Mittwoch, 29. Oktober 2008

Männer sehen (gerne) rot

"Frankfurt/Main - Die Farbe Rot macht Frauen für Männer sexuell attraktiver. In einer amerikanischen Studie stuften die männlichen Teilnehmer eine auf einem Foto abgebildete Frau dann als besonders begehrenswert ein, wenn die Frau rote Kleidung trug oder wenn das Bild einen roten Rahmen hatte. Auf die Bewertung von Sympathie und Intelligenz hatte die Farbe dagegen keinen Einfluss."

Dies ergibt laut APA Aussendung und Berichterstattung in der hiesigen Presse zumindest eine Studie von der Universität Rochester. Es ginge dabei nicht um eine kulturell anerzogene Vorliebe, sondern um ein Programm, das auf der biologischen Ebene abliefe. Ganz ähnlich wie bei Primaten, wo eine rote Färbung der Geschlechtsorgane die Empfängnisbereitschaft signalisiere. Die Autor/innen der Studie behaupten, dass es eine Parallele in der Art der Reaktion gäbe (sowohl bei Menschen als auch bei Primaten.)

Eine interessante Studie, die natürlich einige Vorurteile zu bestätigen scheint. Ich höre schon die Unkenrufe über die Primitivität des Mannes. Aber einige Gedanken lassen mich doch zweifeln. Allein die These, dass es sich um ein rein biologisches Programm handele, empfinde ich als Reduktion. Zweifelsohne ist "rot" eine starke Signalfarbe, die unsere Aufmerksamkeit besonders berührt. Nicht umsonst wird "rot" eingesetzt, um im Straßenverkehr, aber auch im Verkauf, die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer/innen und/oder Kund/innen zu lenken. Wohlgemerkt die Aufmerksamkeit von beiden Geschlechtern. Dass hier ein biologisches Programm angesprochen wird, ist sicherlich unbestritten. Die Farbe "rot" hat jedoch auch kulturell gewachsene Implikationen, die nicht zu negieren sind. In den meisten Kulturkreisen ist "rot" als besondere Signalfarbe akzeptiert /verbreitet und wird auch dementsprechend eingesetzt. Selbst in der katholischen Liturgie ist "rot" eine ganz besondere Farbe und wird nur zu sehr bestimmten, sehr feierlichen Anlässen zugelassen (Pfingsten). "Rot" als Trauerfarbe ist durchaus verpönt und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie trauernde Angehörige (vor allem) Witwen sehr darauf bedacht waren und sind, im ersten Jahr nach dem Dahinscheiden ihres Gatten kein "rot" zu tragen. Vor allem aus Gründen einer möglichen falschen Deutung durch andere Menschen.

Und wenn Casinos - etwa jenes in Baden bei Wien - in ihrer neuen Inneneinrichtung ganz bewusst auf die Farbe "rot" setzen, genauso wie das so genannte Rotlichtmilieu, aber auch Archetypen wie Schneewittchen mit dem roten Mund und der besonders weißen Haut arbeiten, dann denke ich, dass "rot" unbestritten die Farbe der Verführung und der Sexualität ist.

Interessant wäre es die Studie mit schwulen und lesbischen Vergleichsgruppe zu machen, respektive mit heterosexuellen Frauen, denen in rot gewandete Männer vorgelegt werden. Von derartigen Vergleichsgruppen ist nämlich in besagtem Artikel keine Rede.

Und noch ein Hinweis: Der Online-Artikel des Standard berichtet in zwei verschiedenen Ressorts zu diesem Thema. Einmal unter dem Ressort "Wissenschaft" und einmal auf dieStandard. Oben zitiere ich den ersten Absatz des Artikels auf die Standard. Im Ressort Wissenschaft beginnt der Artikel wie folgt:

"Dass Männer recht einfach funktionieren, ist hinlänglich bekannt. Wie einfach, ist dann doch immer wieder aufs Neue erstaunlich. Nun fanden Psychologen der Universität Rochester im Bundesstaat New York heraus, wie Frauen sich durch einen einfachen Trick sexuell attraktiver machen können: indem sie einfach rote Kleidung tragen."

Schön wenn Vorurteile im Wissenschaftsressort so präsent sind.

Link: Der Standard

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