftliche Anerkennung, weniger gesellschaftliche Anerkennung bedeutet in den meisten Fällen auch weniger Geld. Ein teuflischer Zirkel aus dem nur sehr schwer auszubrechen ist.
(8) Etliche Antidiskriminierungsmechanismen, wie das Ausschreiben von Stellen in geschlechtsneutraler Weise, führen definitiv zu versteckten Diskriminierungen und zu einem unnötigen Bewerbungsaufkommen. Die Antidiskriminierungsmechanismen am Arbeitsmarkt (über das Geschlecht hinausgehend – Stichwort Diversität) sind totes Recht. Hieraus ergeben sich zwei Möglichkeiten: (1) zurück zur diskriminierenden Ausschreibungspraxis nach dem Prinzip „Wer zahlt, schafft an“ und niemand darf sich beschweren oder (2) hin zu einer nachdrücklichen Durchsetzung bestehender Antidiskriminierungsmechanismen bei gleichzeitigem Ausbau der bestehenden Gesetze.
To be continued...
spruecheklopfer - 3. Jul, 15:55